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Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Titel: Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)
Autoren: Roger Zelazny
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doch, worum es geht.«
    Corwin?
Speichern unter »Corey.«
    »Vielleicht weiß ich nicht mehr Bescheid«, sagte ich. »Vergiß nicht, daß ich eine Weile geschlafen habe.«
    »Soll das heißen, du hast keinen Kontakt mehr gehabt?«
    »Seit meinem Erwachen hatte ich keine Gelegenheit dazu.«
    Sie legte den Kopf auf die Seite und kniff die herrlichen Augen zusammen.
    »Unbesonnen«, sagte sie, »aber möglich. Immerhin möglich. Vielleicht sagst du die Wahrheit. Bei
dir
wäre das denkbar. Ich will im Augenblick mal darauf eingehen. Vielleicht hast du sogar besonders klug und vorsichtig gehandelt. Ich werde darüber nachdenken.«
    Ich zog an meiner Zigarette und hoffte, daß sie noch mehr sagen würde. Aber da sie schwieg, wollte ich den möglichen Vorteil nutzen, den ich in diesem unverständlichen Spiel herausgeholt hatte – ein Spiel mit Spielern, die ich nicht kannte, und um Einsätze, von denen ich keine Ahnung hatte.
    »Die Tatsache, daß ich hier bin, besagt etwas«, meinte ich.
    »Ja«, erwiderte sie. »Ich weiß. Aber du bist schlau, also könnte dein Hiersein auf mehr als eine Möglichkeit hindeuten. Warten wir´s ab, dann sehen wir klarer.«
    Warten worauf? Um was zu sehen? Welche Möglichkeiten?
    In diesem Augenblick wurden Steaks und ein großer Krug Bier aufgetragen. Dadurch war ich vorübergehend der Notwendigkeit enthoben, geheimnisvolle und allgemeingültige Äußerungen zu machen, die sie für raffiniert oder verschlüsselt halten konnte. Mein Steak war sehr gut, innen saftig-rosa, und ich zerrte mit den Zähnen an dem hartgerösteten frischen Brot und schluckte durstig das Bier. Sie lachte, während sie kleine Bissen von ihrem Steak abschnitt.
    »Mir gefällt der Schwung, mit dem du das Leben anpackst, Corwin. Das ist einer der Gründe, warum es mir zuwider wäre, wenn du es verlieren würdest.«
    »Mir auch«, brummte ich.
    Während des Essens beschäftigte ich mich ein wenig mit ihr. Sie saß da in einem tief ausgeschnittenen Kleid, das grün war wie das Grün des Meeres und unten schwungvoll weit geschnitten.
    Musik ertönte, es wurde getanzt, Stimmen murmelten hinter uns. Ich trug Schwarz und Silber, und ... Die Vision verschwand. Aber es war ein echtes Stück aus meiner Erinnerung, davon war ich überzeugt; ich fluchte innerlich, daß mir das Gesamtbild fehlte. Was hatte sie mir damals gesagt, sie in ihrem grünen Kleid, ich in meinem schwarzsilbernen Gewand, in jener Nacht, beim Klang der Musik und der Stimmen – was hatte sie mir da gesagt?
    Ich schenkte Bier aus dem Krug nach und beschloß die Vision auf die Probe zu stellen.
    »Ich erinnere mich da an einen Abend«, sagte ich, »du warst von Kopf bis Fuß in Grün gekleidet, und ich trug meine Farben. Wie schön mir damals alles vorkam – und die Musik ...!«
    Ihr Gesicht nahm einen sehnsüchtigen Ausdruck an, die Wangenmuskeln entspannten sich.
    »Ja«, sagte sie. »War das nicht eine großartige Zeit? ... Du hast wirklich keine Verbindung mehr?«
    »Ehrenwort«, sagte ich, was immer mein Wort wert sein mochte.
    »Die Dinge sind im Grunde viel schlimmer geworden«, sagte sie, »und die Schatten enthalten mehr Schrecknisse, als man sich hat träumen lassen ...«
    »Und ...?« fragte ich.
    »Er hat noch immer seine Sorgen«, endete sie.
    »Oh.«
    »Ja«, fuhr sie fort, »und er wird natürlich wissen wollen, wo du stehst.«
    »Hier«, sagte ich.
    »Soll das heißen ...?«
    »Wenigstens im Augenblick«, sagte ich – vielleicht ein wenig zu hastig, denn sie hatte die Augen zu sehr aufgerissen. »Schließlich habe ich noch keinen rechten Überblick.« Was immer das bedeuten mochte.
    »Oh.«
    Und wir aßen unser Steak und leerten die Biergläser und warfen den Hunden die Reste vor.
    Hinterher tranken wir Kaffee, und ich erlebte einen Anfall brüderlicher Gefühle, die ich aber unterdrückte. »Was ist mit den anderen?« fragte ich – und das konnte alles bedeuten, klang aber ungefährlich.
    Einen Augenblick lang war ich besorgt, sie könnte mich fragen, was ich denn meinte. Statt dessen lehnte sie sich in ihrem Sessel zurück, blickte zur Decke empor und sagte: »Wie immer, hat man von keinem der Verschollenen gehört. Vielleicht war deine Methode die beste. Ich habe ja selbst Spaß daran. Aber wie könnte man je – die Pracht vergessen?«
    Ich senkte den Blick, weil ich nicht sicher war, was ich hätte hineinlegen müssen. »Das kann man auch nicht«, sagte ich. »Niemals.«
    Es folgte ein langes unbehagliches Schweigen. »Haßt du mich?«
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