Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Pollinger-Kinder und die Roboter von Blechheim

Die Pollinger-Kinder und die Roboter von Blechheim

Titel: Die Pollinger-Kinder und die Roboter von Blechheim
Autoren: Josef Carl Grund
Vom Netzwerk:
ein.
    „Schi-schießen Sie bi-bitte nicht wirklich!“ stotterte Roswitha.
    „Kindskopf!“ brummte Hans-Heinrich.
    Roswitha streckte ihm die Zunge heraus.
    Der Gepanzerte ließ den Helmkopf hängen. „Ich bin — ein Halbroboter“, stöhnte er.
    „Ein — was?“ fragte Hans-Heinrich.
    „Ein Halbroboter“, wiederholte der Boß von Blechheim mit dumpfer Stimme.
    „Ist das schlimm?“ erkundigte sich Roswitha.
    „Für mich schon“, gestand der Boß. „Meine Beine sind aus Blech. Aus Blech ist auch mein Körper bis auf das Herz, den Kopf und die Arme. Das Herz schlägt. Mit den Händen kann ich die Knöpfe, Hebel, Tasten und Kippschalter meines Schaltpultes bewegen, mit meinem Kopf kann ich denken, und mein Gesicht kann ich jederzeit verändern.“ Er seufzte. „Nur gehen kann ich bloß dreimal zwei Stunden am Tag.“
    „Wegen der Blechbeine?“ fragte Hans-Heinrich.
    „Ja“, sagte der Boß. „Mein lebendiges Herz hat nicht so viel Kraft, um die schweren Füße dauernd zu bewegen und den Blechkörper auf den Blechbeinen zu halten. Nach jeweils zwei Stunden Gehen muß ich zwei Stunden Pause einlegen, damit mein Herz sich erholt. Und nachts muß ich zwölf Stunden ruhen, um mich zu regenerieren.“
    „Was ist Negerieren?“ warf Roswitha ein. „Regenerieren heißt soviel wie erneuern“, erklärte der Boß. „Es bedeutet, daß ich mich während des Schlafes erhole und am Morgen wieder fit bin. Auch Rost, der sich tagsüber auf meinem Körper angesetzt hat, verschwindet in der Nacht.“ Er sah die Pollinger-Kinder durch die Öffnungen im Visier scharf an. „Das alles sage ich euch, damit ihr mich nicht länger für unfair und feige haltet. Meine zwei Stunden Ruhepause sind noch nicht um, deshalb kann ich mich nicht zu euch setzen, kapiert?“ Er schlug mit der Faust auf den Tisch. „Und nun...!“
    Hans-Heinrich unterbrach ihn. „Schreien Sie doch nicht schon wieder herum“, tadelte er. „Wir möchten beraten, wie wir Ihnen helfen können, wenn Sie uns und die Krause-Zwillinge nicht zu Robotern machen. Und statt daß Sie danke schön sagen, fangen Sie an zu plärren!“
    „Das ist nicht schön von Ihnen“, tadelte auch Roswitha. „Außerdem könnten Sie Ihren Topf abnehmen.“
    „Sie meint den Helm“, erklärte Hans-Heinrich. „Ich finde Sie auch hübscher ohne die Maskerade.“
    „Es ist keine Maskerade“, widersprach der Boß ärgerlich. „Ich darf mein Gesicht immer nur für wenige Minuten zeigen. Mit dem Helm schütze ich es vor dem Licht.“
    „Komisch“, sagte Hans-Heinrich.
    „Gar nicht“, widersprach der Boß abermals. „Bei starkem Licht wird auch mein Kopf allmählich zu Blech — genauso, wie mein Körper zu Blech geworden ist.
    „Me-Mensch Meier“, stammelte Roswitha, „da-dann waren Sie einmal ein richtiger Mann? Ein — ein Mensch, meine ich?“
    Der Gepanzerte nickte. „Ja“, bestätigte er. „Vor etwa hundert Jahren. Schon damals beschäftigte ich mich mit dem Bau von Robotern. Und ich dachte mich so sehr in Blech und Zahnräder hinein, daß ich nicht merkte, wie ich mich veränderte. Langsam, aber sicher, wurde ich selber zu Blech.“
    „Mensch Meier!“ murmelte Hans-Heinrich. „Wie alt sind Sie dann heute?“
    „Hundertvierundzwanzig Jahre und einige Monate“, antwortete der Boß. „Das einzig Gute an meiner Veränderung ist, daß ich damit viel älter werde als normale Menschen. Warum, weiß ich nicht. Jedenfalls hält mein Körperblech zwanzigmal so lange wie das meiner Roboter.“
    „Das ist doch gut“, meinte Roswitha.
    „Nein“, sagte der Boß. „Ich möchte nicht völlig zum Blechmann werden. Auf ein solches Leben pfeife ich.“
    „Aber uns und die Krause-Zwillinge wollen Sie zu Robotern machen!“ rief Hans-Heinrich.
    Der Boß zuckte die Achseln. „Ich habe meinen großen Computer befragt“, erklärte er. „Ich fragte ihn, wie ich meinen Menschenkopf, mein lebendiges Herz, meine Menschenarme und Menschenhände behalten könnte. Der Computer brauchte lange, bis er die Antwort ausspuckte. Sie klingt nicht gut für euch.“
    „Spucken Sie aus, was er ausgespuckt hat!“ drängte Hans-Heinrich.
    „Und nehmen Sie den Topf ab“, sagte Roswitha. „So hell, daß Sie gleich ein Blechgesicht kriegen, ist es hier bestimmt nicht.“

    „Na schön“, murmelte der Boß und nahm den Helm vom Kopf. Ein völlig fremdes Gesicht blickte die Pollinger-Kinder an.
    Hans-Heinrich und Roswitha zuckten zusammen. Deutlich erkannten sie im bunten Licht, daß
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher