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Die Polizistin

Die Polizistin

Titel: Die Polizistin
Autoren: Kimberly Dean
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zusammen. Sie wandte den Blick, aber es war schon zu spät. Feuchtigkeit sickerte in ihren Slip.
    »Wollen Sie mich nicht anschauen?«
    Das waren nicht die Worte, mit denen sie gerechnet hatte. Ihr entsetzter Blick traf sich mit seinem. Die kühlen grünen Augen verrieten keine Regung, waren aber sehr zwingend. Ihr war, als würde das Zimmer noch kleiner. Unruhig rutschte sie auf dem Stuhl hin und her.
    Joe lehnte sich in seinem Sessel zurück, der laut quietschte. Shanna zuckte zusammen. Joe musterte sie. Shanna wartete darauf, dass er etwas sagte, aber er schwieg.
    Hilflos sah sie zu, wie er sie anstarrte.
    »Sie hätten mich gestern Abend beinahe erschossen.«
    Sie vergaß zu atmen.
    »Lily?« Er stand aus seinem quietschenden Sessel auf und ging um den Schreibtisch herum.
    Ihr Gesicht musste weiß geworden sein. Shanna sog tief die Luft ein und versuchte, die wirbelnden Gedanken zu ordnen. Aber das war unmöglich, denn jetzt kniete er sich neben ihren Stuhl. Seine Blicke bohrten sich in ihre Augen. Er starrte sie so intensiv an, dass sie die Augen schließen musste.
    »Ist alles in Ordnung mit Ihnen?«, fragte er leise.
    »Es geht mir gut«, sagte sie und bemühte sich, das Zittern aus der Stimme zu halten.

    Er blieb neben ihr knien, als zögerte er, den Platz neben ihr zu verlassen. Sie war erleichtert, als er sich dann endlich von ihr weg bewegte. Aber statt zurück zu seinem Sessel zu gehen, setzte er sich auf den Schreibtischrand – ihr direkt gegenüber, sein Schoß auf der Höhe ihres Gesichts. Schlimme Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Sie wandte das Gesicht ab und lachte unbeherrscht auf.
    »Halten Sie das für komisch? Sie hätten mir gestern Abend fast eine Kugel verpasst.«
    Sie sah ihn wieder an. »Ich meine mich erinnern zu können, dass Sie Ihre Waffe auch auf mich gerichtet hatten.«
    »Ja, denn ich will Sie immer im Blick haben.«
    Sie zuckte wieder bei dieser Aussage.
    Er räusperte sich und verschränkte die Arme vor der muskulösen Brust. »Ich muss Sie mehr im Visier haben als jeden anderen vom Team. Ich sehe Sie als wild card an, was Sie gestern Abend wieder bewiesen haben.«
    Unbehaglich spielte sie mit dem Ring an ihrem Finger.
    »Können wir auf diese Diskussion nicht verzichten?«
    »Ich wüsste nicht, wie wir auf sie verzichten könnten.«
    »Ich bin nicht impulsiv.« Das war der Vorwurf, den sie immer wieder von ihm hörte. Sie konnte das Wort nicht ausstehen.
    »Doch, das sind Sie. Sie sind gefährlich.«
    Es war, als liefe ein Stromstoß durch ihren Körper.
    »Ich bin instinktiv«, sagte sie trotzig.
    »Da sehe ich keinen Unterschied.«
    Sie rang um die richtigen Worte. Sie suchte in seinem gut geschnittenen Gesicht nach einem Zeichen von Verständnis. Aber sie sah nur den unmöglich attraktiven Mann, der sie stirnrunzelnd anschaute. »Wenn ich impulsiv vorginge, würde ich etwas tun, ohne vorher darüber nachzudenken«, sagte sie.
    »Genau.«

    »Aber ich denke nach«, wandte sie ein. »Ich setze mehr als nur mein Gehirn ein. Ich höre auch auf meinen Bauch. Das hat mich öfter gerettet, als ich zählen kann.«
    Bei diesem Geständnis senkte sich ihre Stimme. Sie biss sich auf die Unterlippe. So viel hatte sie nicht von sich preisgeben wollen. Sein Blick nahm ihre Lippen wie ein Laserstrahl in den Fokus. Ihr Mund wurde trocken.
    »In dem Augenblick, in dem Sie bemerkten, dass etwas faul war, hätten Sie den Rückzug antreten müssen«,
    knurrte er. »Warum sind Sie in diesem Moment nicht Ihrem Bauch gefolgt?«
    »Mein Bauch hat mir gesagt, dass sich hinter der Ecke was abspielte.«
    »Wieso denn das?«, fragte er ungläubig.
    Das klang arrogant, aber Shanna fasste es nicht so auf. Joe Mitchell war einer der besten Agenten des FBI. Seinen Spitznamen »Tiger« hatte er sich durch seine Fähigkeit erworben, sich einem Ziel beinahe lautlos zu nähern und dann so schnell zuzuschlagen, dass der Gegner sich vom Überraschungsmoment nicht rechtzeitig erholen konnte.
    »Ich habe Sie gefühlt«, murmelte sie.
    »Sie haben was?«
    »Ich habe Ihre Gegenwart gefühlt«, sagte sie wieder und hob die Schultern.
    Ihr stockte der Atem, als er sich vorbeugte und die Lehnen ihres Stuhls packte. Sie fühlte sich eingeengt und war gebannt von seinem feurigen Blick. »Sie haben gewusst, dass ich da war und trotzdem die Waffe auf mich gerichtet?«
    »Ich konnte doch nicht hundertprozentig sicher sein, dass Sie es waren«, flüsterte sie. »Ich spürte nur, dass jemand da war, und mir war, als
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