Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Poison Diaries

Die Poison Diaries

Titel: Die Poison Diaries
Autoren: Maryrose Wood
Vom Netzwerk:
angeht …«, schreie ich. Aber was für eine Rolle spielt das schon? Denn ich habe getötet – ich habe das Recht auf Jessamines Liebe verwirkt.
    Luxtons Augen glitzern vor Ehrgeiz. »Welches Wissen muss dir eigen sein! Nach Belieben zu vergiften, zu töten und dabei keine Spuren zu hinterlassen! Wenn du nur deinen selbstgerechten, dickköpfigen Ärger beiseiteschieben könntest, Weed! Ich kenne Männer, die jeden Preis für dieses Wissen bezahlen würden. Gemeinsam könnten wir zu großer Macht kommen, zu großen Reichtümern …«
    Seine Worte sind schlimmer als Gift – ich ertrage sie nicht länger. »Mörder! Giftmörder! Ihre eigene Tochter liegt im Sterben, nur wegen Ihnen! Bilden Sie sich etwa ein, dass Sie ungestraft davonkommen? Ich werde mir das keine Sekunde länger anhören …«
    Ich packe ihn und schlage ihn nieder. Meine Hände legen sich um seinen Hals, bereit, ihn für immer zum Schweigen zu bringen. Er ist mir auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Ich muss nur noch zudrücken …
    »Es gibt einen Weg, um sie zu retten«, presst er verzweifelt hervor. »Ich werde England verlassen und niemals zurückkehren. Du bleibst und kümmerst dich um Jessamine. Erzähle ihr, was du willst. Erfinde einen Grund für meine abrupte Abreise. Oder sag ihr die Wahrheit, wenn du so selbstsüchtig und grausam bist. Aber wenn du sie liebst, wirst du die Last deines Wissens allein tragen.«
    Wer von uns ist jetzt das Monster?
, überlege ich, während sich meine Finger enger um seine Kehle schließen. Sogar noch im Angesicht des Todes will er mich täuschen, plant seine Flucht …
    »Ich würde mein Heim und meine Tochter zurücklassen, damit Jessamine in Frieden leben kann«, keucht er. »Aber es scheint so, als ob du lieber Vergeltung übst, als das zu tun, was für sie am besten ist. Es ist … nicht zu übersehen, … wer von uns beiden … sie mehr liebt …«
    Seine Stimme verlässt ihn. Seine Augen treten hervor und rollen nach oben. Raserei lässt das Bild vor meinen Augen verschwimmen. Ich sehe nur noch seine Lippen, die sich wortlos bewegen, wie die eines Fisches, der in seinem Netz am Hafen dem Tod entgegensieht – verzweifelt nach einem letzten, lebensrettenden Atemzug ringend.
    KRAAAAAAAAAAH !
    Der grausame Ton sticht geradewegs durch mein Herz, zwingt mich zum Einhalten, löst meinen Griff. Befreit von meiner Umklammerung, rollt Luxton sich auf die Seite und saugt rasselnd Atemzug für Atemzug in seine Lungen, während ich nach oben schaue.
    »Weed!« Oleanders geflügelte Gestalt löscht alles Licht aus, während er über mir in der Luft schwebt. »Bitte verzeih, dass ich diese liebreizende Szene unterbreche, aber hast du nicht etwas Wichtiges vergessen?«
    »Lass mich in Ruhe, du grausamer Prinz!«, schreie ich gen Himmel.
    »Wenn du das willst, werde ich dich verlassen – aber ich könnte mir vorstellen, dass deine geliebte Jessamine dies hier brauchen wird. Das heißt, wenn sie überleben soll.«
    Ich schaue nach oben, schaue genauer hin. Ein Bündel aus Kräutern und Wurzeln baumelt von seinen Fingern.
    »Das ist das Gegenmittel zu dem Gifttrank, den ihr Vater für sie gebraut hat. Er hält sich für klug, zu klug, um ein Mädchen unabsichtlich zu töten – aber er ist, wie man so schön sagt, auch nur ein Mensch. Er hat ihre Kraft überschätzt. Er hat sie zu krank gemacht, als dass sie sich aus eigener Kraft wieder erholen könnte, selbst wenn sie kein Gift mehr verabreicht bekommt. Ohne dieses Gegenmittel hat sie keine Viertelstunde mehr zu leben.«
    Er steigt nach oben und zieht das Bündel aus meiner Reichweite.
    »Gib es mir!«
    »Nur, wenn du Luxton am Leben lässt.«
    »Er verdient den Tod!«
    »Wie wir alle, fürchte ich. Aber einige von uns leben weiter, und weiter, und weiter …«
    Luxton starrt mich gebannt an. »Mit wem redest du?«, krächzt er verblüfft. Ich beachte den Schurken gar nicht, denn Oleander hält mir das Gegenmittel vor die Nase, aber so, dass ich es nicht greifen kann.
    »Also gut. Ich werde ihn am Leben lassen«, sage ich verzweifelt. »Schau her. Er ist frei! Ich fasse ihn nicht mehr an. Er kann gehen, wohin er will. Je weiter weg, desto besser. Jetzt … bitte …«
    »Du hast mich missverstanden, Weed. Luxton wird natürlich hier bei Jessamine bleiben. Du bist derjenige, der geht.«
    »Was?! Warum soll ich es sein, der fort muss?« Diese letzte, abschließende Grausamkeit ist zu viel für mich. Meine Beine geben unter mir nach, und ich sinke zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher