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Die Poison Diaries

Die Poison Diaries

Titel: Die Poison Diaries
Autoren: Maryrose Wood
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trägt er Handschuhe.
    Wie passend, ihn hier in dieser Abfallgrube voller verseuchtem Blut und abgeschnittenen Gliedern mit seiner Untat zu konfrontieren!
    Bei meiner Ankunft steht er auf, den Rücken mir zugekehrt. Ein winziger Keimling baumelt zwischen seinen behandschuhten Fingern. »Eisenhut«, murmelt er. »Ein paar Blätter auf der Haut verursachen ein Kribbeln und Taubheit. Innerlich kann eine winzige Dosis Schmerzen lindern, eine größere Dosis den Herzschlag und die Atmung verlangsamen, bis … nun, das weißt du sicher alles schon.« Er dreht sich um und schaut mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Nun weißt du
alles
. Nicht wahr, Weed? Aber jetzt ist es vielleicht zu spät.«
    »Sie sind der Grund für Jessamines Krankheit«, spucke ich ihm entgegen. »Sie haben sie vergiftet.«
    Langsam und mit ruhigen Bewegungen legt er den Keimling in die Tasche und klopft sich die Erde von den Händen. »Wer hat dir das verraten, Weed? Der Rhododendron? Die Narzissen?« Er zieht ein paar beschriebene Seiten aus seiner Tasche und winkt damit. »Ich konnte nicht widerstehen. Ich musste es wissen. Ich habe das Gartentagebuch gelesen. Sehr dumm von dir, dort – für jedermann sichtbar – deine Geheimnisse offenzulegen. Ich habe mir die Freiheit genommen, die entsprechenden Seiten zu entfernen – zu deiner eigenen Sicherheit und, wie sich jetzt herausstellt, auch zu meiner.«
    Ich bringe kein Wort heraus – es ist zu spät, um die Wahrheit zu leugnen. Soll ich ihn einfach umbringen, um ihn zum Schweigen zu bringen? Was ist ein weiterer Mord, nachdem der erste bereits begangen wurde?
    »Wie gern ich wüsste, wie du es anstellst, Weed!«, sagt er und steckt die Seiten wieder weg. »Mit den Pflanzen zu sprechen! Es ist unvorstellbar, und doch habe ich den Beweis dafür erhalten. Schade, dass uns keine Zeit bleibt, um miteinander zu reden. Ich habe so viele Fragen an dich. Aber im Augenblick gibt es nur eine Frage von Bedeutung: Willst du Jessamine umbringen? Oder sie retten?«
    »Sie sind derjenige, der sie umbringt!«, schreie ich. »Ich will sie retten – vor Ihnen!«
    »Wenn ich sie umbringen wollte, wäre sie längst tot.« Er macht einen Schritt auf mich zu. »Und was ich getan habe, habe ich aus gutem Grund getan, nein: aus einem ausgezeichneten Grund. Ein Grund, den eine Kreatur wie du – oder, seien wir ehrlich, eine
Missgeburt
wie du – mit deinem armseligen Verstand kaum begreifen kann.«
    »Wenn ich eine Missgeburt bin, sind Sie ein Dämon …«
    »Ich bin ihr Vater; sie gehört mir!« Seine Augen brennen. »Du möchtest mich vernichten; ich sehe es in deinem Blick. Aber ich frage mich: Ist das kurzlebige Hochgefühl im Augenblick der Rache den Preis wert? Vor einer Stunde war Jessamine noch am Leben, gerade so. Wenn du sie sterben lassen willst – nur zu: töte mich.«
    »Sie zu töten heißt, den Mann zu töten, der sie vergiftet hat«, sage ich zornig. »Dass Sie darüber hinaus auch ihr Vater sind, beraubt Sie jeder Hoffnung auf Gnade. Machen Sie Ihren Frieden mit dem Gott, an den Sie glauben, Luxton. Sie sind ein toter Mann.«
    Ich gehe ihm an die Kehle, aber er weicht mir aus.
    »Und was ist mit dir, du selbsternannter Henker?«, höhnt er. »Wenn du mich tötest, landest du selbst am Galgen.«
    »Nicht, wenn ich aller Welt sage, was Sie getan haben.«
    »Wer wird dir glauben? Niemand, der irgendwann einmal von mir geheilt wurde, und das trifft auf die Hälfte der Bewohner dieser Grafschaft zu. Nicht der Herzog und auch nicht die Gefolgsleute des Herzogs. Nicht Jessamine – ganz gewiss nicht Jessamine! Mein liebes, unschuldiges Mädchen. Sie weiß wenig über die Schlechtigkeit der Welt. Dafür habe ich gesorgt.« Voller Selbstvertrauen tritt er einen Schritt vor. »Nein, Weed. Du wirst durch den Strang dein Ende finden, und der Hass der Frau, die du liebst, wird dich bis in das ungeweihte Grab eines Mörders verfolgen.«
    »Glauben Sie, es kümmert mich, was mit mir passiert?«, gebe ich zurück. »Ich war schon vorher bereit, für sie zu sterben. Ich bin es immer noch. Ihre Worte ändern daran nichts.«
    »Dann vielleicht dies: Wenn wir beide tot sind, was wird dann aus Jessamine? Wer wird für sie sorgen? Lass deinen Zorn beiseite und denke ausnahmsweise einmal an sie. Ihr schwaches Herz wird zerbrechen. Willst du sie auf dem Gewissen haben, wie den Pfaffen und wen auch immer du in der Zwischenzeit noch umgebracht haben magst?«
    »Sie irren sich, was Bruder Bartholomew
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