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Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Titel: Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)
Autoren: Rolf D. Sabel
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nicht Nein.«
    Gerne nahm Hellinger das freundliche Angebot an, während er auf der kleinen Couch unter dem Fenster Platz nahm. Als der rote Rebensaft in sein Glas perlte, legte er den Aktenkoffer auf den Tisch und blickte seinen Gastgeber aufmerksam an.
    »Prost!« Die Männer nickten sich zu und tranken von ihrem Wein.
    »Was kann ich für Sie tun, Frank?« Dr. Wiegand spürte, dass es sich nicht um einen Höflichkeitsbesuch handelte, wie er dann und wann schon stattgefunden hatte.
    Hellinger fuhr sich etwas verlegen über seinen Dreitagebart.
    »Ich brauche Ihre Hilfe, Doktor.«
    Dr. Wiegand sah ihn verwundert an.
    »Hilfe? Wobei? Hat es ... hat es mit diesem Koffer zu tun?«
    Hellinger nickte. »Äh ... ja, wir ... ich meine, wir haben etwas gefunden, und nun weiß ich nicht so recht, was es ist und was wir damit anfangen können.«
    »Gefunden? Wo? Und wer ist wir?«
    Und dann berichtete Hellinger von den Arbeiten in der Kirche, von seinem Fund und was damit passiert war, als er die Lederrolle geöffnet hatte.
    Dr. Wiegand hatte aufmerksam zugehört, zuletzt mit einer deutlichen inneren Anspannung. Er leerte sein Weinglas in einem Zug und deutete auf den Koffer.
    »Dann zeigen Sie doch mal, was Sie für einen Schatz gehoben haben.«
    Hellinger öffnete die Tasche und legte drei Lederrollen auf den Tisch. Dann nahm er sein Notizbuch heraus und legte die wenigen Reste auf den Tisch, die von der geöffneten Rolle noch übrig geblieben waren. Dr. Wiegand rückte seine Brille zurecht und beugte sich tief über die Schnipsel. Dann stand er rasch auf und holte aus einer Schublade eine Lupe. Mit fahrigen Händen und zitternden Fingern betätigte er den Lichtknopf der Lupe und beugte sich tief über die uralten Papierreste. Fast hätte seine lange, spitze Nase die Schnipsel berührt. Tief sog er den Geruch auf, der von den alten Papierstücken auszugehen schien.
    »Griechisch«, murmelte er.
    Hellinger sah ihn verständnislos an. »Wie bitte?«
    »Es handelt sich um griechische Buchstaben, Altgriechisch natürlich.«
    »Und, können Sie es lesen? Ich meine, können Sie Griechisch?«
    Dr. Wiegand setzte ein mildes Lächeln auf. »Ich habe es zwar nie unterrichtet, aber jeder Lateinlehrer kann Griechisch. Schon wegen der vielen Zitate, die bei lateinischen Autoren vorkommen.«
    »Und was ist das für ein Text?«
    Dr. Wiegand schüttelte den Kopf. »Kann ich noch nicht sagen. Es handelt sich um griechische Buchstaben, und im Augenblick kann ich nur einzelne Buchstaben oder Wörter entziffern.«
    »Welche Wörter?«
    »Hier lese ich: Hände, Richter, ergreifen, Vorhang, gebt ihm, Finsternis, Kraft, verlassen.« Seine Stimme stockte für einen Augenblick, um dann fortzufahren. »Das soll wohl Juden heißen ... es handelt sich offenbar um einen religiösen Text. Sehr schwer zu lesen, weil es nur Reste sind. Einen Zusammenhang kann ich daraus beim besten Willen nicht herstellen.«
    »Wie alt schätzen Sie das?«
    »Es handelt sich offenbar um Papyrusreste. Vielleicht zweitausend Jahre alt, vielleicht fünfzehnhundert Jahre. Danach hat man eigentlich nicht mehr auf Papyrus geschrieben.«
    Nachdenklich kratzte er sich am Kinn. »Sehr interessant, wirklich sehr interessant. Und diese Rollen haben Sie noch nicht geöffnet?«
    Hellinger schüttelte den Kopf.
    »Gut so! Das muss ein Fachmann machen, sonst geht es den übrigen Schriften so wie dieser.«
    Er schüttelte missbilligend den Kopf. »Möglicherweise ein unschätzbarer Verlust für die Wissenschaft.«
    Er dachte einen Augenblick nach, während seine Augen wieder über die Papyrusreste flogen.
    »Ich habe einen Freund an der Universität. Der schuldet mir noch einen Gefallen. Der könnte uns helfen.«
    Hellinger blickte ihn fragend an.
    »Ich bin kein Archäologe, aber so viel weiß ich doch: Will man verhindern, dass diese Schriftrollen sofort bei der Öffnung zerfallen, muss man ein professionelles Verfahren anwenden. Für diese Rolle kommt es zu spät, aber die anderen kann man vielleicht retten.«
    »Und was, äh ... was haben die so für einen Wert?«
    Dr. Wiegand schmunzelte. »Vor allem dürften sie einen ideellen Wert haben, zumal wenn es sich um Schriftstücke handelt, die noch nicht bekannt sind. Aber das darf man ja wohl kaum hoffen. Aber Sie sind vermutlich eher an dem materiellen Wert interessiert, nichtwahr? Den kann ich Ihnen nicht nennen, aber eines steht fest: Wenn die Texte interessant sind, also zum Beispiel der Archäologie noch unbekannt wären, dann sind
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