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Die Pferde vom Friesenhof 03 - Flucht bei Nacht und Nebel

Die Pferde vom Friesenhof 03 - Flucht bei Nacht und Nebel

Titel: Die Pferde vom Friesenhof 03 - Flucht bei Nacht und Nebel
Autoren: Margot Berger
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Schimpfworte der anderen Fahrer?
    »Ich muss Beweise sichern«, murmelte Klara. Sie zwang sich zum Nachdenken, obwohl ihr das schwer gelang. Ihr Kopf dröhnte. Sie betrachtete die vielen kurzen Drahtstücke in ihrer Hand und beschloss, sie mitzunehmen. Doch dann fiel ihr ein: Würde Ulf Hanks nicht misstrauisch, wenn der gesamte Stacheldraht weg war? Vorsichtig drückte Klara einen Großteil zurück in den Helm, den sie an die alte Stelle hängte. Nur drei kurze Drahtstücke behielt sie.
    Sie streifte ihre Socken ab, schob den Draht hinein und zog die Strickteile so übereinander, bis nichts mehr pikste. Das Knäuel steckte sie vorsichtig ein. Mit schweren Beinen stand Klara auf, hob die Strohballen zur Seite und hangelte sich am Seil nach oben. Hoffentlich war Kim inzwischen angekommen. Klara brauchte jemand, mit dem sie sprechen konnte. Ihr Arbeitstag hatte noch gar nicht begonnen, und sie war bereits fix und fertig.

 

     
Aktion: RTTVT
    »Blue Boy ist weg.«
    Mit dieser Neuigkeit lief Kim ihrer Freundin Klara entgegen, die gerade aus dem Stall von Ulf Hanks kam, in Gedanken an den misshandelten Traber. Klara war noch schockiert von dem Vorfall - und nun eine neue Horrornachricht. Blue Boy war nicht mehr da. Klara fühlte, wie das Blut aus ihrem Gesicht wich.
    »Reicht es nicht endlich?«
    Kim sah, dass ihre Freundin kalkweiß wurde, und legte den Arm um sie. »Was ist denn passiert, Klara? Hast du etwas entdeckt? Etwa die Dopingmittel?«
    Resigniert schüttelte Klara den Kopf. Dann berichtete sie, was sie vorhin herausgefunden hatte, und tippte auf ihre Reitweste. »Den Stacheldraht habe ich gesichert. Für Papa, als Beweis, was hier passiert.«
    »Thiessen kommt!«, zischte Kim und wandte sich an den Trainer: »Wo ist Blue Boy, Herr Thiessen?«
    Der rotblonde Mann zog die Augenbrauen hoch. »Weg«, sagte er ungnädig und stellte einen hochkant stehenden Sulky auf die Räder.
    »Aber wo ist er jetzt?« Kim blieb hartnäckig.
    Unwillig zuckte der Trainer die Schultern, drückte Abdeckscheiben vor die Speichen und ging ohne aufzublicken in den Stall. Er war es leid, immer dieselben Fragen von Pferdepflegerinnen zu beantworten, wenn ein Pferd fehlte. Wo sollte ein untauglicher Traber schon hinkommen? Der Pferdehändler hatte Blue Boy vorhin geholt.
    Dirk Thiessen warf einen Blick in die leere Box. Wenn der Händler einen Käufer für das Pferd fand, hatte es Glück. Die meisten ausrangierten Traber endeten im Schlachthof, bereits mit drei Jahren. Viele waren einfach nicht nervenstark genug für den gnadenlosen Wettkampf. Überfordert, ausgebrannt, auch als Reitpferd nicht mehr einzusetzen.
    Thiessen war überzeugt: Schuld an dem Übel waren die Pferdebesitzer. Sie kauften teure Fohlen und erwarteten so bald wie möglich hohe Preisgelder. Dabei war gute Abstammung nicht alles. Entscheidend war, dass ein junger Traber nicht zu viele Starts hinlegen musste. Und der Kampfgeist war wichtig, den ein Pferd besaß. Hatte es keinen, war das Training für Pferd und Fahrer Quälerei. Dann blieben die Siege aus und es gab großes Geschrei von den Eigentümern der Traber. Wie oft musste Trainer Thiessen sich von unbelehrbaren Pferdebesitzern niederbrüllen lassen. Einige hatten ihre Traber aus seinem Stall geholt und woanders unerlaubte Methoden angewandt, bis die Pferde ruiniert waren.
    Heute war wieder so eine Scheußlichkeit auf der Bahn passiert. Ulf Hanks, der bekannt war für seine Trunksucht und seinen Jähzorn, hatte mit einer Stacheldrahtpeitsche auf sein Pferd eingeschlagen. Er selbst hatte ihn vom Sulky aus angeschrien, aber was nutzte das? Im Grunde müsste er den Fahrer bei der Polizei anzeigen, doch dann konnte er seinen Beruf an den Nagel hängen. Niemand würde ihn mehr beschäftigen.
    Nicht zum ersten Mal wünschte Dirk Thiessen, er hätte einen anderen Beruf ergriffen. Schon in seiner Lehre als Pferdewirt hatte er gemerkt, dass beim Pferderennen kein Platz für Gefühle ist. Die Aufzucht ist teuer, darum müssen die Pferde schnell trainiert werden. Mit anderthalb Jahren heißt es für die halbwüchsigen Traber: Ab ins Trainingslager.
    Von da an gibt es nur noch Arbeit. Schon Zweijährige werden von Start zu Start gehetzt, das Wort »Ruhe« gibt es nicht. Wer als Trainer nicht mitmacht, gerät rasch ins Abseits.
    Manchmal, dachte Dirk Thiessen, ist es richtige Quälerei. Man hat sich nur daran gewöhnt. Alle machen es so. Zimperlich darf man nicht sein. Jeden Tag stumpft man etwas mehr ab. Dabei war er mit
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