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Die Pferde vom Friesenhof 03 - Flucht bei Nacht und Nebel

Die Pferde vom Friesenhof 03 - Flucht bei Nacht und Nebel

Titel: Die Pferde vom Friesenhof 03 - Flucht bei Nacht und Nebel
Autoren: Margot Berger
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hochgestellten Sulkys suchte Klara Sichtschutz, doch die leichten Wagen boten kein gutes Versteck. Klara machte sich klein. Sie hörte gerade noch, wie ein Schlüssel im Schloss gedreht wurde. Der Fahrer schloss sich und das Pferd ein!
    Zweifellos wollte er etwas verbergen, das beim Training vorgefallen war. Klara wurde es abwechselnd kalt und heiß. Eine Stimme in ihr sagte: Halt dich da raus, das geht dich nichts an. Aber eine andere forderte: Man darf nicht wegsehen, wenn Unrecht geschieht. Schau nach, was passiert ist. Klara hörte auf die zweite Stimme. Sie wollte das Pferd sehen. Aber wie? Da fiel ihr Blick auf die Stiege zum Heuboden.
    Auf allen vieren kroch Klara die Treppe hoch und tastete nach der Klinke. Ein Glück - die Tür war offen. Lautlos drückte sie sich durch einen schmalen Spalt nach innen. Stickige Luft schlug ihr entgegen. Auf Zehenspitzen ging Klara zur Bodenluke, robbte bis an den Rand vor und linste hinab.
    Unter ihr hastete ein Mann in blau-roter Jacke auf der Stallgasse hin und her. Klara erkannte Ulf Hanks an seinem straff zurückgekämmten Haar. Mit zwei Handtüchern verschwand er in der Box des kastanienbraunen Pferdes, das er trainiert hatte. Kaum drei Minuten später kam er heraus, stopfte die Frotteetücher in den Mülleimer und warf ein paar Äpfel, Heu und die Reste eines Möhrensacks darüber. Dann machte sich Ulf Hanks an seiner Fahrpeitsche zu schaffen, später an seinem weißen Sturzhelm, den er in eine Deckennische hängte, so hoch, dass man vom Fußboden aus nicht herankam. Klara spürte, wie Schweißtropfen auf ihre Stirn traten. Sie nestelte ihr rotes Halstuch herunter und wischte sich damit übers Gesicht. Die Stalltür konnte sie nicht sehen, aber sie hörte, dass Trainer Hanks nach draußen ging. Klara lauschte und war sicher, dass Ulf Hanks nicht nur ein einziges Schloss, sondern zwei nacheinander abschloss. Seinen Stall sichert er wie ein Gefängnis, dachte sie unwillkürlich, aber die Tür zum Heuboden vergisst er abzuschließen.
    Klara packte das lange Tau in der Bodenluke und rutschte auf die Stallgasse hinab. Sie war sportlich genug, später wieder an dem Seil hinaufzuklettern, um über den Heuboden zu verschwinden. Jetzt musste sie erst einmal nach dem Pferd sehen.
    Teilnahmslos stand der Kastanienbraune in der Box. »Paris Proud« hieß er, das stand auf dem Schild an der Box. Auch der Name seines Besitzers war vermerkt: Peter Pavel, Hamburg. Der Name kam Klara bekannt vor, sie wusste aber im Moment nicht, wo sie ihn einordnen sollte. Das war jetzt auch unwichtig.
    Als Klara die Hand durch die Boxenstäbe steckte, zuckte das Pferd zurück. Es sah abgekämpft und verängstigt aus. Klara drehte sich um und lief zum Mülleimer. Was war mit den Handtüchern? Sie beugte sich über die Tonne, aus der es säuerlich roch, räumte Äpfel, Möhren und Heu zur Seite. Dann stieß sie auf die Frotteetücher und zog sie hervor. Am Stoff klebte Blut. Klara erstarrte. Angeekelt hielt sie den Stoff weit von sich. Ihr Gesicht begann vor Zorn zu glühen. Was hatte Ulf Hanks dem Pferd angetan? Sie stopfte die Handtücher zurück in den Abfalleimer, schichtete Äpfel, Heu und den Möhrensack darüber und lief zurück zur Box des Trabers. Diesmal ging sie hinein. Sofort wich Paris Proud zurück.
    »Ganz ruhig, mein Freund.«
    Sanft redete Klara auf das Pferd ein. Auf Anhieb entdeckte sie keine Wunden, erst als sie genau hinsah, bemerkte sie auf dem Hinterteil winzige blutende Einrisse, die bei dem dunklen Pferd fast nicht auffielen.
    Wie kommen solche Risse ins Fell?, fragte sich Klara. Wohl kaum durch eine Peitsche. Es sei denn, es war keine normale ...
    Klara schwante es, warum der Trainer vorhin mit der Peitsche hantiert hatte. Sie erinnerte sich, dass er dabei etwas von der Schnur gelöst hatte, offenbar etwas, das sein Pferd beim Training in Panik versetzt hatte.
    Klara schloss die Box, schob einige Strohballen zu Stufen in der Stallecke zusammen und angelte den weißen Sturzhelm herunter. Als sie ihn umdrehte, musste sie einen Aufschrei unterdrücken. Ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigten sich: Im Helm war Stacheldraht versteckt. Klara ließ sich auf das Stroh sinken und starrte auf ihren Fund.
    Hatte der Fahrer diesen Folterdraht an seine Peitsche gebunden? Und sein Pferd damit geschlagen, um es aus
    Angst vor Schmerzen schneller vorwärts zu treiben? Die zahlreichen kleinen Wunden im Fell von Paris Proud deuteten darauf hin. War das der Grund für die lauten
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