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Die Pfanne brät nicht!

Die Pfanne brät nicht!

Titel: Die Pfanne brät nicht!
Autoren: Alice Diestel
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komme, aber es ist mir eben erst aufgefallen.»
    Ich bedanke mich herzlich bei ihr und sage noch: «Das ist ja supernett von Ihnen! Nicht jeder ist so ehrlich wie Sie.»
    Worauf sie fast schon empört antwortet: «Wenn ich das nicht bezahlt habe, kann ich das auch nicht essen! Das geht doch nicht!»
    Toll, dass es noch solche Leute gibt!
    Ein kleines Quiz: Was geschieht, wenn draußen auf dem Parkplatz jemand eine Packung Toilettenpapier findet und sie drinnen bei uns an der Kasse wieder abgibt, für den Fall, dass sich derjenige meldet, der sie verloren hat? Oder drinnen im Kassenraum unter den Packtischen entdeckt jemand einen 10 -Euro-Schein, und die ehrliche Haut gibt ihn bei uns an der Kasse ab. Na? Was denken Sie? Was passiert wohl?
    Sie werden es nicht glauben: Für das Klopapier meldeten sich zwei Personen, die es angeblich verloren hatten! Für den 10 -Euro-Schein kamen sogar drei Leute frech hereinspaziert. Tja, nur der jeweils Erste hatte Glück. Der hat den Gewinn eingesackt. Ob zu Recht, kann ich leider nicht sagen. Wie hätte ich auch ahnen können, dass es solche Dreistigkeit gibt? In Zukunft präge ich mir alle Nasen genau ein, die zu besagtem Zeitpunkt in Hörweite stehen.
     
    Was man als Verkäuferin nicht so alles machen muss! Oft genug geschieht es, dass wir als Streitschlichter für Ruhe und Ordnung sorgen müssen. Da jaulen die Kunden sich gegenseitig an wegen Nichtigkeiten. Kriegen sich in die Haare, weil der andere drängelt. Oder weil der eine dem anderen mit dem Wagen zu nahe auf die Pelle rückt, oder, oder, oder. Es gibt viele Auslöser für Zoff, und wenn mal alles friedlich ist, findet man eben einen Grund.
    Eine Kundin mit extrem langem Zahnhaar machte einen Mitbürger mit Migrationshintergrund zur Schnecke, weil er ihrer Meinung nach zu dicht am EC -Terminal stand, als sie ihre PIN eingeben wollte. Der Abstand war ausreichend, und um die Ecke gucken kann der Mann ja nun auch nicht. Ein Gekeife und Geraunze. Ihr Ehemann mischte nun auch noch mit und wollte dem armen Kerl an die Gurgel gehen.
    Bevor es zu Handgreiflichkeiten kommt, gehen wir immer dazwischen, heben die Stimme und sprechen ein Machtwort: «Jetzt ist aber Schluss hier! Benehmen Sie sich! Wir sind doch hier nicht im Kindergarten!» Meist genügt das, und selbst die aufgebrachtesten Streithähne, die sich schon gegenseitig am Kragen gepackt hatten, lassen voneinander ab. Manchmal ist uns ganz schön mulmig dabei, und wir müssen all unseren Mut zusammennehmen, etwa wenn zwei gestandene Männer aufeinander losgehen, denn im Ernstfall sind die ganz klar stärker als wir. Es sei denn, wir haben den lila-grün karierten Gürtel in Mikado.
    Es gibt jedoch durchaus auch zierliche, aber beherzte Kolleginnen, die sich keineswegs scheuen, mit einem Zwei-Meter-Typen zwecks weiterem Aushandeln eines «Ey, eine inne Fresse, oder wat?» vor die Tür zu gehen. Wie oft habe ich mir schon gedacht: «O weh, der Kunde knallt dir gleich eine, der ist so sauer und gereizt!» Aber der tätliche Angriff kam dann von ganz unerwarteter Seite.
    Ich scannte die Waren eines Mannes. Von hinten näherte sich eine Frau, die mich um Hilfe bat, sie könne die Turnschuhe nicht finden. Ich antwortete, dass wir heute auch keine Turnschuhe im Angebot hätten. Um auf Nummer sicher zu gehen, wandte ich mich zu ihr um, um mit der linken Hand den Aktionsartikel-Prospekt durchzublättern. Da vernahm ich von rechts ein drohendes «Das werden Sie jetzt nicht tun!». Kurz darauf spürte ich einen stechenden Schmerz in meiner rechten Hand. Dieser Spinner hatte mir fast die Finger gebrochen, indem er sie packte und nach hinten umknickte. Was für ein Psychopath!
    Ein anderes Mal saß ich an der Kasse mit dem Gesicht zum Eingang. Ich sah, wie ein Mann sich von draußen der Glastür näherte, und mir lief es augenblicklich kalt den Rücken hinunter. Sah der brutal aus! Versteinerte Miene, eiskalte Augen, die starr auf mich gerichtet waren, während er den Laden betrat. O mein Gott!, dachte ich, was mache ich jetzt nur? Der sticht mich gleich ab. Ganz sicher! Oder er sprengt den ganzen Laden hier in die Luft! Der typische Terrorist! Hannibal Lecter in Person war derweil schon längst in den Gängen untergetaucht. Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, mich kaum noch auf meine Leute vorne konzentrieren. Immer wieder suchte ich mit nervösem Blick den Laden ab. Da! Wieder trafen sich unsere Blicke. Kalt. Brutal. Berechnend. Mir brach der Angstschweiß aus. Er kam an
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