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Die Perserinnen - Babylon 323

Die Perserinnen - Babylon 323

Titel: Die Perserinnen - Babylon 323
Autoren: Elfriede Fuchs
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sicherheitshalber trotzdem abkochen.
Drei Viertel aller Magenprobleme in dieser Stadt haben mit der miserablen
Qualität des Trinkwassers hier zu tun.“ Philippos drückte Farnakia das Fläschchen
in die Hand und sagte zu Paruschjati: „Und nun nimm bitte einen Schluck von der
Medizin.“
    Umständlich und mit viel Brimborium waltete Farnakia seines
Amtes und goss nach Philippos’ Anweisung etwas von der Flüssigkeit in einen
goldenen Becher, der für diesen Zweck viel zu groß und zu kostbar war.
Paruschjati warf einen misstrauischen Blick darauf, doch schließlich setzte sie
das Gefäß an die Lippen und trank. Die Flüssigkeit schmeckte nicht ganz so
schlimm, wie sie befürchtet hatte.
    „Was ist mit dem Fest heute Abend?“, fragte Frataguna. „Kann
die Königin etwas essen?“
    „Wenn die Beschwerden im Laufe des Tages nicht zurückkommen,
ja, aber in Maßen. Sie sollte heute Nachmittag noch eine Dosis der Medizin
nehmen und vor dem Schlafengehen ebenfalls. Morgen früh schaue ich wieder
herein.“
    Philippos erhob sich und war samt seiner Entourage in
wenigen Augenblicken verschwunden. Vermutlich wartete schon der nächste
prominente Patient auf ihn.
    „Das ging aber schnell“, sagte Frataguna. „Ein babylonischer
Arzt hätte erst einmal stundenlang Beschwörungsformeln rezitiert. Zumindest
sind sie sachlich und effizient, diese Jauna.“
    „Vielleicht können wir doch noch an der Opferzeremonie heute
Morgen teilnehmen“, ließ sich Aspamithra hoffnungsvoll vernehmen. „Wenn wir uns
beeilen, schaffen wir es gerade noch rechtzeitig.“
    „Nein“, erwiderte Paruschjati schnell. „Ich fühle mich immer
noch ein wenig schwach. Frataguna, warum gehst du nicht hin und nimmst Faiduma
mit? Es wird bestimmt interessant für sie sein.“
    „Ich bleibe lieber bei dir.“
    „Nicht nötig, ich möchte noch ein bisschen schlafen. Geh
ruhig. Du kannst mir nachher berichten, wie die Vorzeichen ausgefallen sind.“
    Als Frataguna gegangen war, legte sich Paruschjati wieder
ins Bett und versuchte zu schlafen, allerdings vergeblich. Nachdem sie sich
einige Zeit von einer Seite auf die andere gewälzt hatte, gab sie schließlich
auf und ließ sich einen Stuhl in den Innenhof stellen. Dort saß sie in der
Morgensonne und genoss die frische Luft. Sie rief nach Ahatu, der babylonischen
Harfenspielerin, die Aspamithra vor Kurzem eingestellt hatte, und ließ sich von
ihr etwas vorspielen. Doch Paruschjatis Gedanken kehrten immer wieder zu ihrem
Traum in der Nacht zurück. Obwohl er allmählich zu verblassen begann,
beunruhigten die Ereignisse, die er ihr in Erinnerung gerufen hatte, sie noch
immer.
    In jener Nacht vor fünfzehn Jahren war alles anders
geworden.
    An die Zeit davor besaß Paruschjati nur verschwommene
Erinnerungen. Sie hatte im Palast gelebt, genauer gesagt, in verschiedenen Palästen,
in großzügigen, luxuriös ausgestatteten Räumen inmitten idyllischer Gärten,
umsorgt von Dienerinnen und Eunuchen. Ihre Mutter Damaspia war eine Gemahlin
des Großkönigs. Natürlich nicht seine Hauptgemahlin, denn das war die Mutter
des Kronprinzen, doch sie war auch keine einfache Konkubine, sondern eine
rechtmäßige Ehefrau, deren Söhne legitim und somit erbberechtigt waren.
Allerdings war ihr Sohn Arescha nur der jüngste legitime Sohn des Großkönigs,
und seine Aussichten auf die Thronfolge waren entsprechend gering.
    Arescha war älter als Paruschjati und sogar als Frataguna;
er war bereits erwachsen und lebte schon lange nicht mehr bei seiner Mutter und
seinen Schwestern, ein junger, gut aussehender Mann mit einem noch etwas
schütteren Schnurrbart, der nichtsdestotrotz sein ganzer Stolz war. Arescha
wiederum war der ganze Stolz seiner Mutter. Er besuchte sie oft und ließ sich
von ihr und seinen Schwestern bewundern, ein strahlender junger Held mit
Schwert und Lanze oder einem Jagdbogen über der Schulter. Manchmal waren einige
seiner Freunde dabei, alle so jung und gut aussehend wie er selbst und fast
ebenso glanzvoll. Einer von ihnen war der junge Mann gewesen, der sie in jener
Nacht gerettet hatte. Sein Name war Paruschjati bald wieder eingefallen: Vidarna,
Sohn eines hohen Würdenträgers.
    Ihren Vater, den Großkönig, hatte Paruschjati dagegen meist
nur bei offiziellen Anlässen gesehen. Sie erinnerte sich an ihr erstes
Neujahrsfest in Parsa, wo der größte und schönste aller Paläste stand.
Abgesandte von allen Völkern der Erde waren gekommen, um dem Großkönig zu
huldigen. In feierlicher
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