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Die perfekte Lüge: Die 13 Tricks der Top-Lügner und wie Sie sie entlaven! (German Edition)

Die perfekte Lüge: Die 13 Tricks der Top-Lügner und wie Sie sie entlaven! (German Edition)

Titel: Die perfekte Lüge: Die 13 Tricks der Top-Lügner und wie Sie sie entlaven! (German Edition)
Autoren: Jack Nasher
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knallenges Hemd mit größerem Kragen, all das wohlgemerkt nicht in den siebzigern, sondern in den späten 90ern. Auch sein Name konnte passender kaum sein: Herr Grabowski. Ein sparsamer Mann: er wohnte – mit über fünfzig – bei Muttern, schippte Schnee im Winter, statt zu heizen und trug die Kleidung seines seligen Vaters auf – eine Reliquie aus „Hurra-dieSchule-brennt“-Zeiten.
    So sehr ich mich für seinen Unterricht interessierte, so wenig Lust hatte ich einmal, die zig Daten für eine Klassenarbeit zu lernen und so verlockend erschien es mir, ebendiese fein säuberlich (ordentlicher als in jedem meiner bisherigen Schulhefte) auf einem rosafarbenen Löschblatt zu notieren. Da es mein erster und letzter Spickzettel war (bitte glauben Sie mir…Sie glauben mir doch?), war ich entsprechend nervös und zog ihn mit zittriger Hand während der Arbeit aus dem hinteren Heftteil hervor. Schon sah ich, wie Herr Grabowski schnellen Schrittes in meine Richtung kam, jegliche Hoffnung, dass er noch einen Schlenker ans Fenster machen würde, zerbarst als er schnurstracks an meinen Tisch trat, mich mit strengem Schulmeisterfinger auf meinen Spickzettel zeigend fragte, was denn das da sei. Was konnte ich anderes sagen, als es mit klaren Worten einzuräumen: „Das ist mein Spickzettel.“ Nach einer Sekunde des Schweigens lachte Herr Grabowski amüsiert, schüttelte dabei den Kopf und spazierte heiter zurück, dabei kopfschüttelnd und immer wieder etwas wie „Haha, ein Spickzettel“ murmelnd. In Schockstarre verstand ich erst nach ein paar Minuten, was da geschah: er dachte, ich scherzte. Zu meinem Glück kamen ihm während der verbleibenden Stunde auch keinerlei Zweifel an seiner Theorie. An mein Abschneiden kann ich mich nicht mehr erinnern (was dafür spricht, dass es weniger brachte als erwartet) aber ich lernte hautnah, was ich Jahre später beim Schweizer Schriftsteller Max Frisch las: „Die beste und sicherste Tarnung ist immer noch die blanke und nackte Wahrheit. Die glaubt niemand!“
    Zu der Wahrheit muss noch eine absurde Verzerrung kommen. So würde sich der Belogene wie ein Idiot fühlen, sollte er an finstere Absichten glauben. Ein Beispiel: der Chef ist beim Mitarbeiter zu Hause eingeladen und sieht einen Tacker auf seinem Schreibtisch, der vom Büro stammen könnte. Wenn nun der Mitarbeiter antwortet, dass nicht nur dieser Tacker, sondern die gesamte Einrichtung, inklusive Einbauküche vom Büro stammten, dann mag das (bis zu einem gewissen Grad) wahr sein, aber so ironisiert, dass es absurd wäre, ihm zu glauben. In der (ungeplanten) Begebenheit mit meinem Spickzettel war das Absurde, dass ich es so frank und frei gesagt habe.
Die Wahrheit also völlig frei herauszuposaunen, bestenfalls noch mit einer absurden Übertreibung am Ende, ist einfach unglaubwürdig.
DENNOCH ENTLARVEN
    Am einfachsten ist es, der vermeintlich Belogene überprüft die Fakten: er sieht sich den vermeintlichen Spickzettel und die Büroeinrichtung näher an. Das kann aber schwierig sein, da der Lügner den Entlarver hier absichtlich in die Bredouille bringt: in dieser Situation wirkt Misstrauen völlig deplatziert und berührt die Anwesenden peinlich. Dennoch kann man hier geschickt entlarven: man kann Streß erzeugen, da es eine für den Lügner (wie in meinem Fall) fast unerträgliche Situation ist. Schweigen ist dabei sehr effektiv, um den Stress ins Unermessliche zu steigern. Auch scheinbar interessiertes Nachhaken („ein schöner Tacker, ich bräuchte auch mal einen neuen“) schafft Stress. Dabei sollten Sie unbedingt auf Verhaltensänderungen und auf Disharmonien achten: passt der Gesichtsausdruck nicht, wird künstlich gelächelt oder entspricht das Verhalten nicht der Situation?
10. KÖRPERSPRACHE
    Es ist typisch für Lügner, dass sie beim Lügen eine ruhigere, wenn nicht gar steife Körpersprache haben. 12 Das liegt an der – im letzten Kapitel von Durchschaut besprochenen – Verhaltenskontrolle: Lügner wollen sich nicht verraten und kontrollieren daher ihr Verhalten so, dass sie sich nur minimal bewegen. Dabei kommt ihnen zugute, dass ungeschulte Beobachter glauben, Lügner neigten dazu, beim Lügen unruhig zu zappeln, Blickkontakt zu vermeiden, sich nervös hin- und her zu bewegen und dabei mit den Händen herumzufuchteln. 13
    12 Körpersprache: Vrij, 2008, S. 42; Burgoon & Buller,
1994; DePaulo & Kirkendol, 1989. Hand- und Fingerbewegungen: DePaulo, Lindsay et al., 2003; Vrij, 2008, S. 56; Ekman, 1997; Ekman &
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