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die perfekte Dressur

die perfekte Dressur

Titel: die perfekte Dressur
Autoren: Anna Sturm
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Geschäftsunterlagen und wichtige Verträge durch, die ihm Jake schon am frühen Morgen aus der Firma gebracht hatte, da er nicht vorhatte, vor dem Wochenende noch ins Büro zu fahren. So war es ihm möglich, in Katelyns unmittelbarer Nähe zu bleiben, und sie mehr oder weniger im Auge zu behalten. Gedankenverloren blätterte er in seinen Unterlagen herum. Er konnte sich gar nicht so recht darauf konzentrieren. Immer wieder schweiften seine Gedanken ab zur letzten Nacht. Ständig grübelte er darüber nach, was letzte Nacht zwischen Katelyn und ihm passiert war. Sie war so anders. So verändert. Er lehnte sich zurück, schloss die Augen und fuhr sich mit seinen Händen durchs Haar. Sein Kopf schmerzte, er hatte einen schrecklichen Kater, dennoch fühlte er sich auf merkwürdige Art und Weise glücklich. Er war sich nicht sicher, ob er sich Katelyns lüsternes Verhalten während der letzten Nacht nur eingebildet hatte oder ob es am Ende nicht nur ein Wunschdenken von ihm war, aber irgendwie schien es ihm auch egal zu sein. Fakt war, dass ihn seine Gefühle schon lange nicht mehr so aufgewühlt hatten. Plötzlich riss ihn ein lautes Geschrei und Stimmengewirr aus seinen Gedanken. Er schlug abrupt die Augen auf und sah zur Tür hinüber, die im nächsten Augenblick aufgerissen wurde. Jake stürmte herein.
    „Sie ist tot! “, schrie er ganz aufgebracht.
    Simon stockte der Atem, sein Puls stieg an und er fuhr mit einem Satz aus seinem Stuhl hoch. Er wusste überhaupt nicht, wovon Jake da sprach. „Was?! Wovon redest du?!“
    „Katelyn… sie ist die Treppe hinuntergestürzt… sie atmet nicht mehr…“ Jake sah ihn fassungslos an. Sein Gesicht war zu Eis erstarrt.
    Als Jakes Worte zu Simon durchgedrungen waren, schien sich alles in seinem Kopf zu drehen. Simon achtete nicht mehr auf ihn, sondern eilte überstürzt an ihm vorbei. Er rannte hinaus in den Flur und stürmte auf die kleine Menschenmasse zu, die sich bereits am Treppenabsatz gebildet hatte. Er drängte sich hindurch und dann sah er sie. Es stockte ihm der Atem. Schweißperlen rannen über seine Stirn. Katelyn lag regungslos auf dem harten Steinfußboden. Eine Blutlache hatte sich bereits um ihren Kopf gebildet. Er stürzte sich auf sie, berührte sie und befühlte ihren Brustkorb. „O Gott, sie atmet noch. Ruft sofort einen Notarzt!“, schrie er seine Bediensteten an. Er war außer sich vor Sorge, vor Zorn. Pures Entsetzen durchströmte seinen Körper. Das Adrenalin schoss nur so durch seine Venen. Wie konnte das nur geschehen? Und wieso standen alle nur um sie herum? Als wären sie zu Stein erstarrt. „Los! Ruft sofort einen Arzt!“, schrie er aus Leibeskräften. Er war völlig von Sinnen. Registrierte nur entfernt, dass Rose neben ihm auf dem Boden kniete und Katelyns Hand festhielt. Bestürzt sah sie ihn an, nicht fähig, irgendetwas zu sagen. Pures Entsetzen machte sich breit und durchflutete den Raum.

    ***

    Es waren für Simon die schlimmsten drei Tage seines Lebens. Die Ärzte hatten ihm gesagt, dass Katelyn wohl durch den Sturz irreparable Schäden am Gehirn erlitten hätte und sie nicht wüssten, wie sich der Unfall auf ihr Gedächtnis auswirken würde, sollte sie wieder aus dem Koma erwachen. Simon war ganz krank vor Sorge. Wich nicht von ihrem Krankenbett. Wusste nicht mehr ein noch aus. Sein Hemd war schweißdurchnässt und eine Dusche hätte ihm sicherlich gut getan, aber er wollte sie nicht alleine lassen, aus Angst, sie könne sterben, während er fort war. Er ging noch nicht einmal auf Jakes Angebot ein, ihn ablösen zu wollen. Und an Schlaf war gar nicht zu denken. Hunger verspürte er in seinem jetzigen Zustand keinen, obwohl er seit mehr als zwei Tagen nichts mehr gegessen hatte. Wie ein rastloses Tier lief er im Zimmer auf und ab, stellte sich immer wieder dieselbe Frage: wie konnte das passieren? Stunde um Stunde verging, ohne dass irgendetwas geschah. Er war verzweifelt. Und blickte in einen tiefen Abgrund.
    In der Nacht des dritten Tages lief er wieder ruhelos umher, bis er sich vollkommen erschöpft und ausgepowert auf den Stuhl sinken ließ. Er saß mit gesenktem Kopf neben ihrem Bett und vergrub sein Gesicht in den Händen. Während er wieder über dieselbe Frage nachdachte, hörte er auf einmal ihre Stimme. Blitzartig sah er zu ihr auf. Sie hatte die Augen geöffnet und sah ihn an. Eine Woge der Erleichterung durchströmte seinen Körper. „Wo bin ich?“, fragte sie. Die Worte huschten nur sehr leise über ihre
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