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Die Peperoni-Strategie

Die Peperoni-Strategie

Titel: Die Peperoni-Strategie
Autoren: Jens Weidner
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Sanktionswahrscheinlichkeit dank schärferer Gesetze und datenverkaufswilliger Bankdirektoren deutlich erhöhte. Nachwuchswissenschaftler fälschen Forschungsergebnisse, um zu Ruhm zu gelangen – auch auf die Gefahr hin, dass ihnen die Promotion zu einem späteren Zeitpunkt wieder aberkannt |42| wird. Der Versuch reizt, weil er schnellen Lohn und Ruhm verspricht. Seriös und nachhaltig ist das nicht.
    Vom Konkurs bedrohte Unternehmer nehmen gar den indirekten Tod Unbeteiligter in Kauf (»Ich wollte die Arbeitsplätze in unserer Gemeinde erhalten«), wenn sie mit gefälschten Papieren Mülltransporte zu illegalen Mülldeponien organisieren – auf denen sich später spielende Kinder vergiften werden. Groß angelegte illegale Rindfleisch-Exporte in die Europäische Gemeinschaft zählen ebenso dazu wie illegale Waffenlieferungen an sogenannte »Schurkenstaaten« oder Giftgastransporte beziehungsweise Fabrikteillieferungen durch Deutsche nach Libyen:
     
    Gaddafis Sohn brachte es auf eine sehr pragmatische Art auf den Punkt: »Wir mögen die Deutschen. Die haben uns geholfen.« Ein zweifelhaftes Kompliment!
    Die implizit negative Aggression
    Auch diese Aggressionsform zielt auf den wirtschaftlichen Erfolg. Ein unangenehmer Zustand des Mitbewerbers wird als in Ordnung empfunden. Beispiele dafür sind die typischen Machtkämpfe auf der Topebene (Leadership Struggles).
    Diese Aggressionsform gehört zum Lieblingsmachtspiel der Wirtschaftselite. Von der Liebe zur strategischen Halblegalität wird lustvoll-schelmisch gesprochen. Ein Stahlmanager nannte in einem meiner Seminare diese subtile Aggressionsform verklausuliert seinen »kreativen Interpretationsrahmen auf dem Weg nach oben«. Er illustrierte diesen Rahmen mit dem Begriff der »feindlichen Übernahme«, mit dem er einem finanzschwächeren und zunächst wenig kooperationsbereiten Mitbewerber |43| drohte, bis dieser schließlich einlenkte und nachgab. Unser Manager sprach von einem »wirklich schönen, fast kreativen Bluff«, was niemanden überraschen wird, der die private Pokerleidenschaft dieses Mannes kennt!

Formen der Aggression im Berufsalltag
    Diese vier Grundgruppen führen zu sechs konkreten Formen des Handelns im Geschäftsalltag – und fünf davon sind karriere- und geschäftsschädigend. Diese fünf sollen uns zunächst intensiver beschäftigen. Es handelt sich um die
spontane Aggression
Frustrationsaggression
Rachsucht
kompensatorische Aggression
Autoaggression
    Spontan, unkontrolliert, cholerisch?
    Die spontane, unkontrollierte, fast cholerische Aggression ist der schnelle, emotionale, nicht sehr überlegte Schuss aus der Hüfte, der mehr kaputtmacht als hilft und für den man sich in der Regel am nächsten Tag entschuldigen muss. Der wichtige Kommunikationssatz »Erst denken, dann reden« ist Vertretern dieser Handlungsweise fremd. Die spontane Aggression disqualifiziert Mitarbeiter und Führungskräfte, denn sie wirken überfordert und aufgeregt. »Die haben sich nicht im Griff«, bleibt bei Freund und Feind hängen. Ihr Verhalten ist zwar zutiefst |44| menschlich, aber unentschuldbar und peinlich. Entsprechend gelten die Spontan-Aggressiven als völlig ungeeignet für jedes strategische Vorgehen. Man muss ihnen sogar untersagen, an Meetings teilzunehmen, bei denen es um etwas geht, weil ansonsten die Gefahr besteht, dass sie einfach drauflos reden und alles mit ihren Worten einreißen, was an diplomatischen Feinheiten aufgebaut worden war. So hart es auch klingen mag: Hier hilft nur die zeitlich begrenzte Aussperrung.
    Trotz dieser negativen Auswirkungen ändern sich spontanaggressive Menschen nur ungern, denn der Genuss ist groß, den eigenen Frust bei anderen abzulassen. Besonders Führungskräfte glauben, dass ihr Leitungsstatus ihnen ein derartiges Benehmen zubilligt – ein Irrglauben, der sich in der Regel durch eine hohe Mitarbeiterfluktuation ausdrückt, denn Arbeit und Kreativität fördernd ist dieser cholerische Persönlichkeitszug nun wirklich nicht. Untersuchungen der Unternehmensberatung
Kienbaum
zeigen, dass Firmen, in deren Chefetagen mehrere Neurotiker für ein problematisches Betriebsklima sorgen, über bis zu 6 Prozent weniger Umsatzrendite verfügen.
    Frustrationsaggression
    Die Grundlage der Frustrationsaggression ist immer ein unbefriedigter Wunsch nach nicht erreichter Größe und Macht. Sie ist der untaugliche Versuch, sich aggressiv zu verschaffen, was einem von Dritten vorenthalten wurde. Diese Aggressionsform findet sich
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