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Die Pension am Deich: Frauenroman

Die Pension am Deich: Frauenroman

Titel: Die Pension am Deich: Frauenroman
Autoren: Sigrid Hunold-Reime
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Ärztin hatte schon ihre Papiere zusammengerafft und wollte gehen, da hat er kaum hörbar geantwortet. »Ich dachte, ich hätte meine Frau verloren.«
    Sein Blick suchte Monikas. Der schossen sofort Tränen in die Augen.
    »Okay.« Die Ärztin musste sich räuspern. »Sie können noch eine Viertelstunde bei Ihrem Mann bleiben. Aber dann muss ich Sie ernsthaft bitten, sich zu verabschieden. Ihr Mann braucht Ruhe.«
     
    Nun sitzt Monika auf einem Stuhl neben Franks Bett. Sie sind allein in dem kleinen Glaszimmer mit den zugezogenen Fenstern. Jetzt würde sie etwas für einen freien Blick geben. Sie wollte ihm so viel erzählen, so vieles fragen und nun fehlen ihr die Worte.
    »Und?«, unterbricht Frank die beklemmende Stille. »Habe ich dich verloren?«
    Monika schießt das Blut ins Gesicht, aber sie sieht Frank endlich in die Augen. »Um Haaresbreite.«
    Er hebt seine Hand und lässt sie wieder auf die Bettdecke zurückfallen. Seine Handfläche zeigt nach oben. Monika legt ihre hinein und er umschließt sie sanft.
    Ein wunderbarer Augenblick der Nähe. Sie will ihn in sich aufnehmen und speichern. Frank wird leben. Nur das zählt. Alles andere erscheint ihr wie in einen Nebenraum gesperrt. Gerade nicht wichtig. Sie werden genügend Zeit haben, sich auszusprechen.
    Da hört sie Frank mit gepresster Stimme fragen: »Wie ist diese Frau in mein Bett gekommen?«
    Monika sieht ihn perplex an. Die Susi-Geschichte hat sie schon fast vergessen.
    »Ich habe sie dafür bezahlt«, antwortet sie ruhig.
    »Du? Bezahlt? Warum?«
    »Das war – das sollte ein Denkzettel für dich sein. Eine Revanche, weil du mir einen Detektiv auf den Hals gehetzt hast.«
    Frank hebt seinen Kopf und lässt ihn wieder auf das flache Kissen zurücksinken.
    »Also, doch. Du wusstest es. Du hast alles längst durchschaut«, flüstert er resigniert.
    »Nein, Frank. Falsch. Ich hatte überhaupt nichts durchschaut. Das ist genau das Problem gewesen.«
    »Aber, warum dann diese – diese Nackte?«
    Monika gibt sich einen Ruck. Sie will jetzt nicht mehr ausweichen. Sie muss bei der Wahrheit bleiben. Keine faulen Tricks mehr.
    »Ich habe es erst gestern Nachmittag erfahren. Im Hafen hast du mir deinen Rucksack gegeben. Da habe ich zufällig Eriks Visitenkarte gefunden. Als du geschlafen hast, da habe ich ihn angerufen und zur Rede gestellt.«
    Frank stößt wie eine überlastete Dampflokomotive die Luft aus.
    »Wie kommt der dazu, dir das zu erzählen?«
    »Ich habe ihn massiv unter Druck gesetzt.«
    Frank sieht sie ungläubig an.
    »Und danach – ich war völlig vor den Kopf geschlagen. Wie konntest du mir das antun und mich bespitzeln lassen. Ich war so unglaublich wütend. Ich musste etwas unternehmen, sonst wäre ich geplatzt, verstehst du.«
    »Aber dann gleich so was Schrilles.« Frank betrachtet Monika so eindringlich, als sähe er sie zum ersten Mal.
    »Nun lebe ich seit mehr als zwei Jahrzehnten mit dir zusammen und habe anscheinend nicht die geringste Ahnung, wie du tickst. Auf so eine Idee zu kommen. Wo hast du diese Dame eigentlich auf die Schnelle hergezaubert? Ehrlich, das hätte ich dir im Leben nicht zugetraut.«
    Ein winziges Lächeln umspielt seine Lippen.
    Dieser Ansatz von Bewunderung bringt sie in Rage. Sie erinnert sich, warum diese Komödie überhaupt zustande gekommen ist. Wie verletzt sie war. »Ach, den Mumm hast du mir nicht zugetraut. Aber dass ich auf den Strich gehe – schon!« Ihre Stimme klingt härter als beabsichtigt.
    Franks Lächeln erlischt. Er weicht erschrocken ihrem Blick aus und fixiert den Infusionsständer.
    »Ich weiß selbst nicht mehr, wie ich das glauben konnte.« Er sucht verzweifelt nach Worten. Sie hilft ihm nicht. Wartet.
    »Im Nachhinein ist der Verdacht natürlich absolut lächerlich. Hinterher ist man immer schlauer«, beginnt Frank leise. »Aber als der Brief für dich kam, handgeschrieben von einem Verehrer, einem glühend verliebten Freier. Das war – ich kann das kaum noch beschreiben. Erst war es nur der Hauch eines Verdachtes, ein verrückter Gedanke. Aber einmal angefangen darüber nachzudenken, konnte ich nicht wieder aufhören. Und je länger ich darüber nachgegrübelt habe, desto logischer erschienen mir die Zusammenhänge. Du warst so fremd, ganz anders in der letzten Zeit. Weit von mir entfernt. Dazu ungewöhnlich oft allein unterwegs. Das passte alles. Ich musste mir einfach Gewissheit verschaffen.«
    »Und warum hast du mich nicht einfach gefragt?«
    Frank schluckt und sieht Monika wieder
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