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Die Partie. Thriller (German Edition)

Die Partie. Thriller (German Edition)

Titel: Die Partie. Thriller (German Edition)
Autoren: Mike Wächter
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zu ärgern, zur Polizei gegangen – und jetzt hindert die Krankheit des Familienoberhauptes ihn daran, wieder aus dem Klub auszutreten. Noch einmal sieht er auf die Uhr. Er macht drei Schritte zur Tür und greift nach der Klinke. Er hält inne, dreht sich ein letztes Mal um und packt mit seinen kräftigen Händen den Seifenspender. Die Konstruktion gibt innerhalb des Bruchteils einer Sekunde nach, als er daran zerrt. Die Schrauben bröseln aus der Wand. Ein Knirschen. Dann ein Knall. Das Plastikgehäuse zersplittert, als Kimski den Kasten auf den Boden schleudert. Die Flüssigseife verteilt sich als grüne Brühe auf den Fliesen. Er wendet sich ab und sieht nicht mehr zurück.
    Als er sein Büro betritt, sieht er die Journalistin schweigend an und setzt sich auf seinen Stuhl. Zwei der vier Schreibtische im Raum sind nicht besetzt, nur Meier sitzt auf der anderen Seite am Fenster und tippt an seinem Computer. Kimski gießt sich ein Glas stilles Wasser ein. Die Flüssigkeit befeuchtet seinen trockenen Hals und seine Stimmbänder.
    »Ich fürchte, das war es für heute. Wir machen in ein paar Minuten Feierabend. Tut mir leid, dass ich Ihnen nichts Aufregenderes bieten konnte.«
    Die Reporterin sitzt auf einem Holzstuhl vor seinem Schreibtisch, der wahrscheinlich genauso alt ist wie sie selbst. Kimski schätzt sie auf Anfang dreißig. Sie sieht ihn aus großen braunen Augen an und lächelt. Er beobachtet sie. Schließlich ertappt er sich dabei, wie er ihren Körper mustert. Sofort ermahnt er sich wegzusehen. Was kann er dafür, dass die Mädchen im Sommer immer in kurzen, luftigen Kleidchen umherspazieren.
    Noch einmal greift er zu seinem Taschentuch und tupft sich die Stirn ab. Niedlich ist sie, das muss er zugeben. Schulterlange braune Haare und eine feine aristokratische Nase. Außerdem strahlt sie eine unangestrengte Fröhlichkeit und Selbstsicherheit aus. Das komplette Gegenteil zu einem raubeinigen, einzelgängerischen, in Selbstmitleid badenden Draufgänger wie ihm.
    »Das macht nichts, Herr Kommissar.«
    »Wie bitte?«
    Er ist in Gedanken versunken und hat vergessen, was er zu ihr gesagt hatte.
    »Dass Sie mir keine aufregenderen Geschichten bieten konnten. Ich habe Ihnen gesagt, dass ich einen Artikel über den echten Alltag der Mordkommission schreiben soll.«
    »Tippen und telefonieren, das ist unser Alltag, Sie haben es ja gesehen.«
    Zumindest ist das mein Alltag, denkt er. Für die Kollegen bin ich gerade gut genug, um den Märchenonkel für Presseleute zu spielen.
    »Doch nicht so spannend, wie es beim Tatort aussieht. Aber, worüber wir noch nicht gesprochen haben – man hat mir gesagt, Sie wären, bevor Sie in Mannheim in diesem Dezernat angefangen haben, ähm ...« Sie blickt auf ihren Notizblock. »Dezernat 11 – Tötungsfälle, Vermisstenfälle und Brand- und Sprengstoffdelikte, nicht wahr?«
    Er nickt.
    »Also bevor Sie hier als Kommissar angefangen haben, sollen Sie Gruppenleiter beim SEK gewesen sein?«
    Er bringt ein knappes Ja hervor und tastet auf seinem Schreibtisch nach irgendetwas, an dem er sich festhalten kann.
    »Also kann man von einer Spezialeinheit einfach so in ein Kommissariat wechseln?«
    Wenn man Mist gebaut hat, dann schon, denkt Kimski.
    »Doch, das geht. Die meisten Kollegen sind ab vierzig, fünfundvierzig Jahren nicht mehr in der Lage, die hohen Anforderungen im Training zu erfüllen, und gehen wieder dorthin zurück, wo sie hergekommen sind.«
    Oder bleiben beim SEK und übernehmen die Führungsposten, denkt er. Wäre sicher besser für ihn gewesen. Die neuen Kollegen im Kommissariat haben ihn nicht gerade herzlich empfangen. Nur weil er einen schwarzen Gürtel hat, sich von Helikoptern abseilen kann und ein Ziel auf ein paar hundert Meter Entfernung treffen kann, braucht niemand vor ihm Angst zu haben. Der Einzige, mit dem er sich versteht, ist Meier.
    »Außerdem habe ich neue Herausforderungen gesucht.«
    »Dabei sehen Sie noch ziemlich fit aus. Wie alt sind Sie?«
    »Siebenunddreißig.«
    »Dann hätten Sie noch ein paar Jahre weitermachen können?«
    Er antwortet nicht.
    »Ihr Kollege, der mich an Sie vermittelt hat, meinte zu mir, Sie seien vorher schon Kommissar gewesen, also bevor Sie zum Spezialeinsatzkommando gegangen sind.«
    »Ja.«
    »In Mannheim? Und danach ...« Sie blättert zurück zur ersten Seite ihres Notizblocks und liest die Aufzeichnungen. »Danach sind Sie zum SEK in Göppingen gegangen?«
    »Richtig.«
    Er greift nach seiner leeren Kaffeetasse und
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