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Die Nymphe Eva

Die Nymphe Eva

Titel: Die Nymphe Eva
Autoren: Carter Brown
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ja eine gewisse ausgleichende Gerechtigkeit geben.«
    »Sie mit Ihrem makabren Humor«,
murmelte er schläfrig. »Hier sind wir.«
    Er blieb vor einer Tür stehen,
auf der sein eigener Name in verblichener Schablonenschrift stand, und stieß
sie mit leicht theatralischer Geste weit auf.
    »So! Willkommen in meinem
bescheidenen...« Er hielt plötzlich inne, und die Augen sprangen ihm fast aus
dem Gesicht. »Was, zum Teufel, ist denn hier los?«
    Ich schob mich an ihm vorbei
ins Büro und blieb dann abrupt, knöcheltief in Schutt, stehen. In der Wand mir
gegenüber befand sich ein klaffendes, von einem gezackten Stahlrand umgebenes
Loch. Auf dem Boden zu meinen Füßen lag eine verbeulte Masse, die
möglicherweise eine Stahltür gewesen war. Nun war ich an der Reihe, mit
aufgerissenen Augen dazustehen, während Wolfe an mir vorbeipreschte und Kopf
und Schultern in das klaffende Loch in der Wand steckte.
    Ein paar Sekunden später
schlurfte er ein paar Schritte zurück und wandte sich mir mit tragischem
Gesichtsausdruck zu.
    »Weg!« murmelte er wütend. »Die
ganze Kollektion! Bis zum letzten reizenden Paar Diamanten- und Jadeohrringen!
Was für ein Trottel war ich, ihn gestern abend allein
hierzulassen!«
    »Sie meinen Garow ?«
fragte ich zerstreut.
    »Wen sonst?« knurrte er.
    Ich wies auf die zerbeulte
Masse auf dem Boden. »Was war das?«
    »Eine stählerne Rolltür «, brummte er. »Ich habe mir große Mühe gegeben,
diesen Wandsafe einbruchssicher zu machen,
Lieutenant, selbst wenn Sie das im Augenblick bezweifeln sollten. Die Wand ist
gut fünfunddreißig Zentimeter dick; der Safe war mit einer Spezialrolltür,
statt mit einer gewöhnlichen Tür versehen und hatte außen ein Kombinationsschloß . Die Rolltür bestand aus stark dehnbarem Stahl — praktisch war sie gepanzert — , und für das Kombinationsschloß habe ich ebensoviel Geld ausgegeben wie für den Safe selbst. Ich habe ihn für einbruchssicher
gehalten, und nun hat dieser betrügerische Schuft Garow mein Geld genommen und mich dazu bewogen, ihn hier allein zu lassen, so daß er
auch den Schmuck wieder mitnehmen konnte, den er mir soeben verkauft hatte.«
    »Es war nicht Garow «, sagte ich.
    »Bitte, Lieutenant — ?« Seine
Stimme zitterte. »Das ist kaum der richtige Zeitpunkt für Ihre sonderbaren
Witze.«
    »Das hier ist die Arbeit eines
Professionals«, brummte ich. »Von einem echten Nitro-Mann.«
    »Einem echten was, bitte?«
fragte er mit schwacher Stimme.
    »Das ist eine in San Quentin
sehr geläufige Bezeichnung für einen Burschen, der anderer Leute Safe auf die
harte Tour mit Nitroglyzerin öffnet«, erklärte ich. »Ein Sprengstoffexperte.
Aber dieser hier war ein Superexperte.«
    »Warum sagen Sie das?« Er
starrte mich an, als ob ich an allem schuld wäre.
    »Sie haben des größeren
Schutzes wegen keine Fenster, nehme ich an?« fragte ich.
    »Stimmt.«
    »Haben Sie je zu irgendeiner
Zeit mit Nitroglyzerin gearbeitet?«
    »Um alles auf der Welt, nein.«
Wolfe schauderte bei dem Gedanken.
    »Ein verzwicktes Material«,
sagte ich. »Gelegentlich unberechenbar, so daß immer das Risiko besteht, daß
man sich selbst ein Loch in den Leib hineinexplodiert, anstatt in den Safe. Wer
das hier getan hat, hat innerhalb dieses abgeschlossenen Raums jedenfalls ein
gewaltiges Risiko auf sich genommen. Wenn er sich in der Menge des verwendeten
Nitroglyzerins auch nur leicht verrechnet hätte, hätte ihn allein der Luftdruck
über die ganze Wand versprüht. Aber er hat sich nicht verrechnet. Er ließ als
erstes Ihre Stahlrolltür mit der genau richtigen Menge hochgehen. Dann sprengte
er ein Loch in die eigentliche Tür des Safes und holte sich den Inhalt heraus.«
Ich schüttelte den Kopf. »Ein wirklicher Könner.«
    »Sie werden mir hoffentlich
verzeihen, daß ich Ihre offensichtliche Bewunderung für einen rücksichtslosen
Verbrecher nicht teile, Lieutenant«, sagte er mit mordlüsterner Stimme.
»Zufällig handelt...«
    »Mandel«, brummte ich.
    »Was?«
    »Herb Mandel — wer sonst? Vor
drei Tagen bekamen wir eine Aufforderung der Polizei von San Francisco — über
das Departement von Los Angeles — , nachzuprüfen, ob sich ein Mann namens
Mandel in unserem Bezirk aufhalte. Dort war ein Safe aufgesprengt worden, und
man hatte dabei ein paar Charakteristika der Mandelschen Arbeitsweise feststellen zu können geglaubt, und man wollte wissen, wo er sich
zur Zeit des Einbruchs aufgehalten hatte. Er ist hier in Pine City gewesen und hat sich auf
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