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Die Narben der Hoelle

Die Narben der Hoelle

Titel: Die Narben der Hoelle
Autoren: H. Dieter Neumann
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kleiner Hedi … «
    Johannes atmete hörbar durch. »Das Ganze also, damit Jamal seinen Mordplan umsetzen konnte – und uns die Schuld zuschieben. In diesem Falle mir. Hätte aber auch jeder andere sein können … «
    »Wahrscheinlich. Wer eben gerade dort auftauchte.«
    Das Knacken und Rauschen wurde stärker. Paule konnte ihn kaum verstehen, als Johannes nachdenklich fragte: »Sag mal, heißt das nun, dass dieser Warlord hinter den Mordan-Schlägen auf mich steckt? Dass der die Leute beauftragt hat, die mich hier verfolgt haben – um mich zu töten?«
    »Wer sonst? Hedayat musste doch zu diesem Zweck all die Informationen über dich sammeln.«
    »Aber das waren doch keine Afghanen, die hier hinter mir her waren, Paule! Das waren Türken … «
    »Diese Warlords haben viel Geld, das weißt du doch. Machen ihre Drogengeschäfte mit der ganzen Welt. Bestimmt hat er seine Verbindungen … « Paule brach ab, ordnete seine Gedanken und fuhr fort: »Jedenfalls hat er beschlossen, dich aufzuspüren und zu töten, das hat Hedayat zugegeben. Vielleicht findet die türkische Polizei ja heraus, wer die Gangster sind. Aber irgendwie stehen die mit dem Drogenfürsten hier in Verbindung, da wette ich meine Pension drauf! Und der Befehl, dich zu liquidieren, der kam von hier, aus diesem Land – und das Geld dafür auch.«
    Johannes sagte nichts mehr.
    »Haben Herr Hauptmann sonst noch irgendwelche Wünsche?«
    »Nein«, erwiderte Johannes, ohne auf den scherzhaften Ton einzugehen. »Das heißt … , eigentlich doch! Weißt du, was mir gerade einfällt?«
    Paule stöhnte auf.
    »Das waren dann überhaupt keine Taliban, die unsere Jungs als Geiseln genommen haben! Das war dieser Jamal mit seiner Privatmiliz, oder?«
    »Weiß ich nicht, Jo. Taliban hin oder her – wer will diese Leute denn auseinanderhalten? Wer weiß hier schon, wer zu wem gehört, wer friedlich ist und wer nicht?« Paule klang resigniert. »Auf jeden Fall waren es Männer des Provinzfürsten, die unsere Jungs in der Höhle bewacht haben. Und den Befehl über die hatte Jamal, dieser Milizoberst.« Er holte noch einmal Luft. »War’s das jetzt?«
    »Ich denke schon. Verwirrend genug – trotz allem, was du herausgefunden hast.«
    »Das ganze Land hier ist verwirrend, vorsichtig ausgedrückt.«
    »Hm. Auf jeden Fall danke ich dir. Wenn du dich da nicht so reingehängt hättest, dann … «
    Paule verzog sein Gesicht, hielt das Handy ein Stück von seinem Kopf weg und rief laut: »Jo! Hallo! … Hör mal, ich kann dich kaum noch verstehen! Die Verbindung wird immer schlechter. Alles Gute für dich und die Dame! Auch wenn ich mich wiederhole: Versau es nicht … «
    Er beendete die Verbindung und leerte die Bierdose in einem Zug.

34
September
Türkei
    Johannes saß auf der Terrasse unter einem großen gelben Sonnenschirm und warf einen kurzen Blick auf seine Uhr.
    Gleich musste der Polizeibeamte erscheinen. Und Mehmet wollte aus Izmir herkommen. »Bei der Unterredung will ich dabei sein«, hatte er gesagt.
    Er nahm das Glas Mineralwasser – ein Spritzer Campari und viel Eis – in die Hand, das Ayse hingestellt hatte. Oben auf den Eiswürfeln schwamm eine Orangenscheibe.
    Nachdenklich schaute er auf das Meer hinaus.
    »War’s das?’« hatte Paule gefragt.
    Nein, noch nicht. Nicht ganz. Da war noch eine Frage offen. Aber die musste er seinen Vorgesetzten stellen, denjenigen, die den Untersuchungsbericht hüteten.
    Denn der musste neu geschrieben werden, dafür wollte er sorgen. Nein, viel mehr: Das hatte er sich geschworen!
    Nur wie? Es war keineswegs sicher, dass man den Bericht überhaupt noch einmal anfassen würde. Zu viele Leute schienen etwas dagegen zu haben. Einflussreiche Leute.
    Auf dem weichen Kissen des zweiten Liegestuhls, auf dem vor kurzem noch Ayse gesessen und ihn nach seinen Wünschen für das Mittagessen befragt hatte, lag nun ein hellgraues Fellbündel. Die Katze hatte diesen Platz sofort wieder erobert, nachdem Ayse im Haus verschwunden war. Sie hatte sich zusammengerollt, und ihr kleiner Körper hob und senkte sich leicht im Rhythmus ihres tiefen Schlafes.
    Johannes lächelte und nahm einen Schluck von dem eiskalten Getränk. Trotz der vielen Gedanken, die in seinem Kopf herumgingen, fühlte er, dass er langsam zur Ruhe kam.
    Endlich. Wurde auch Zeit.
    Er blickte auf den Verband an seinem linken Oberarm. Die Wunde hatte nicht genäht werden müssen. Der Hausarzt der Görgüns hatte sie nur noch einmal gründlich und fachmännisch
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