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Die Nanny und der Traummann

Die Nanny und der Traummann

Titel: Die Nanny und der Traummann
Autoren: Michelle Celmer
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Rechtsstreit ewig hingezogen, und Sierra wollte so schnell wie möglich bei ihren Kindern sein. Deshalb hatte sie sich sofort beworben, nachdem sie erfahren hatte, dass Landon eine Nanny suchte.
    Nach einem kurzen Fußweg stieg Sierra um in die Bahn nach Queens, wo ihr Vater schon seit vierzehn Monaten in einem drittklassigen, schäbigen Pflegeheim untergebracht war. Als sie am Empfang vorbeikam, reagierte die diensthabende Schwester auf ihr freundliches „Hallo“ mit nichts weiter als einem genervten Schnauben.
    Es machte Sierra rasend vor Wut, dass ihr Vater an diesem grauenhaften Ort vor sich hin vegetierte. Das Personal war träge bis faul, die Pflege entsprechend so nachlässig, dass es schon an Körperverletzung grenzte. Doch mehr bezahlte die Krankenversicherung nicht. Ihr Vater konnte nicht mehr sprechen, zeigte kaum Reaktionen auf irgendetwas und musste künstlich ernährt werden. Noch schlug sein Herz, noch funktionierten seine Lungen – doch früher oder später würde sein Körper auch das vergessen. Es konnte sich um Wochen, aber auch um Monate handeln. Vielleicht würde er sogar noch ein ganzes Jahr durchhalten. Und in dieser Zeit sollte er die bestmögliche Pflege erhalten. Doch die gab es nur in dem teuren Heim in Jersey.
    „Hi, Lenny“, begrüßte sie den Zimmernachbarn ihres Vaters, einen einundneunzigjährigen Kriegsveteran, der in der Normandie sein rechtes Bein und seine linke Hand verloren hatte.
    „Hallo Sierra“, erwiderte der alte Mann fröhlich und drehte seinen Rollstuhl zu ihr herum.
    „Und, wie geht es meinem Dad heute?“, fragte sie, während sie ihre Handtasche abstellte und sich zu ihrem Vater auf die Bettkante setzte. Ihr brach es das Herz, ihn so klein und hilflos zu sehen. Von dem Mann, der er einmal gewesen war, dem Mann, der ganz allein zwei Töchter großgezogen hatte, war nur noch eine leere Hülle übrig.
    „Er hatte einen guten Tag“, antwortete Lenny.
    „Hi Daddy“, flüsterte Sierra und gab ihrem Vater ein Kuss auf die Wange. Er war wach, reagierte aber nicht auf ihre Anwesenheit. Dass er einen guten Tag hatte, bedeutete, dass er ruhig dalag. An schlechten Tagen stöhnte er leise und gequält. Niemand wusste, ob er Schmerzen hatte oder das Stöhnen nur ein unbewusster Reflex war. Doch zur Sicherheit gab man ihm an schlechten Tagen ein Beruhigungsmittel.
    „Wie geht’s deinem kleinen Jungen?“, fragte Lenny. „Langsam müsste er doch alt genug für die Schule sein!“
    Sierra seufzte in sich hinein. Lennys Gedächtnis war nicht mehr das Beste. An ihre Schwangerschaft konnte er sich noch erinnern. Doch wie lange sie her war, oder dass sie die Kinder zur Adoption freigegeben hatte, vergaß er immer wieder. Sie beschloss, einfach mitzuspielen.
    „Er wächst wie ein Weltmeister“, sagte sie. Ehe Lenny weiterfragen konnte, wurde über die Lautsprecheranlage durchgesagt, dass im Gemeinschaftsraum gleich Bingo gespielt würde.
    „Ich muss los“, verkündete Lenny und rollte zur Tür. „Soll ich dir nachher einen Keks mitbringen?“
    „Nein danke, Lenny. Bis bald.“
    Als sie mit ihrem Vater allein war, nahm sie seine Hand, die eiskalt und zur Faust geballt war. „Heute hatte ich mein Vorstellungsgespräch“, erzählte sie, obwohl sie bezweifelte, dass er sie hören konnte. „Es ist ziemlich gut gelaufen, und morgen darf ich die Mädchen sehen. Wenn die anderen Bewerberinnen genauso aufgetakelt waren wie die direkt vor mir, hab ich den Job so gut wie sicher.“
    Sie strich ihm ein paar von Silberfäden durchzogene Haarsträhnen aus der Stirn. „Ich weiß ja, dass du mir raten würdest, mich rauszuhalten und darauf zu vertrauen, dass Ash und Susan wussten, was sie tun. Aber dieser Mann ist eine wandelnde Katastrophe! Ich muss die Mädchen beschützen – wenn schon nicht als ihre Mutter, dann wenigstens als ihre Nanny.“
    Und wenn das bedeutete, dass sie ihre Freiheit aufgeben und für Cooper Landon arbeiten musste, bis die Mädchen alt genug waren, um für sich selbst zu sorgen, dann würde sie genau das tun.

2. KAPITEL
    Am nächsten Tag, um sechs nach eins, klopfte Sierra an die Tür von Cooper Landons Penthousewohnung. Vor Aufregung schlug ihr Herz so heftig, als wolle es aus der Brust springen. In der Nacht zuvor hatte sie kaum ein Auge zugetan. Als sie die Zwillinge vor fünf Monaten weggeben hatte, war sie davon ausgegangen, dass sie sie vermutlich niemals wiedersehen würde. Und doch stand sie nun hier.
    Eine ältere Frau in Hausmädchenuniform
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