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Die Nanny und der Traummann

Die Nanny und der Traummann

Titel: Die Nanny und der Traummann
Autoren: Michelle Celmer
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öffnete die Tür. Sie war groß und hager und hatte ein verkniffenes Gesicht. Die stahlgrauen Haare waren zu einem strengen Knoten hochgesteckt.
    „Kann ich Ihnen helfen?“, fragte die Frau knapp.
    „Ich habe eine Verabredung mit Mr Landon.“
    „Dann sind Sie Miss Evans?“
    „Genau.“ Was die Hausangestellte bereits gewusst haben musste, da der Portier vor nicht mal einer Minute in der Wohnung angerufen hatte, um Sierra anzukündigen.
    Die ältere Dame musterte Sierra eindringlich von Kopf bis Fuß. Dann schürzte sie die Lippen und sagte: „Ich bin Ms Densmore, Mr Landons Haushälterin. Und Sie sind zu spät.“
    „Es tut mir leid, ich habe kein Taxi erwischt.“
    „Bitte seien Sie sich darüber im Klaren, dass Unpünktlichkeit nicht toleriert werden kann, falls Sie diese Stelle bekommen.“
    Sierra war zwar nicht ganz klar, wie sie zu einem Rund-um-die-Uhr-Job jemals zu spät kommen sollte, aber sie verkniff sich einen schnippischen Kommentar. „Es wird nicht wieder vorkommen.“
    Ms Densmore schniefte verärgert und bat: „Folgen Sie mir.“
    Selbst der kühle Empfang, den die Haushälterin Sierra bereitet hatte, konnte ihre Vorfreude nicht mindern. Als sie Ms Densmore durch den großzügig geschnittenen Vorraum in einen modernen offenen Wohnbereich folgte, zitterten ihr vor Aufregung die Hände. Und dann sah sie die Zwillinge. Sie saßen in ihren Sitzwippen vor einer Reihe deckenhoher Fenster mit Aussicht auf den Central Park. Die goldenen Strahlen der Nachmittagssonne umspielten sie wie flüssiges Gold.
    Sie waren so groß geworden! Und sie hatten sich mehr verändert, als Sierra jemals für möglich gehalten hätte. Wäre sie ihnen zufällig auf der Straße über den Weg gelaufen, dann hätte sie sie wohl gar nicht wiedererkannt. Plötzlich überkam sie ein so starkes Verlangen, ihre Mädchen in den Armen zu halten, dass sie sich zusammennehmen musste, um nicht in Tränen auszubrechen. Sie zwang sich, ruhig auf dem polierten Mahagoniparkett stehen zu bleiben, während Ms Densmore ihr die Zwillinge vorstellte.
    „Das auf der Linken ist Fern“, sagte die Haushälterin. In ihrer Stimme schwang nicht der geringste Hauch von Zuneigung mit. „Sie ist die Laute, Fordernde. Die andere heißt Ivy. Sie ist von der ruhigen, hinterlistigen Sorte.“
    Hinterlistig? Die Kinder waren gerade einmal fünf Monate alt! Sierra hatte den Eindruck, dass diese Ms Densmore einfach nichts mit Kindern anfangen konnte. Wahrscheinlich war sie genau die vertrocknete alte Jungfer, nach der sie aussah.
    Also hatte Sierra es nicht nur mit einem partyverrückten, egomanischen Berufssportler zu tun, sondern auch noch mit einem anmaßenden Besen von Haushälterin. Na toll! Dass Cooper die Zwillinge ausgerechnet dieser verhärmten alten Schachtel anvertraut hatte, die eindeutig keine Kinder mochte, versetzte Sierra einen Stich.
    „Ich hole Mr Landon“, sagte die Haushälterin und verschwand in einem langen Flur, der wahrscheinlich zu den Schlafzimmern führte.
    Zum ersten Mal seit der Geburt war Sierra mit den Zwillingen allein. Mit großen Schritten durchquerte sie das Wohnzimmer und kniete sich vor ihren Töchtern hin. „Wie groß ihr geworden seid. Und wie hübsch“, flüsterte sie.
    Die Mädchen erwiderten ihren Blick aus großen, fragenden blauen Augen. Sie waren keine eineiigen Zwillinge, sahen sich aber trotzdem ziemlich ähnlich. Beide hatten das glatte schwarze Haar und die hohen Wangenknochen ihrer Mutter geerbt. Von den anderen Überbleibseln der chinesischen Gene, die Sierras Urgroßmutter in die Familie gebracht hatte, war an ihnen allerdings nichts zu entdecken. Ihre Augen erinnerten an ihren Vater, ebenso wie die langen, schlanken Finger.
    Fern quietschte und streckte die Ärmchen nach ihr aus. So gern Sierra sie auch auf den Arm genommen hätte – sie war nicht sicher, ob es nicht besser war, auf Cooper zu warten. Als sie Ferns pummelige kleine Hand umschloss, brannten Tränen in ihren Augen. Sie hatte die Kinder so sehr vermisst, und das Schuldgefühl, sie verlassen und damit indirekt in diese Situation gebracht zu haben, lastete auf ihr wie ein schweres Gewicht. Aber sie war jetzt für die Zwillinge da, und sie würde sie niemals wieder im Stich lassen.
    „Sie will auf den Arm genommen werden.“
    Sierra wandte sich zu Cooper Landon um, der ein paar Meter weit weg hinter ihr stand. Er war barfuß, das Hemd hing ihm aus der Hose, und seine Hände steckten in den Hosentaschen seiner abgewetzten
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