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Die Nacht des Ta-Urt (German Edition)

Die Nacht des Ta-Urt (German Edition)

Titel: Die Nacht des Ta-Urt (German Edition)
Autoren: Wolfgang Bödeker
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bisschen Verstand das der Anblick des Monstrums übriggelassen hatte.
    Wie ein dünnes Gummi zerriss seine Persönlichkeit. Um Verzeihung bittend, dass sein schwacher Verstand nicht mehr imstande war die neue Erscheinungsform seines Meisters zu verarbeiten, hob er die Hände und ging einen Schritt auf das Monstrum zu.
    Das war ein Fehler.
    Die Hunde interpretierten seine Geste als Angriff und stürzten sich auf ihn um ihn, im wahrsten Sinne des Wortes, in der Luft zu zerreißen.

 
    ***

 
    Elaine duckte sich unter den hin und her fliegenden Geschossen weg.
    Keinen Augenblick hatte sie das Monstrum und Carda , die hinter ihm in einem immer höher werdenden Berg aus Insekten zu versinken drohte, aus den Augen gelassen.
    Jetzt sah sie, wie das Monstrum sich nach Carda umdrehte und etwas sagte. Sie sah die Furcht in Cardas Augen und wusste, dass sie jetzt handeln musste.
    Aber was sollte sie tun? Die Schießerei um sie herum war nur ein Nebenschauplatz. Nicht einen Moment glaubte sie daran, dass durch Waffen dieser Kampf entschieden würde. Sie konnten sich gegenseitig erschießen, aber um das Monstrum zu besiegen, erforderte es ihre, Elaines, Handlung.
    Einen Augenblick hoffte sie, dass irgend etwas in ihrem Inneren ihr sagen würde, was jetzt zu tun war, aber alles, was sie hörte, waren Stimmen der Angst, der Wunsch nach Flucht, das überwältigende Bedürfnis, weit weg zu sein.
    Mit einem Ruck riss sie sich aus ihrer Erstarrung los.
    Sie würde schon sehen, was passierte. Jetzt wollte sie nur dieser armen Frau dort vorne helfen. Ihrer Seelenverwandten. Sie hatte genug gelitten. Und wenn sie beide sterben müssten, dann sollte es eben sein.
    Punkt aus.
    Neben sich sah sie plötzlich den Kommissar auftauchen. Obwohl sie kein Wort wechselten, schien er in diesem Moment ihre Absicht zu erraten. Seit er mit eigenen Augen die Verwandlung Eckhardts und dieses anderen Wesens zu diesem Berg aus Scheiße und Käfern gesehen hatte, hatte er akzeptiert, dass er in diesem Film, der da vor seinen Augen ablief, nur eine Nebenrolle hatte, und Nebenrollen stellten nicht die Anweisungen des großen Regisseurs in Frage, Nebenrollen erwarteten nicht einmal, dass sie das Drehbuch kannten, sie stellten sich zur Verfügung, damit die Helden des Films groß rauskommen könnten.
    Und die junge Frau schien eine Heldin zu sein.
    Auf jeden Fall sah er in ihren Augen einen Ausdruck, der ihn glauben machte, dass sie die einzige war, die es zu einem Happy End bringen würde.
    Wenn er ihr half.
    Also diskutierte er nicht lang, sondern begann, sein Magazin in den Rücken des Monstrums, das sich gerade zu der Frau in dem Insektenberg herunterbeugte, abzufeuern.

 
    ***

 
    Carda wurde wach.
    In dem Moment, in dem sie wieder bei Bewußtsein war, kamen auch die Schmerzen wieder. Ihre Schultern brannten dort, wo sie ihr die Arme fast herausgerissen hatten, schlimmer als alles, was sie je erlebt hatte.
    Sie hob ihre Augenlider und versuchte, unter dem Schleier von Blut, der sich über ihr Gesicht legte, etwas zu erkennen.
    Sie blickte sich um.
    Vor ihr stand das Monstrum und sprach sie mit der Stimme des Dämonen, den sie versucht hatte aus Barnabas auszutreiben, an.
    "Ich hatte es dir versprochen, Illain ," sagte es, "du bist die Auserwählte."
    Mit einem Entsetzen, das die Schmerzen, die sie spürte noch überstieg, sah Carda , dass der Penis des Wesens begann, sich unter seinem fetten Leib zu erheben und, dass eine schwarze Flüssigkeit aus ihm heraustropfte.

 
    ***

 
    Tanners Schüsse rissen riesige Löcher in den Rücken des Monstrums und ließen es, in einem grausigen Schrei des Schmerzes, herumfahren. Es hatte nicht mehr erwartet, dass die Zwerge ihm schaden könnten. Aber die Geschosse konnten dem Gott nicht wirklich etwas anhaben.
    Wie Schorf, den man achtlos abkratzt, fielen die getroffenen Käfer aus seinem Leib heraus und machten neuen Käfern Platz, die die Oberfläche des Körpers sofort wieder schlossen.
    Der Gott drehte sich um, sah den Menschen an, der ihm Widerstand entgegensetzte und beugte sich zu ihm herunter. Der Sog in seinem Schlund drehte sich mit der Geschwindigkeit einer Häckselmaschine. Der Strudel riss Tanner vom Boden und saugte ihn bis zu den Schultern in den Rachen des Monstrums hinein. Einen Augenblick lang zappelte der Kommissar hilflos mit den Beinen, dann sägten die Hauer seinen Leib durch und sein Unterleib fiel schlaff auf den Insektenberg.
    Sein Opfer verschaffte Elaine den Bruchteil einer Sekunde,
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