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Die Nacht des schwarzen Zaubers

Die Nacht des schwarzen Zaubers

Titel: Die Nacht des schwarzen Zaubers
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hinterher.
    »So 'nen Sonnenstich kriegen wir hin, gnädige Frau«, sagte ein Sanitäter seelenruhig. »Nun weinen Sie mal nicht. Das ist so ähnlich wie 'n K.o.! Der Junge erholt sich bald wieder.«
    Als sie die Trage aus dem Wagen hoben, war Volker noch immer bewußtlos. Sein bleiches Gesicht war kantig und wirkte merkwürdig alt. Um die Augen bildeten sich bläuliche Schatten.
    »Er atmet schon wieder kräftiger«, sagte Baumann und nahm Marga in den Arm. Er sagte das nur, um überhaupt etwas zu sagen, auch wenn es nicht der Wahrheit entsprach. Sie klammerte sich an ihn und nickte, genau wissend, daß es eine fromme Lüge war, und so gingen sie hinter der Trage her, bis Volker hinter den schalldichten Türen des Untersuchungszimmers verschwand. Ein Arzt begrüßte sie und stellte sich vor. Sie verstanden den Namen nicht, sie nahmen überhaupt kaum etwas wahr. Sie standen im Gang vor dem Untersuchungszimmer und starrten schweigend auf die geschlossene Doppeltür.
    Unser Junge, Gott im Himmel, vernichte unser Glück nicht durch Deine Sonne …
    Volker blieb vierzehn Tage im Krankenhaus. Nach einigen Injektionen war er aus seiner Bewußtlosigkeit erwacht. Er lag erschöpft und matt bis in die Knochen im Bett und tröstete seine Mutter, indem er sagte: »Nun glaubt doch endlich, daß alles harmlos ist. Der Arzt hat euch doch gesagt, es war kein Sonnenstich. Ein blöder Schwächeanfall. Die verdammte Mathe hat mich geschafft. Wenn ihr wüßtet, wie ich gebimst habe, um die letzte Arbeit gerade noch mit ausreichend zu schreiben. Was hat Paps immer gesagt: Der Junge ist zu lang, zu dürr, er braucht eine tüchtige Portion Klöße!«
    Dann lachte er, und über sein bleiches Gesicht flog wieder die alte jungenhafte Fröhlichkeit. Marga klammerte sich an diese Fröhlichkeit – glücklich, daß es kein Sonnenstich gewesen war. Nur Alex Baumann verfolgte nachdenklich die Tätigkeit der Ärzte. Die Serien von Blutuntersuchungen und Röntgenaufnahmen machten ihn stutzig.
    Es ist nicht die Mathematik, dachte er, wenn er allein war – im Büro, zu Hause oder im Wagen. Man stellt einen Menschen nicht wochenlang im Krankenhaus auf den Kopf, nur weil er schwache Nerven hat. Überhaupt: Volker und schwache Nerven! Wer das vor vierzehn Tagen behauptet hätte, den hätte man lauthals ausgelacht. Es mußte etwas anderes mit dem Jungen sein. Etwas Unbekanntes. Und die Angst kroch wieder in ihm hoch.
    »Ich frage sie, aber sie reden herum, als wäre ich schwachsinnig«, sagte nach vierzehn Tagen Alex Baumann zu seinem Freund Franz Oberfeld. »Kümmere du dich mal darum. Du bist Arzt, dir sagen sie die Wahrheit. Und dann sagst du sie mir … kann schon was vertragen.«
    »Wenn es überhaupt was zu sagen gibt«, antwortete Dr. Oberfeld vorsichtig. Er hatte längst mit dem Oberarzt telefoniert und selbst eine ausweichende Antwort bekommen. Unter Ärzten bedeutet das meistens Alarm. »Der Junge ist zu schnell gewachsen.«
    »Damit begnüge ich mich nicht!« sagte Baumann hart. »Franz, wenn wir Freunde bleiben wollen, dann laß diese dummen Gemeinplätze. Was ist mit Volker los?«
    »Ich sag es dir, sobald ich etwas Konkretes weiß.« Oberfeld sah seinen Freund mit großen Augen an. Ein Blick, den Baumann sofort verstand. Er traf ihn mitten ins Herz.
    »An was denkst du?« fragte er heiser.
    »Ein Arzt soll nur etwas sagen, wenn er sich ganz sicher ist. Und das sind wir uns noch nicht.« Dr. Oberfeld starrte hinüber zur Wand. »Die letzte Auswertung der Lumbalpunktion steht noch aus.«
    »Nach was sucht ihr?« fragte Baumann beklommen.
    Dr. Oberfeld stand auf, ging zur Hausbar und schenkte sich ein Glas Kognak ein. Baumann beobachtete ihn. Er ist unsicher, dachte er, und seine Angst wuchs. Er weiß mehr, als er sagen will.
    »Hatte Volker öfter Nasenbluten?«
    »Ja. Mein Gott, das kommt mir jetzt erst in den Sinn.« Baumann verkrampfte die Hände ineinander. »In der letzten Zeit ab und zu. Nach guter alter Großmutterart haben wir ihm einfach einen Essiglappen auf die Nase gedrückt. Dann hat es aufgehört.« Er beugte sich vor. »Was ist mit diesem Nasenbluten, Franz?«
    »Hatte er manchmal Fieber? Nicht hohes, meine ich, nur etwas erhöhte Temperatur? Immer gleichbleibend?«
    »Volker hat nie darüber geklagt. Ich weiß es nicht.«
    »Als er eingeliefert wurde, hatte er siebenunddreißigneun.«
    »Wer mißt denn bei einem Jungen, der so gesund aussieht wie Volker, täglich Fieber? Hast du's getan? Als Hausarzt?«
    Dr. Oberfeld goß
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