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Die Nacht des einsamen Träumers.

Die Nacht des einsamen Träumers.

Titel: Die Nacht des einsamen Träumers.
Autoren: Andrea Camilleri
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enttäuscht.
    »Aber...«

      Und nun streckte der Commissario seinen Kopf zu Burgio hin, der Hund hatte das Wild gewittert.

      »Aber ihr Mann war da«, fuhr Preside Burgio fort, »ihr neuer Mann, der Vermessungsingenieur Lojacono.« Montalbano entspannte sich mit einem tiefen Atemzug, als wäre er gerade aus dem Wasser aufgetaucht.
    »Erzählen Sie weiter.«

    »Da gibt es nicht viel zu erzählen. Die Anwälte taten alles,
    was es zu tun gab, aber auf eigene Initiative. Rocco überließ sich ihnen passiv. Er wurde verurteilt. Beim ersten Gespräch, das ich im Gefängnis mit ihm hatte, sagte er mir zweierlei: dass er Giacomo nicht umgebracht habe und dass ich mich um seinen Sohn Nicola kümmern solle. Das habe ich auch getan, ich habe versucht, die Liebe eines kleinen Kindes, das mit den Jahren zu einem Jungen, einem Halbwüchsigen, einem erwachsenen Mann wurde, zu seinem zu Unrecht einsitzenden Vater lebendig zu erhalten. Wenigstens das ist mir gelungen.«
      Er war bewegt, aber die Worte, die der Commissario an ihn richtete, verwirrten ihn: »Zurück zu der Fliege.« Preside Burgio brachte keine Silbe heraus. »Was machte er mit der Fliege, nachdem er sie gefangen hatte?«

    »Ni... nichts«, stotterte der andere. »Wie, nichts?«
      »Na ja... er öffnete langsam die Hand und ließ sie wegfliegen.«
      Der Preside hatte ihm erklärt, wo das Haus lag, in dem Giacomo Alletto ermordet worden war. Nach ihrer Heirat mit dem Vermessungsingenieur hatte Renata nicht mehr hinfahren wollen und hatte es an einen Händler aus Vigàta verkauft, den Montalbano kannte. D'Arrigo, der Händler, hatte, als der Commissario anrief, gesagt, er könne ihn jederzeit besuchen. Und Montalbano hatte geantwortet, er werde in einer halben Stunde bei ihm sein.

      »Nein«, sagte D'Arrigo, »ich habe das Haus so gelassen, wie es war. Ich habe es nur komplett sauber machen und innen und außen frisch weißen lassen. Ich habe das Bad und die Küche erneuert, und natürlich den Wassertank.« Er freute sich über seine geistreiche Bemerkung und lachte.

    »Zeigen Sie mir, wie man auf das Dach steigen kann?«
    »Natürlich.«
      Vor der schmalen Tür im Dachboden blieb D'Arrigo stehen. »Passen Sie auf, es ist sehr gefährlich«, sagte er, »wenn Sie bis zum Tank gehen wollen, dann tun Sie das, aber ich komme nicht mit. Außerdem hat es geregnet, und die Dachziegel sind glitschig.«

      Montalbano trat durch die Tür, hielt sich aber am Türpfosten gut fest. Er hatte keine Lust, einen Schritt hinaus zu tun. Der Tank war etwa zehn Meter entfernt, aber jemand, der ungeübt war, drohte bei jedem Meter in die Tiefe zu stürzen.
      Sie gingen wieder ins Wohnzimmer hinunter. Und dort entschloss sich D'Arrigo endlich, den Commissario nach dem Grund seines Besuchs zu fragen. Aber er redete um den heißen Brei herum.

      »Ich habe gehört, dass Ingegnere Pennisi dieser Tage in Vigàta war.«

    »Ja«, sagte Montalbano.
    »Der arme Kerl! Fünfundzwanzig Jahre Gefängnis sind viel!«
    »Tja«, sagte Montalbano.

      Und da fügte D'Arrigo etwas hinzu, was den Commissario auffahren ließ.

    »Agustinu sagt, er kann es nicht gewesen sein.«
    »Wer ist denn Agustinu?«
      »Agustinu Trupia, der Maurermeister, der das Haus renoviert hat, nachdem ich es gekauft hatte.«
    »Warum glaubte Agustinu, dass es nicht der Ingegnere war?«

      »Weil Agustinu vor dreißig Jahren als Maurer in der Firma von Alletto und Pennisi gearbeitet hat. Auf den Baustellen machten sie sich lustig über den Ingegnere. Hinter seinem Rücken natürlich.«
    »Warum?«

    »Er konnte auf kein Gerüst klettern, es wurde ihm schwindlig.
    Agustinu sagte, er sei nicht mal in der Lage, auf eine Malerleiter zu steigen. Deshalb konnte er sich nicht vorstellen, wie es der Ingegnere geschafft haben sollte, sich seinen Kompagnon, nachdem er ihn umgebracht hatte, auf die Schulter zu laden, auf den Dachboden zu steigen, zehn Meter über die Dachziegel zu laufen, den Tank abzudecken, die Leiche reinzulegen, den Deckel wieder zu schließen und zurückzugehen.«
    »Sagen Sie, D'Arrigo, lebt Agustinu noch?«

      »Natürlich! Ich habe ihn neulich in Vigàta auf dem Fischmarkt getroffen. Er ist schon über siebzig und arbeitet nicht mehr. Aber er ist bei bester Gesundheit.«
    »Haben Sie seine Adresse?«

      Das Gespräch zwischen dem Commissario und dem Maurermeister Agustinu Trupia fand am folgenden Morgen im Haus von Trupias Tochter Serafina statt, die, in Zusammenarbeit
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