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Die Nacht des einsamen Träumers.

Die Nacht des einsamen Träumers.

Titel: Die Nacht des einsamen Träumers.
Autoren: Andrea Camilleri
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Achtundzwanzigsten, die Stimmen von euch vieren sind drauf. Ich habe euch abhören lassen. Ihr plant den Einbruch im Supermarkt. Allerdings für die Nacht darauf. Aber jemand, der gewiefter war als ihr, ist euch zuvorgekommen.« Er legte die Kassette in die Schublade zurück. »Jetzt weißt du, warum ich sicher bin, dass ihr nichts damit zu tun habt.«
      »Aber dann brauchen Sie der Kripo die Aufzeichnung doch nur vorzuspielen, und dann wissen die, dass wir nichts damit zu tun haben.«
      Die Gesichter bei der Kripo Montelusa, wenn die Beamten die Kassette hören würden, konnte man sich vorstellen! Es war eine besondere Einspielung der Ersten Symphonie von Beethoven, die Livia in Genua für ihn aufgenommen hatte. »Peppe, überleg doch mal. Die Kassette kann euch entlasten, aber sie kann auch ein weiteres euch belastendes Beweisstück sein.«

    »Wie meinen Sie das?«
      »Das Datum der Aufzeichnung ist nicht auf dem Band. Das kann nur ich sagen. Und falls es mir plötzlich in den Sinn kommt, zu behaupten, dass ihr am Sechsundzwanzigsten abgehört wurdet, in der Nacht vor dem Einbruch, bezahlt ihr mit Gefängnis, und die, die euch zuvorgekommen sind, genießen ihr Geld in Freiheit.«

    »Und warum wollen Sie so was machen?«
    »Ich habe nicht gesagt, dass ich das will. Ich könnte. Langer Rede kurzer Sinn: Wenn ich diese Kassette nicht der Kripo, sondern irgendeinem Freund von euch vorspiele, seid ihr für alle Zeiten unten durch. Kein Hehler wird jemals wieder euer Zeug wollen. Ihr werdet niemanden mehr finden, der euch hilft, keinen Komplizen. Mit eurer Diebeskarriere wäre es vorbei. Kannst du mir folgen?«
    »Ja, klar.«
      »Dir bleibt also nichts anderes übrig, als zu tun, worum ich dich bitte.«

    »Was wollen Sie?«
    »Ich biete dir die Chance zu einem Ausweg.«

    »Welche denn?« Montalbano sagte es ihm.

      Er brauchte zwei Stunden, um Peppe Nasca zu überzeugen, dass es keine andere Lösung gab. Dann überließ Montalbano Peppe wieder Fazio. »Informier Montelusa noch nicht.«

      Er verließ das Büro. Es war zwei Uhr, und es waren nur wenige Leute auf der Straße. Er betrat eine Telefonzelle, wählte eine Nummer in Montelusa und hielt sich mit zwei Fingern die Nase zu.
      » Pronto ? Kripo Montelusa? Sie machen einen Fehler. Im Supermarkt sind die aus Caltanissetta eingebrochen, die Bande von Filippo Tringàli. Nein, fragen Sie nicht, wer ich bin, sonst lege ich auf. Ich sage Ihnen auch, wo die Beute versteckt ist, sie ist noch in dem Laster. In der Lagerhalle der Firma Benincasa, an der Provinciale Montelusa-Trapani, auf der Höhe von Melluso. Fahren Sie sofort hin, anscheinend soll das Zeug heute Nacht mit einem anderen Lastwagen weggebracht werden.«
    Er hängte ein. Um unguten Begegnungen mit der Polizei von Montelusa vorzubeugen, fand er es besser, Pasquale, auch ohne Handschellen, bei sich zu Hause zu behalten, bis es dunkel war. Dann würden sie zusammen zu Adelina fahren. Und er könnte die Arancini genießen, nicht nur weil sie eine himmlische Köstlichkeit waren, sondern auch weil er sich mit seinem Gewissen als Polizist völlig im Reinen fühlen würde.

Anmerkung des Autors

      Drei der zwanzig Erzählungen dieses Bandes wurden nur gekürzt veröffentlicht: Namensvettern, geschrieben im Auftrag der Telecom, erschien im »Specchio« (Magazin von »La Stampa«); Montalbano weigert sich in der Tageszeitung »Il Messaggero«; Montalbanos Arancini in der Tageszeitung »La Stampa«. Eine vierte Erzählung, Kümmelblättchen, wurde in der Zeitschrift »Delitti di carta« veröffentlicht, die in Bologna erscheint.

      Der Leser mag bei einigen dieser Erzählungen eine gewisse Nähe zu Berichten über Kriminalfälle feststellen: Es ist mir daher besonders wichtig, zu erklären, dass der reale Ausgangspunkt nichts zu tun hat mit Situationen, Namen und Personen, die ich aufgrund erzählerischer Notwendigkeiten entwickelt habe.
    Das Buch ist Silvia Torrioli und ihrem Bruder Francesco, Alessandra und Arianna Mortelliti gewidmet. A.C.

Anmerkungen der Übersetzerin

    Arma: Carabinieri
    Ape: Kleiner Transporter auf drei Rädern
    Contrada: Ortsteil
    Gazzella: Bezeichnung für die Wagen der Carabinieri
    Guardia di Finanza: Steuerpolizei
       Lattes e mieles: Verballhornung von »latte e miele«, Milch und Honig, einem Ausdruck für besonders süß oder auch honigsüß
       Lupara bianca: Von der Mafia praktizierte Art, Personen auszuschalten; nach der Ermordung verschwindet die Leiche
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