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Die Nacht am See

Die Nacht am See

Titel: Die Nacht am See
Autoren: Julianne MacLean
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fantastischen Mannes, der zufällig auch noch Arzt und gut im Bett ist, abgelehnt hast?”
    Jocelyn hob abwehrend die Hand. „Hör auf damit. Ich will nicht darüber nachdenken.”
    „Warum nicht? Wenn du es nicht tust, dann siehst du den Tatsachen nicht ins Auge, sondern lebst in einer Luftblase, fernab von der Realität.”
    „Tess, ich will nicht…”
    Das Telefon klingelte, und Tess nahm ab. „Mackenzie Sicherheitsdienst. “
    Sie hob den Blick und deutete hektisch auf das Telefon, während sie die Worte ‘er ist es’
    formte.
    Ein elektrischer Schlag schien Jocelyn zu treffen. Regungslos stand sie da und wartete voller Panik darauf, dass Tess etwas sagte.
    Tess nickte und meinte nur mit geschäftsmäßiger Stimme: „Sicherlich.” Kurz darauf legte sie auf, und Jocelyns Herz zerbrach in tausend Stücke.
    „Was wollte er?”
    Tess zog eine Grimasse. „Er wollte, dass ich ihm die Rechnung faxe, statt sie mit der Post zu schicken, damit er noch heute einen Scheck ausstellen kann.”
    Jocelyn wurde die Kehle eng. Sie brachte keinen Ton heraus.
    „Vielleicht möchte er dich sehen und kann nicht warten”, meinte Tess zuversichtlich.
    Jocelyn wusste es besser. Sie schüttelte den Kopf und fuhr fort, nach dem Ordner zu suchen. „Ich glaube nicht. Er will die Sache nur schnell zu Ende bringen.”
    „Vielleicht auch nicht. Vielleicht taucht er nachher hier mit Blumen auf.”
    Jocelyn seufzte und schüttelte erneut den Kopf, während sie gegen den kleinen Funken Hoffnung ankämpfte, der trotz aller Versuche, ihn auszulöschen, noch immer in ihr keimte.
    Doch auch dieser Funke erlosch etwas später am Tag, als ein Scheck von Donovan per Kurier eintraf.
    Jocelyn hatte sich drei Tage gegeben, um über Donovan hinwegzukommen .
    Inzwischen waren drei Wochen vergangen, und sie litt immer noch.
    Nachdem sie ihren Auftrag bei der Tierschützerin erledigt hatte, saß sie abends um zehn in ihrer Wohnung, aß Chips und sah Fernsehen. Morgen musste sie nicht arbeiten. Sie hatte Tess gesagt, sie wolle ein paar Tage freinehmen. Früher hatte sie nie ein paar Tage Urlaub gebraucht, aber sie hatte sich auch noch nie so müde gefühlt.
    Müde. Himmel, am liebsten würde sie ins Bett kriechen und eine Woche drin liegen bleiben. Alles war so … anstrengend. Es gab nichts, worüber man lachen konnte. Die Tierschützerin hatte sie behandelt, als wäre sie unsichtbar - was nichts Neues war. Sie erwartete und förderte solch ein Verhalten bei ihren Klienten. Aber seit der Woche mit Donovan hatte sie festgestellt, dass unsichtbar zu sein nicht alles im Leben war. Sicher, bei der Arbeit war es okay, aber was war mit ihrem Privatleben? Wer war sie da?
    In Donovans Gegenwart hatte sie sich lebendig gefühlt. Wie eine Frau. Wie jemand mit einer Identität, obwohl sie nicht in der Nähe all dessen gewesen war, was ihre Persönlichkeit sonst ausmachte - ihre Wohnung, ihr Auto, ihr Büro. Donovan hatte ihr das Gefühl gegeben, von Bedeutung zu sein, auch wenn sie nur nackt im See geschwommen war.
    Was sie mit ihm erlebt hatte, war alles so wenig materialistisch und doch so überaus real gewesen.
    Und sie hatte all dem den Rücken gekehrt! Schlimmer noch, sie hatte Donovan dabei verletzt, und dabei hatte er in seinem Leben schon so viel Schlimmes erleiden müssen.
    Würde er ihr jemals vergeben? Sie sehnte sich nach der Aufregung und der Ruhe, die sie tagtäglich in seinen Armen gefunden hatte. Sie hatte gedacht, die Erinnerungen würden verblassen, aber der Schmerz wurde immer schlimmer. Sie vermisste ihn. Und wie! Was war sie nur für ein Feigling gewesen.
    Sie stand vom Sofa auf und stellte die leere Schüssel in den Geschirrspüler, bevor sie ins Schlafzimmer ging und auf das leere Bett starrte. Sie dachte an ihre Arbeit, an all die gefährlichen Situationen, in denen sie sich befunden hatte. Was war aus ihr geworden? Wo war ihr Mumm geblieben?
    Donovans gut aussehendes Gesicht erschien vor ihren Augen, gefolgt von den Erinnerungen an seine Freundlichkeit und seine zärtliche Großzügigkeit. Drei Wochen waren verstrichen, und sie war alles andere als über ihn hinweg.
    Das war keine vorübergehende Verliebtheit.
    Entschlossen ging sie zu ihrem Kleiderschrank und begann darin nach etwas Femininem zu suchen. Sie hatte drei Wochen Zeit gehabt, um über Donovan nachzudenken, und in ihrem Herzen wusste sie jetzt, dass ihre Gefühle nichts mit Impulsivität zu tun hatte.
    Morgen würde sie ihre Ängste überwinden und Donovan wiedersehen,
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