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Die Nacht am See

Die Nacht am See

Titel: Die Nacht am See
Autoren: Julianne MacLean
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so wie ihre Mutter zu werden, war sie da wie ihr Vater geworden?
    Ihre Brust zog sich schmerzhaft zusammen. Sie fühlte sich innerlich nicht wie ihr Vater.
    Mehr wie ein verwundeter Vogel, der nicht fliegen konnte.
    Doch während der letzten Tage mit Donovan, als sie ihn umklammert und seinen Namen in der Dunkelheit gerufen hatte, oder wenn sie mit ihm gelacht oder ihm Geheimnisse aus ihrer Kindheit anvertraut hatte, hatte sie das Gefühl gehabt, fliegen zu können.
    War es zu spät, um zu fliegen? Zu spät, um an ewige Liebe, an ein Happy End zu glauben?
    Sie sah zur Decke und hörte Donovan über sich herumlaufen und mit den Schubladen knallen. Sie wusste es nicht. Sie wusste es einfach nicht.
    Nach einer langen Fahrt in strömendem Regen, während der sie die meiste Zeit schwiegen, kamen sie in Chicago an, und Jocelyn begleitete Donovan in seine Wohnung. Sie untersuchte sie sorgfältig, um sicherzustellen, dass alles okay war, und blieb dann im Flur stehen, um sich zu verabschieden.
    „Das war’s also”, meinte Donovan.
    Sie zuckte bei seinem eisigen Tonfalls zusammen. „Donovan, es tut mir Leid. Ich habe einen anderen Auftrag angenommen und …”
    „Du brauchst nichts zu erklären, Das hast du ja schon vorhin getan.”
    Einige Sekunden lang starrten sie sich an, dann streckte Donovan die Hand aus. „Es war eine Freude, mit dir zu arbeiten. Wenn du Referenzen brauchst, bin ich gern bereit, dir welche zu schreiben. Du hast einen ausgezeichneten Job gemacht.”
    Völlig benommen und verwirrt wegen seines distanzierten Tons schaute Jocelyn ihn an und schüttelte seine Hand. „Donovan …”
    Sie wusste nicht, was sie sagen sollte! Sie kannte sich mit so etwas nicht aus. Noch nie war sie in solch einer Situation gewesen. Die meiste Zeit ihres Lebens hatte sie damit verbracht, andere auf Abstand zu halten. Jetzt tat Donovan dasselbe mit ihr, und es brachte sie fast um.
    Sich auf die Zehenspitzen stellend, gab sie ihm einen Kuss auf die Wange. „Ich hatte eine wundervolle Zeit mit dir, die ich niemals vergessen werde.”
    „Ich auch nicht.” Seine Stimme1 verriet, dass der Kuss ihn erschüttert hatte. Genau wie sie.
    „Ich sollte gehen. Es ist spät, und wir beide müssen ein wenig Schlaf nachholen.”
    Donovan nickte.
    Sie ging zum Fahrstuhl und drückte auf den Knopf nach unten. Mit dem Rücken zu Donovan wartete sie darauf, dass sich seine Tür schloss, doch das tat sie nicht. Er stand noch immer da und beobachtete sie. Ihr Magen verkrampfte sich, ihr Herz klopfte.
    Etwas zog an ihr. Sagte ihr, dass sie sich umdrehen, in seine Arme laufen, ihn küssen und ihm sagen sollte, wie Leid es ihr tat. Wie sehr sie ihn liebte, und dass sie ihn niemals gehen lassen wollte.
    Aber ihre Vernunft ließ das nicht zu. Was ist mit morgen, hörte sie sich selbst fragen, und übermorgen? Sie konnte solch eine wichtige Entscheidung nicht so impulsiv treffen. Sie musste an die Konsequenzen denken. Sie brauchte Zeit …
    Der Fahrstuhl kam, und die Türen glitten auf. Sie ging hinein.
    Sie wollte sich nicht umdrehen. Sie konnte nicht noch einmal in Donovans Gesicht schauen, denn dann würde sie womöglich ihre Meinung ändern. Doch sie musste sich umdrehen, um auf den Knopf nach unten zu drücken.
    Jocelyn holte tief Luft und wandte sich zur Tür. Wovor sie auch Angst gehabt haben mochte, es war unerheblich. Donovans Tür wurde gerade geschlossen.

    „Ich fasse es nicht, dass du gestern Abend in den Fahrstuhl gestiegen bist”, meinte Tess, die am Schreibtisch saß und einen Muffin aß. „Der Märchenprinz will dich heiraten, und du verschwindest.”
    Jocelyn, die wieder einen ihrer Hosenanzüge trug, stand an der Ablage in ihrem Büro und suchte nach einem Ordner. „Das Leben ist kein Märchen. Es ist alles viel zu schnell gegangen. Man kann so wichtige Entscheidungen nicht auf der Grundlage von einigen romantischen Tagen in einem Ferienhaus am See treffen, die man mit seiner Leibwächterin verbracht hat, weil Gefahr bestand.”
    „Er konnte es.”
    Sie funkelte Tess wütend an. „Das macht es nicht vernünftiger. Er hätte es bedauert, also habe ich ihm letztlich einen Gefallen getan. Das wird er merken, sobald er wieder sein normales Leben aufgenommen hat. Ich gebe uns beiden höchstens drei Tage, um das Ganze zu vergessen. Wo ist der Ordner mit dem Limousinen-Service?”
    „Wie kannst du dir da so sicher sein? Und was ist mit dir? Hast du dir gestern Abend einen Gefallen getan, als du den Heiratsantrag eines
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