Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Morde des Herrn ABC

Die Morde des Herrn ABC

Titel: Die Morde des Herrn ABC
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
blutbeflecktes Messer in der Tasche hat! Das verwandelt all seine unklaren Ahnungen in grauenvolle Gewissheit. Er! Er selber ist der Mörder! Seine Kopfschmerzen fallen ihm ein, seine Erinnerungslücken! Er wird seiner Sache immer sicherer, dass er – Alexander Bonaparte Cust – ein mordbesessener Wahnsinniger ist.
    Sein Benehmen nach dieser Erkenntnis ist dem eines gejagten Tieres vergleichbar. Er flüchtet in sein Zimmer in London zurück. Dort ist er sicher – dort kennt man ihn. Die Marburys glauben, dass er in Cheltenham gewesen sei. Noch trägt er das Messer mit sich herum – was natürlich unsagbar dumm ist! Er versteckt es hinter dem Garderobenständer.
    Dann wird er eines schönen Tages gewarnt, dass die Polizei ihn aufsuchen werde. Das ist das Ende! Alles ist entdeckt!
    Das gehetzte Tier unternimmt seinen letzten Fluchtversuch.
    Ich weiß nicht, warum er nach Andover fuhr… Wahrscheinlich getrieben von dem makabren Wunsch, den Tatort zu sehen – den Tatort des Mordes, den er begangen hat, obwohl er sich keineswegs daran erinnern kann…
    Er hat kein Geld mehr – er ist am Ende seiner Kraft…
    Seine Füße tragen ihn völlig willenlos zur Polizeistation. Aber selbst ein in die Enge getriebenes Tier kämpft noch. Mr. Cust ist vollkommen davon überzeugt, dass er die Untaten begangen hat, bleibt aber trotzdem dabei, seine Unschuld zu beteuern. Mit ganz besonders verzweifelter Hartnäckigkeit hält er an seinem Alibi für den zweiten Mord fest. Der wenigstens könne ihm nicht zur Last gelegt werden.
    Wie ich bereits sagte, wusste ich sofort, als ich ihn sah, dass er nicht der Mörder sein konnte und dass ihm mein Name Schall und Rauch war. Ich wusste aber auch, dass er sich einredete, der Mörder zu sein!
    Nachdem er mir ein Geständnis abgelegt hatte, war ich von der Richtigkeit meiner Theorie mehr denn je überzeugt.»
    «Ihre Theorie», sagte Franklin Clarke, «ist absurd!»
    Poirot schüttelte den Kopf.
    «Nein, Mr. Clarke. Sie waren in Sicherheit, solange niemand Sie verdächtigte. Nachdem der erste Verdacht gegen Sie vorlag, waren die Beweise leicht zu beschaffen.»
    «Beweise?»
    «Gewiss. Ich fand den Knotenstock, den Sie für den Mord in Andover benützten, in einem Schrank des Hauses Combside. Ein gewöhnlicher Spazierstock, von dessen Griff ein Stück Holz entfernt und durch Blei ersetzt worden war. Verschiedene Leute haben aus einem halben Dutzend Fotografien die Ihrige als diejenige des Mannes herausgefunden, der das Kino etwas vorzeitig verließ, zu einem Zeitpunkt übrigens, da jedermann Sie bei den Rennen glaubte. Neulich wurden Sie in Bexhill von Milly Higley wiedererkannt, und ein Mädchen aus dem ‹Scarlet Runner Roadhouse›, wohin Sie Betty Barnard an dem tragischen Abend eingeladen hatten, konnte Sie ebenfalls identifizieren. Und schließlich – verdammtes Pech! – ließen Sie eine grundlegende Vorsichtsmaßnahme außer Acht. Sie hinterließen Fingerabdrücke auf der Schreibmaschine Mr. Custs – einer Schreibmaschine, die Sie, falls Sie unschuldig sind, nie im Leben berührt haben können!»
    Clarke saß sehr ruhig da. Nach einer Minute lastenden Schweigens sagte er:
    «Rouge, impair, manque! Sie haben gewonnen, Monsieur Poirot! Aber der Versuch hat sich trotzdem gelohnt!»
    Mit einer unglaublich raschen Bewegung zog er einen Revolver aus der Tasche und hielt ihn an seine Schläfe.
    Ich schrie auf und duckte mich unwillkürlich, während ich auf den Schuss wartete. Aber es erfolgte keine Detonation – nur ein harmloses Knacken des Hahns war zu hören. Clarke sah die Waffe fassungslos an und fluchte.
    «Nein, Mr. Clarke», sagte Poirot. «Es ist Ihnen vielleicht aufgefallen, dass ich heute einen neuen Kammerdiener habe. Ein Freund von mir, einer der geschicktesten Taschendiebe der Welt. Der holte den Revolver aus Ihrer Tasche, entlud ihn und steckte ihn Ihnen wieder zu, ohne dass Sie das Geringste davon bemerkt haben.»
    «Sie ekelhafter kleiner Stutzer von einem Ausländer!», schrie Clarke rot vor Zorn.
    «Ja, das sind Ihre wahren Gefühle. Nein, nein, Mr. Clarke, kein bequemer und leichter Tod für Sie. Sie haben Mr. Cust erzählt, dass Sie zweimal beinahe ertrunken wären. Sie wissen doch, was das bedeutet? Dass das Schicksal etwas anderes mit Ihnen vorhat.»
    «Sie…»
    Die Worte fehlten ihm. Sein Gesicht war schneeweiß, und er ballte drohend die Fäuste.
    Zwei Detektive von Scotland Yard kamen aus dem angrenzenden Zimmer. Einer von ihnen war Crome. Er trat näher und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher