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Die Mitternachtsrose

Die Mitternachtsrose

Titel: Die Mitternachtsrose
Autoren: Lucinda Riley
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nicht, wenn ich ehrlich bin. Und Sie werden mir fehlen, Mrs Trevathan. «
    » Bitte hören Sie auf, sonst muss ich noch weinen! Kommen Sie, lassen Sie sich drücken. «
    Mrs Trevathan breitete die Arme aus.
    » Seit Ihrer Ankunft haben wir ganz schön viel erlebt « , seufzte Mrs Trevathan, als Rebecca sich von ihr löste. » Werden Sie diesen jungen Inder wiedersehen? «
    » Ich weiß es nicht. «
    » Es geht mich ja nichts an, aber ich finde, Sie würden gut zusammenpassen. Auf lange Sicht wäre er auf jeden Fall besser als so ein unzuverlässiger Schauspieler. «
    » Möglich. «
    » Strengen Sie sich an, damit ich stolz auf Sie sein kann. «
    » Ich versuche mein Bestes, das verspreche ich. Und wenn Sie mich jemals in New York besuchen wollen, habe ich in meiner Wohnung jederzeit ein Plätzchen für Sie. «
    » Danke, meine Liebe. Aber wir wissen beide, dass ich Seine Lordschaft nicht allein lassen kann, nicht einmal ein paar Tage. Schreiben Sie mir, ja? Und halten Sie mich auf dem Laufenden. «
    » Versprochen, Mrs Trevathan. Auf Wiedersehen. «
    » Noch etwas: Möchten Sie die als Andenken an Ihre Zeit hier mitnehmen? «
    Mrs Trevathan hob die Vase mit der Rose vom Fensterbrett, die Anthony im Garten von Astbury für Rebecca abgeschnitten hatte.
    » Sie ist immer noch nicht verblüht. Erstaunlich, nicht? « , meinte Mrs Trevathan. » Erst als Sie Astbury vor ein paar Tagen verlassen haben, ist das erste Blütenblatt abgefallen. Sie hat eine so schöne Farbe. Vielleicht wollen Sie sie in einem Buch pressen und aufbewahren? Sie könnte Sie daran erinnern, wie Seine Lordschaft ursprünglich war. «
    » Ja « , sagte Rebecca, die verstand, warum Mrs Trevathan sie ihr geben wollte, nahm sie und roch daran. » Auf Wiedersehen, Mrs Trevathan. «
    » Auf Wiedersehen, meine Liebe. «
    Rebecca verließ die Küche und durchquerte den Eingangsbereich. Unter der großen Kuppel blieb sie stehen und dachte daran, wie sie Anthony das erste Mal an der Tür gesehen hatte.
    » Auf Wiedersehen « , flüsterte sie in die Stille hinein.

48
    Ari blickte durchs Fenster auf den grünen Stadtgarten vor dem viktorianischen Haus hinaus, von dem die Stimmen spielender Kinder heraufdrangen.
    » Miss Kent erwartet Sie «, teilte die Frau am Empfang ihm mit.
    Ari bedankte sich und folgte ihr einen schmalen Flur entlang, dessen Geruch nach verkochtem Essen ihn an seine Schulzeit in England erinnerte. Wenig später wurde er in ein kleines, vollgestopftes Büro geführt, in dem hinter dem Schreibtisch eine zierliche, gepflegte Frau um die sechzig saß.
    » Guten Tag, Mr Malik. Ich darf Sie darauf hinweisen, dass Ihr Vorgehen höchst ungewöhnlich ist. Üblicherweise wendet man sich an eine offizielle Adoptionsagentur, die die Daten an uns weitergibt. «
    » Sie müssen entschuldigen, Miss Kent. Ich habe diesen Weg gewählt, weil ich den Namen meines Verwandten nicht sicher weiß und morgen nach Indien fliege. «
    » Verstehe. Darf ich fragen, wann Ihr Verwandter Ihrer Ansicht nach in das Waisenhaus gebracht wurde? «
    » Ich glaube, vor neunundachtzig Jahren. 1922, am zweiundzwanzigsten August. «
    »Das ist immerhin eine genaue Auskunft«, erklärte Miss Kent. »Und wie alt soll er damals gewesen sein?«
    » Etwa drei. Er war halb Inder, halb Engländer und hatte blaue Augen. Vermutlich wurde er von einem Dr. Trefusis hergebracht, doch ob der seinen wahren Familiennamen angab, weiß ich nicht. «
    » Sie scheinen gut informiert zu sein, Mr Malik. Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass Kinder solchen Alters, besonders gemischtrassige, nur sehr selten hier aufgenommen wurden. Verzeihen Sie den Vergleich, aber wie Welpen sind Neugeborene leichter unterzubringen als ältere Kinder, und geeignete Familien für unsere Schutzbefohlenen zu finden ist seit jeher unser Anliegen. «
    » Die Familie war wohlhabend; vielleicht hat sie Geld angeboten? «
    » Möglich. «
    Miss Kent musterte ihn.
    » Es freut mich, Ihnen mitteilen zu können, dass unsere Einrichtung Archivinformationen nach fünfundsiebzig Jahren an die Verwandten herausgeben darf, weil wir davon ausgehen, dass der Betroffene inzwischen tot ist und durch die Weitergabe persönlicher Informationen keinen Schaden nehmen kann. Andere Einrichtungen sehen zwischen neunzig und hundertzehn Jahren vor, weil die Menschen heute älter werden. «
    » Der Verwandte, nach dem ich suche, ist mit ziemlicher Sicherheit tot. Ob er bereits als kleines Kind oder erst vor zehn Jahren starb, ist mir allerdings
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