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Die Mitternachtsrose: Mittsommerhochzeit (German Edition)

Die Mitternachtsrose: Mittsommerhochzeit (German Edition)

Titel: Die Mitternachtsrose: Mittsommerhochzeit (German Edition)
Autoren: Pia Engström
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sich für Henrik einzusetzen, wenn der Matilda heiratete. Das hatte er ihm auch klar und deutlich zu verstehen gegeben. Er betrachtete das Ganze als Geschäft. Er gab Henrik und seiner Familie, was sie brauchten, im Gegenzug erhielt seine Tochter den Titel der Gräfin Pilkvist.
    Die Vorstellung, eine Vernunftehe mit Matilda einzugehen, schreckte Henrik nicht besonders. Da er schon längst nicht mehr an die wahre Liebe glaubte, hatte er sich bereits damit arrangiert, den Rest seines Lebens allein zu verbringen. Was machte es da schon aus, wenn er eine Frau heiratete, mit der er aller Voraussicht nach nicht besonders viel zu tun hätte? Er würde sie also heiraten – nicht nur ihres Vaters wegen.
    Wieder musste Henrik an seinen Cousin denken und daran, was er sich an dessen Grab geschworen hatte. Vor etwas mehr als zwei Monaten war Kristian bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Einem tragischen Unglück, für das Henrik die Verantwortung trug.
    Gedankenverloren fuhr er mit der rechten Hand über den zarten Stoff des Schals, den er nach wie vor in seinem Jackett trug. Sein gesunder Menschenverstand sagte ihm, dass es vernünftig wäre, ihn einfach bei einem der Bediensteten abzugeben und die Begegnung mit der bezaubernden jungen Frau zu vergessen. Alles andere würde nur Ärger mit sich bringen. Aber aus irgendeinem Grund konnte er sich dazu nicht durchringen. Also beschloss er, gleich morgen zur Hofschneiderei zu gehen. Da stammten die Kleider für die Brautjungfern schließlich her, das wusste er von Matilda.
    Ruckartig wandte Matilda sich vom Fenster des Ballsaals ab, als sie sah, dass Henrik zum Schloss zurückkehrte. Nach außen hin mochte sie so kühl und gelassen wirken wie immer, aber innerlich schäumte sie vor Wut.
    Was bildete er sich ein, sie so zu demütigen?
    Sicher, er behandelte sie stets mit ausgesuchter Höflichkeit, doch zeigte er ihr gegenüber auch nur das geringste Interesse? Nicht einmal ihre Versuche, ihn eifersüchtig zu machen, bewirkten auch nur das Geringste. Ganz im Gegenteil! Kaum wandte sie ihm einmal den Rücken zu …
    Sie zwang sich zur Ruhe. Henrik sollte auf keinen Fall merken, wie aufgebracht sie war. Ihr würde schon noch etwas einfallen, um ihn und seine kleine Freundin, mit der er vorhin im Mondlicht getanzt hatte, zu bestrafen.
    Als er nun durch den Ballsaal auf sie zutrat, setzte sie ein strahlendes Lächeln auf. Na warte, dachte sie gleichzeitig zornig. Glaub bloß nicht, dass du damit durchkommst!
    Als am nächsten Morgen die Sonne aufging, stand Noelle bereits auf dem Balkon ihrer Wohnung in der Stockholmer Altstadt, der Gamla Stan. Das kleine Einzimmerapartment im Dachgeschoss lag nicht weit vom Kungliga Slott und dem schwedischen Reichstagsgebäude entfernt. Wenn sie sich ein Stück weit über die Brüstung lehnte, konnte sie die rotbraune südliche Fassade der königlichen Residenz bereits erkennen.
    Der Himmel über der Stadt erglühte in leuchtendem Rot und verwandelte das dunkelblaue Wasser des Riddarfjärdens in flüssiges Feuer. Es war ein wunderbares Naturschauspiel, an dem Noelle sich normalerweise gar nicht sattsehen konnte.
    Heute jedoch fesselte sie nicht einmal der spektakuläre Sonnenaufgang über der Altstadt.
    Die halbe Nacht hatte sie noch weiter an den Entwürfen für die Verlobungstorte gearbeitet, die andere Hälfte hatte sie sich schlaflos in ihrem Bett hin und her gewälzt. Einzig Henrik Albrektson, oder vielmehr sein lächelndes Gesicht, das sie jedes Mal vor sich sah, wenn sie die Augen schloss, waren schuld daran. Sie verstand sich selbst nicht mehr. Was war bloß in sie gefahren?
    Mach dir doch nichts vor, du weißt verflixt gut, was los ist! Ebenso sicher wie du weißt, dass du dir diesen Mann besser aus dem Kopf schlagen solltest!
    Noelle kannte dieses Kribbeln im Bauch und das Herzklopfen nur zu gut. Bei Felix war es ihr anfangs ebenso ergangen – wenn auch nicht so intensiv. Sie seufzte. Es hatte sich so unglaublich gut angefühlt, in Henriks Armen zu liegen. Der Mondschein, die funkelnden Sterne, die leise Musik …
    Seufzend fuhr sie sich mit der Hand durch die dichten dunklen Locken. Es war lange her, seit sie sich zum letzten Mal so schön und begehrenswert gefühlt hatte wie in jenem kurzen Moment mit ihm. Sicher, Felix hatte ihr auch oft gesagt, wie attraktiv er sie fand. Doch bei ihm waren es nur Worte gewesen, leere Hülsen ohne Bedeutung.
    Und du denkst, Henrik ist anders, spottete eine böse Stimme in ihrem Kopf.
    Wohl kaum,
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