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Die metallenen Herscher

Die metallenen Herscher

Titel: Die metallenen Herscher
Autoren: Hans Kneifel
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Umrisse ... zwei vielversprechende Ideen. Die grauen Augen Shenandoahs beobachteten die Ziffern und Zeiger, die sich bewegten. Ein leichter Ruck ging durch das Schiff; die Trossen strafften sich.
    Crooks schob den Fahrthebel vor. Der Komputer errechnete die Werte für einen Anflug nach Olicca, dem »Beta«-Mond von Escader. Beide Schiffe blieben auf der Handelsroute und schwebten hundertdreißig Minuten später über der Nachtseite von Beta Escader. Der Mond hatte einen Durchmesser von elfhundert Kilometern, ein maschinell verstärktes Oberflächenschwerefeld und war ausgehöhlt wie eine madige Frucht. Hier landeten Schiffe, um überholt zu werden. Ein Werkstattmond, der seit mehr als eineinhalb Jahrtausenden diesem Zweck diente.
    Shenandoah verhandelte einige Minuten lang mit der Sprechautomatik des Verwaltungskomputers, dann wußte er, was er zu tun hatte. Zuerst setzte er unter Mithilfe van Gossens das Schiff in einer der Reparaturgruben ab, dann löste er die Trossen und landete auf einem Mietplatz. Er schaltete nacheinander die Maschinen und Aggregate ab und schwang den Sessel herum.
    Saey blickte ihn erstaunt an.
    »Du wirkst plötzlich verändert, Crooks! Ruhiger und gefaßter.«
    »Schon möglich«, antwortete er halblaut, »ich habe eine Idee!«
    »Eine Idee? Worüber?«
    Er zuckte mit seinen breiten Schultern.
    »Ich muß mich noch etwas damit beschäftigen«, sagte er. »Du wirst alles erfahren, wenn es an der Zeit ist.«
    »Ich hoffe es.«
    Er befestigte die Säume der Handschuhe am Endstück seines Raumanzugs und half Saey, den Helm zu schließen. Automatisch schaltete sich die Funkanlage der beiden Anzüge ein.
    »Was jetzt?« fragte das Mädchen.
    »Wir werden uns tun van Gossen kümmern. Dann setze ich dich, oder euch, wenn er mitfliegen will, auf Binary Digit Port ab und starte augenblicklich wieder. Ich habe etwas zu erledigen.«
    Nebeneinander verließen sie das Schiff und bewegten sich auf die nahen Lichter der gläsernen Bauten zu.
    »Hängt es mit dieser Idee zusammen?«
    »Ja. Unmittelbar«, gab Crooks zur Antwort.
    »Dann ist es gefährlich«, schloß sie. Crooks lachte leise.
    Die magnetischen Sohlen der Schuhe hafteten an dem glattpolierten Stahl, der Spuren von Milliarden Schritten trug. Nach hundert Metern im künstlichen Schwerefeld kamen sie an die pyramidenförmige Schleuse und traten ein. Shenandoah kannte jeden einzelnen Raumhafen dieses Planetensystems und durfte nicht daran denken, daß ihm ein Komputerurteil die Chance genommen hatte, sich weiterhin in diesem Rahmen bewegen zu dürfen. Lichtsignale flammten auf, dann öffnete sich die Schleuse. Shenandoah fragte den Auskunftskomputer nach dem Raum, in dem van Gossen auf ihn wartete.
    »Das Büro der Reparaturleitung.«
    Van Gossen drehte sich um, als sie hereinkamen und streckte die Hand aus. In Kreisen der Raumleute wußte jeder über Shenandoahs Schicksal Bescheid, und unzählige Menschen kannten ihn persönlich. Als Shenandoah den Raum betrat, schien die Luft zu gefrieren; die Unterhaltung brach ab, und die Männer hinter der Barriere schauten in alle Richtungen, um Shenandoah nicht ansehen zu müssen. Er war nicht existent; ein Ausgestoßener.
    »Ich danke Ihnen, Exkapitän Shenandoah«, sagte der Historiker laut. »Die Steuerleitungen für meinen Lichtantrieb waren defekt. Fliegen Sie hinunter nach Escader?«
    Van Gossens Hand verschwand fast in der Pranke Shenandoahs. Trotz seines Alters hatte er einen überraschend festen Händedruck.
    »Ja«, erwiderte Shenandoah laut und unbekümmert, »nach Binary Digit Port. Möchten Sie dort abgesetzt werden?«
    Der Leiter der Reparaturabteilung sah auf und sagte zu van Gossen:
    »Unser Linienboot kann Sie hinunterbringen, Historiker.«
    »Ich spreche mit Exkapitän Shenandoah«, erwiderte der Historiker kalt. »Stören Sie mich bitte nicht.«
    Er wandte sich wieder an Crooks.
    »Gern. Was bekommen Sie für die Bergungsarbeiten?«
    Sekundenlang füllte Crooks dröhnendes Lachen den Raum. Er spielte die Rolle, die ihm von der komputergesteuerten Gesellschaft aufgezwungen worden war, inzwischen vollkommen: Rebellion um jeden Preis, immer und überall und auf eine Weise, die ihn kein zweitesmal mit dem juristischen Komputer in Konflikt bringen konnte.
    »Ihren Rat, wenn ich ihn einmal brauchen sollte.«
    »Das kann ich nicht annehmen«, sagte van Gossen und lächelte. Er war klein, fast zierlich, mit einem hageren Gesicht und weißem, langem Haar.
    »Sie werden es annehmen müssen, van
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