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Die Menschenleserin

Die Menschenleserin

Titel: Die Menschenleserin
Autoren: Jeffery Deaver
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Feuerball auf. Das Fenster der Zelle war zwar vergittert, aber geöffnet, und eine Flammenzunge schoss herein. Pell ließ sich zu Boden fallen und rollte sich zusammen. »Um Gottes willen.«
    Baxter war erstarrt und schaute ungläubig auf die züngelnden Flammen, die den gesamten Platz hinter dem Gerichtsgebäude einhüllten. Er nahm den Hörer ab, aber die Leitung war offenbar tot. Dann hob er sein Funkgerät und meldete das Feuer. Daniel Pell senkte den Kopf und fing an, ein Vaterunser zu murmeln.
    »He, Pell!«
    Der Häftling öffnete die Augen.
    Der kräftige Beamte aus Capitola stand vor der Zelle und hatte einen Taser in der Hand. Er warf Pell die Fußfesseln zu. »Leg sie an. Wir gehen den Gang hinunter, zur Vordertür hinaus und steigen in den Wagen. Du wirst...« Es schossen wieder Flammen in die Zelle. Die drei Männer duckten sich. Der Tank des nächsten Autos war explodiert. »Du wirst direkt neben mir bleiben. Verstanden?«
    »Ja, sicher. Lassen Sie uns abhauen! Bitte!« Er ließ die Fesseln einrasten.
    »Was war das?«, fragte Baxter schwitzend und nervös. »Ein Terroranschlag?«
    Der Wärter aus Capitola ignorierte den in Panik geratenen Aufseher und ließ Pell nicht aus den Augen. »Falls du nicht genau machst, was ich sage, jage ich dir fünfzigtausend Volt durch den Arsch.« Er richtete den Taser auf den Gefangenen. »Und falls ich dann keine Lust habe, dich zu tragen, lasse ich dich hier verbrennen. Alles klar?«
    »Ja, Sir. Bitte lassen Sie uns gehen. Ich möchte nicht, dass Sie oder Mr. Baxter wegen mir zu Schaden kommen. Ich mache alles, was Sie wollen.«
    »Öffnen!«, herrschte der Beamte nun Baxter an, der einen Knopf drückte. Die Tür schwang mit einem Summen nach außen auf. Die drei Männer gingen den Korridor entlang, durch eine zweite Sicherheitstür und bogen auf einen schwach beleuchteten Gang ein, der sich mit Rauch füllte. Die Sirene dröhnte noch immer.
    Halt, Moment mal, dachte Pell. Das hier war ein zweiter Alarm – der erste war vor den Explosionen losgegangen. Hatte etwa jemand seinen Plan durchschaut?
    Kathryn Dance...
    Als sie an einer Brandschutztür vorbeikamen, warf Pell einen Blick über die Schulter. Überall um sie herum wallten dichte Rauchschwaden empor. »Es ist zu spät«, rief er Baxter zu. »Das ganze Gebäude geht in die Luft! Wir müssen hier raus.«
    »Er hat recht.« Baxter griff nach der Notentriegelung des Ausgangs.
    Der Aufpasser aus Capitola blieb vollkommen ruhig. »Nein«, sagte er mit fester Stimme. »Zur Vordertür hinaus und in den Gefangenentransporter.«
    »Sie sind verrückt!«, rief Pell. »Um Himmels willen. Wir werden alle sterben.« Er stieß die Stahltür auf.
    Den Männern schlug eine Woge aus enormer Hitze, Rauch und Funken entgegen. Die Feuerwand draußen verschlang Fahrzeuge, Sträucher und Mülltonnen. Pell fiel auf die Knie und riss beide Hände vor das Gesicht. »Meine Augen...«, schrie er. »Es tut so weh!«
    »Pell, verdammt noch mal...« Der Aufpasser trat vor und hob den Taser.
    »Nehmen Sie das Ding weg. Er geht nirgendwohin«, sagte Baxter verärgert. »Er ist verletzt.«
    »Ich kann nichts sehen!«, stöhnte Pell. »Hilf mir doch jemand!«
    Baxter ging zu ihm und bückte sich.
    »Nicht!«, rief der andere Beamte.
    Dann taumelte der Aufseher mit verblüffter Miene zurück, weil Pell ihm mehrfach ein Filetiermesser in Bauch und Brust stieß. Baxter sank auf die Knie und griff nach dem Pfefferspray. Das Blut schoss in Strömen aus seinem Leib hervor. Pell packte ihn an den Schultern und duckte sich hinter ihn, als der andere Wärter den Taser abfeuerte. Die beiden Sonden gingen fehl.
    Pell stieß Baxter beiseite und stellte sich dem Aufpasser, der den nun nutzlosen Taser fallen ließ.
    Der große Mann erstarrte und musterte das Messer. Pells blaue Augen richteten sich auf sein verschwitztes schwarzes Gesicht.
    »Tu das nicht, Daniel.«
    Pell griff an.
    Der Aufpasser ballte die riesigen Fäuste. »Okay, du hast es so gewollt.«
    Pell sagte nichts. Wer die Kontrolle besaß, brauchte weder zu erniedrigen noch zu drohen oder zu spotten. Er sprang vor, wich den Schlägen des Mannes aus und verpasste ihm ein Dutzend harte Treffer. Die Waffe steckte in seiner geballten rechten Faust, mit der Klinge nach unten und der Schneide nach außen. Gegen einen starken, kampfbereiten Gegner setzte man ein Messer am effektivsten ein, indem man damit in schneller Folge zuschlug.
    Der Mann verzog das Gesicht und fiel auf die Seite. Seine Beine
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