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Die Meistersinger von Nürnberg

Die Meistersinger von Nürnberg

Titel: Die Meistersinger von Nürnberg
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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sich.)
    Kothner: Hans Schwarz?
    Schwarz: Zuletzt:
Gott wollt's! (Setzt sich.)
    Kothner: Zur Sitzung gut und voll die Zahl.
Beliebt's, wir schreiten zur Merkerwahl?
    Vogelgesang: Wohl eh'r nach dem Fest.
    Beckmesser: Pressiert's dem Herrn?
Mein Stell' und Amt laß ich ihm gern.
    Pogner: Nicht doch, Ihr Meister! Laßt das jetzt fort.
Für wichtigen Antrag bitt ich ums Wort.
    (Alle Meister stehen auf, nicken Kothner zu und setzen sich wieder.)
    Kothner: Das habt Ihr, Meister, sprecht!
    Pogner: Nun hört und versteht mich recht! –
Das schöne Fest, Johannistag,
Ihr wißt, begeh'n wir morgen.
Auf grüner Au', am Blumenhang,
bei Spiel und Tanz im Lustgelag,
an froher Brust geborgen,
vergessen seiner Sorgen,
ein jeder freut sich, wie er mag.
Die Singschul' ernst im Kirchenchor
die Meister selbst vertauschen;
mit Kling und Klang hinaus zum Tor
auf offne Wiese ziehn sie vor
bei hellen Festes Rauschen;
das Volk sie lassen lauschen
dem Freigesang mit Laienohr.
Zu einem Werb- und Wettgesang
gestellt sind Siegespreise,
und beide preist man weit und lang,
die Gabe wie die Weise.
Nun schuf mich Gott zum reichen Mann;
und gibt ein jeder, wie er kann,
so mußte ich wohl sinnen,
was ich gäb' zu gewinnen,
daß ich nicht käm' zu Schand':
so hört denn, was ich fand.
In deutschen Landen viel gereist,
hat oft es mich verdrossen,
daß man den Bürger wenig preist,
ihn karg nennt und verschlossen.
An Höfen wie an nied'rer Statt
des bitt'ren Tadels ward ich satt,
daß nur auf Schacher und Geld
sein Merk' der Bürger stellt.
Daß wir im weiten deutschen Reich
die Kunst einzig noch pflegen,
dran dünkt ihnen wenig gelegen.
Doch wie uns das zur Ehre gereich',
und daß mit hohem Mut
wir schätzen, was schön und gut,
was wert die Kunst und was sie gilt,
das ward ich der Welt zu zeigen gewillt.
Drum hört, Meister, die Gab',
die als Preis bestimmt ich hab.
Dem Sieger, der im Kunstgesang
vor allem Volk den Preis errang
am Sankt-Johannis-Tag,
sei er, wer er auch mag,
dem geh' ich, ein Kunstgewogner,
von Nürnberg Veit Pogner,
mit all meinem Gut, wie's geh' und steh',
Eva, mein einzig Kind, zur Eh'.
    Die Meister (sich erhebend und sehr lebhaft durcheinander) :
Das heißt ein Wort! Ein Mann!
Da sieht man, was ein Nürnberger kann!
Drob preist man Euch noch weit und breit,
den wack'ren Bürger Pogner Veit!
    Die Lehrbuben (lustig aufspringend) :
Alle Zeit, weit und breit:
Pogner Veit! Pogner Veit!
    Vogelgesang: Wer möchte da nicht ledig sein?
    Sachs: Sein Weib gäb' mancher gern wohl drein!
    Kothner: Auf, ledig' Mann! Jetzt macht euch 'ran!
    Pogner: Nun hört noch, wie ich's ernstlich mein'!
(Die Meister setzen sich allmählich wieder nieder, die Lehrbuben ebenfalls.)
Ein' leblos' Gabe geh' ich nicht:
ein Mägdlein sitzt mit zu Gericht.
Den Preis erkennt die Meisterzunft;
doch gilt's der Eh', so will's Vernunft,
daß ob der Meister Rat
die Braut den Ausschlag hat.
    Beckmesser (zu Kothner gewandt) :
Dünkt Euch das klug?
    Kothner (laut) :
Versteh' ich gut,
Ihr gebt uns in des Mägdleins Hut?
    Beckmesser: Gefährlich das!
    Kothner: Stimmt es nicht bei,
wie wäre dann der Meister Urteil frei?
    Beckmesser: Laßt's gleich wählen nach Herzensziel
und laßt den Meistergesang aus dem Spiel!
    Pogner: Nicht so! Wie doch? Versteht mich recht!
Wem Ihr Meister den Preis zusprecht,
die Maid kann dem verwehren,
doch nie einen andren begehren.
Ein Meistersinger muß er sein:
nur wen Ihr krönt, den soll sie frei'n.
    Sachs (erhebt sich) :
Verzeiht!
Vielleicht schon ginget Ihr zu weit.
Ein Mädchenherz und Meisterkunst
erglüh'n nicht stets in gleicher Brunst;
der Frauen Sinn, gar unbelehrt,
dünkt mich dem Sinn des Volks gleich wert.
Wollt Ihr nun vor dem Volke zeigen,
wie hoch die Kunst Ihr ehrt,
und laßt Ihr dem Kind die Wahl zu eigen,
wollt nicht, daß dem Spruch es wehrt:
so laßt das Volk auch Richter sein;
mit dem Kinde sicher stimmt's überein.
    Vogelgesang, Nachtigall: Oho!
    Alle Meister (außer Sachs und Pogner) :
Das Volk? Ja, das wäre schön!
Ade dann Kunst und Meistertön'!
    Kothner: Nein, Sachs! Gewiß, das hat keinen Sinn,
gäbt Ihr dem Volk die Regeln hin?
    Sachs: Vernehmt mich recht! Wie Ihr doch tut!
Gesteht, ich kenn die Regeln gut;
und daß die Zunft die Regeln bewahr',
bemüh' ich mich selbst schon manches Jahr.
Doch einmal im Jahre fänd' ich's weise,
daß man die Regeln selbst probier',
ob in der Gewohnheit trägem Gleise
ihr' Kraft und Leben nicht sich verlier':
und ob Ihr der Natur noch seid auf rechter Spur,
das sagt Euch nur,
wer
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