Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe

Titel: Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe
Autoren: Paul Melko
Vom Netzwerk:
nicht einfach foltern!«

    »Wart’s ab. Hast du mich nicht deswegen mitgenommen? Damit ich mir für dich die Hände schmutzig mache?«
    Die Lippen des Wachmanns färbten sich rot vor Blut. Er spuckte nach Prime, der dem Angriff grinsend auswich. »Wo sind sie?«
    »Kabroi! Ihr könnt unsere glorreiche Rückkehr nach Tolosa nicht aufhalten. Wir werden euren Transporter rauben und eure wertlosen Körper den Hunden zum Fraß vorwerfen!« Wieder spuckte er aus.
    Prime donnerte ihm die Waffe ins Gesicht. Diesmal kippte der Mann nach hinten und blieb reglos liegen. Das Bild des bewusstlosen, blutüberströmten Mannes verschwamm vor Johns Augen.
    »Das hat sowieso zu nichts geführt«, erklärte Prime.
    »Du hättest ihn töten können!« John kniete sich hin und tastete nach dem Puls des Wachmanns.
    »Lass es. Der ist Müll.«
    »Mann, hörst du dich eigentlich reden? Hier geht es nicht darum, möglichst skrupellos zu sein! Hier geht es nicht darum, möglichst viele Goten zu töten! Beruhig dich, verdammt nochmal!«
    Prime blickte mit einer solchen Kälte zu John hinüber, dass es ihm eiskalt den Rücken herunterlief. »Die Sorte kenne ich von früher. Die tun alles, um zu kriegen, was sie wollen. Wenn wir nicht als Erste zuschlagen, sterben wir!«
    John legte ihm die Hand auf die Schulter. »Ich weiß, wie du dich fühlst. Mann, am liebsten würde ich die doch auch alle umbringen! Ich meine, die haben auf meine Casey geschossen. Stell dir das mal vor! Aber wir müssen leise und unauffällig vorgehen. Wut und Brutalität bringen uns nur selbst ins Grab.«
    Irgendetwas veränderte sich in Primes Gesicht. Er nickte zögerlich. »Du hast ja Recht. Tut mir leid. Wir sind nicht mehr dieselbe Person in zwei Ausgaben, oder?«

    »Nein, aber immer noch sehr ähnlich. Es liegen zwei Jahre in verschiedenen Welten zwischen uns. Nicht mehr und nicht weniger.«
    Prime fesselte den Wachmann mit dessen eigenen Handschellen und schleifte ihn hinter den Schreibtisch. Danach schlichen sie sich wieder zur Doppeltür vor und horchten, die Ohren flach an das kühle Metall gelegt. Schließlich nickten sie sich zu und zogen die Türflügel gemeinsam auf. Vor ihnen lag ein kleiner Vorraum, dahinter eine weitere, gläserne Doppeltür, die in einen schmalen Durchgang führte.
    John zeigte geradeaus. »Das Labor.«
    »Halt!«
    Jemand lief den Flur hinunter auf sie zu. Prime fuhr herum, aber John griff ihn am Arm, zog ihn in den Vorraum und warf die Tür zu.
    Prime atmete tief durch, trat die Tür wieder auf und feuerte dreimal in den Gang. »So viel zum ›unauffälligen Vorgehen‹«, sagte er mit einem grimmigen Grinsen.
    John rollte sich weg, die Hände über den Ohren. Wenn Prime so weitermachte, würden sie beide draufgehen!
    Die Tür war zugefallen, doch Prime kickte sie wieder auf. Erst als nach zehn Sekunden noch immer keine Schüsse zu hören waren, hob John vorsichtig den Blick – und sah die Leiche eines Wachmanns im Flur liegen.
    Prime stürzte sich auf den Toten und durchsuchte seine Taschen, bis er einen dicken Schlüsselbund gefunden hatte. »Los! Spätestens jetzt wissen sie, dass wir hier sind.«
    Wieder übernahm Prime die Führung und betrat den Übergang, der die beiden Gebäude miteinander verband. Eine Metalltür führte ins Labor eins. Wie auf Knopfdruck öffnete sie sich, und Visgrath trat heraus.
    »Stopp!«, schrie Prime und nahm ihn mit der Pistole ins Visier. Visgrath blieb stehen und hob die Arme, aber sein Gesicht spiegelte nicht Angst, sondern Belustigung.

    »Visgrath«, sagte John mit bebender Stimme. »Wo sind meine Freunde?«
    »Der tapfere John Wilson! Und gleich zweimal. Wie aufschlussreich!«
    »Wo sind sie?« Johns Wut drohte überzukochen. Er steckte die Hand in die Tasche mit der Pistole.
    »Nicht hier.«
    Prime senkte den Pistolenlauf, bis er vor Visgraths Ellbogen schwebte. »Das wird wehtun. Und glauben Sie ja nicht, dass ich irgendeine Scheu habe, abzudrücken.«
    Visgrath erblasste. »Aber wie kann es zwei von Ihnen geben? Ihr Gerät ist doch kaputt, und sofern es Ihnen nicht gelungen ist …«
    Der Pistolenlauf stieß gegen Visgraths Ellbogen. »Wo. Sind. Seine. Freunde?«
    Für einige Sekunden blickte Visgrath direkt in Primes Augen. Vielleicht versuchte er abzuschätzen, ob Prime auch wirklich das Zeug zum Töten hatte. Offensichtlich hing er mehr am Leben als der Wachmann, denn bald brach er den Blickkontakt und seufzte. »Sie sind in Labor eins. Gleich hier durch.«
    »Vorwärts!«, befahl John.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher