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Die Maske

Die Maske

Titel: Die Maske
Autoren: Jason Dark
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draußen.«
    Ich schaute sie an, sie wich meinem Blick nicht aus, ein feines Lächeln legte sich auf ihre Lippen. War es Spott? Häme…?
    »Nun?«
    »Du hast recht.«
    »Deshalb bin ich die Maske nicht!«
    Ich hob meine leere Hand. »Moment mal, so einfach ist das nicht, Innocencia. Man kann die Sache auch anders sehen, in einem anderen Licht, denn jedes Ding hat zwei Seiten.«
    »Erkläre du mir die andere.«
    »Das will ich gern. Du kannst hiereine Farce vorspielen, bist tatsächlich der Killer, und hast dir jemand als Hilfe geholt, der uns einen zweiten vorspielen soll, um mich, wenn es zur Konfrontation kommt wie jetzt, in Sicherheit zu wiegen.«
    Meine Worte hatten sie nachdenklich gemacht, denn sie war plötzlich ziemlich still geworden. »Und das denkt du tatsächlich, John Sinclair? Ist das deine Meinung?«
    »Natürlich.«
    »Dann bist du für mich arm, sehr arm, John. Ich muß dir die Menschenkenntnis absprechen.«
    »Was zu beweisen wäre.«
    Sie nickte sehr bedächtig. »Ich werde es dir beweisen, John Sinclair. Das werde ich.«
    »Bitte.«
    »Ich kenne den Killer!«
    Meine Reaktion war Null. Ich lachte nicht, ich gab keinen positiven Kommentar auch keinen negativen. Ich hatte ihre Antwort zunächst einmal hingenommen.
    »Du glaubst mir nicht!«
    »Nein, Innocencia. Ich kann dir nicht glauben. Es ist für mich unwahrscheinlich.«
    »Dabei ist es sehr simpel!«
    »Dann sage mir Bescheid. Los, ich will wissen, was du weißt. Ob es stimmt. Was hast du dir ausgedacht, Innocencia? Wer ist der Killer, der kein Erbarmen kennt?«
    »Er heißt Gideon!« erklärte sie mit flacher, kaum verständlicher Stimme.
    Ich horchte dem Klang nach, schüttelte den Kopf. »Es tut mir leid, aber der Name sagt mir nichts.«
    »Das habe ich mir gedacht, du wirst ihn nicht kennen. Ich aber kenne ihn um so besser, denn Gideon, John, ist mein Bruder. Mein eigener Bruder!« schrie sie plötzlich und schüttelte dabei wild den Kopf, als wollte sie dieses Wissen loswerden. »Begreifst du es jetzt? Weißt du nun, wie es in mir aussieht? Wie zerrissen ich innerlich bin? Ich eine Nonne, habe einen Bruder, der sich mit dem Teufel verbunden hat und rücksichtslos tötet. Kannst du dir vorstellen, wie es in mir ausschaut? Wie ich mich gequält habe, wie ich versuchte, darüber hinwegzukommen, was mir nicht gelang, wie ich nachdachte, hineinglitt in die reine Verzweiflung und nicht wußte, wem ich mich anvertrauen konnte. Nicht der Ehrwürdigen Mutter, die nichts, aber auch gar nichts verstanden hätte. Nicht meinen Schwestern, nein, ich mußte es allein durchmachen. Bis ich auf den Gedanken kam, mich mit dir in Verbindung zu setzen, was ich wiederum als die einzige Lösung sah. Jetzt weißt du alles, John…« Sie sprach nicht mehr, blieb stehen mit Armen, die am Körper herabhingen, als wären es steife Stücke. Sie schaute an mir vorbei, wollte mir Gelegenheit geben, über das Gesagte nachzudenken, was ich auch tat, obwohl ich es weder fassen noch begreifen konnte und mir vorkam wie jemand, der einfach danebenstand und nicht mehr er selbst war.
    Innocencia schaute ins Leere und rührte sich auch nicht, als ich den letzten Rest der uns trennenden Distanz überwand. Dann nahm ich sie in den Arm.
    Ich streichelte ihren Rücken, strich sacht über das Haar und suchte nach Worten.
    Was sollte ich ihr sagen? Welcher Trost war in dieser Situation der richtige?
    »Jetzt weißt du es«, flüsterte sie. »Jetzt weißt du alles. Der Teufel ist Gideon.«
    »Und warum hast du dir die Maske nachgebaut, Innocencia? Es muß doch einen Grund gehabt haben.«
    »Ja, den gab es, aber ich weiß nicht, ob du ihn überhaupt begreifen kannst.«
    »Versuche es.«
    »Ich mußte, als ich es wußte, damit fertig werden. Ich mußte es überwinden, ich konnte nicht anders. Es ging nicht, ich suchte nach einem Grund, nach einer Lösung, alles zugleich. Es war einfach schlimm. Ich wollte mich in die Haut meines Bruders hineinversetzen und erfahren, was ihm zu dieser Tat trieb.«
    »Und? Hast du es geschafft?«
    »Nein, John, nein. Ich habe nichts geschafft. Ich konnte es nicht, denn ich bin nicht so anfällig für das Böse, verstehst du? Mein Bruder war anders als ich, obwohl wir von den gleichen Eltern abstammen. Ich nicht, John, ich wehrte mich dagegen. Ich war für so etwas einfach nicht geschaffen.«
    »Das glaube ich. Aber hast du darüber nachgedacht, wieso dein Bruder so anders war?«
    »Er war im Prinzip nicht anders.« Sie sprach über meine Schulter hinweg.
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