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Die Maske

Die Maske

Titel: Die Maske
Autoren: Jason Dark
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»Das kann man wirklich nicht sagen. Er war nicht anders. Aber er hat mich besucht. Er kam zu mir und interessierte sich für alles. Er mußte schon vor seinen Besuchen gewisse Nachforschungen angestellt haben, denn er kannte sich aus. Ihn interessierte sehr stark die Vergangenheit des Klosters und auch das Böse, das sich darin verteilt hatte. Es war einfach grauenhaft.«
    »Dann kannte er auch die Stelle, wo der Fuchs damals…«
    Sie ließ mich nicht ausreden. »Ja, John, er kannte sie. Ich habe sie ihm gezeigt. Ich hätte schon damals aufmerksam werden sollen, denn ich merkte seine für mich unnatürliche Begeisterung. Er war einfach hingerissen, er war fasziniert.« Sie holte einige Male tief Atem. »Und dann hat er es getan.«
    »Was tat er?«
    »Er schnitt die Maske aus dem Fell. Wir haben es gesehen, er hat das Fell bearbeitet, gebleicht, damit es zu einer Maske wurde. Und er mußte es mit seinem Blut beträufeln. Ich gehe davon aus, daß er sich das Gesicht einschnitt. Mit dem Messer in die Haut stechen, sein Blut auf die Maske fallen lassen oder das Fell. Der Einfluß des Teufels war vorhanden, er vermischte sich nun mit Gideons Blut und ging damit die perfekte Verbindung ein.«
    »Hast du mit ihm gesprochen?«
    »Später nicht mehr. Aber ich wußte, daß er es war, der tötete. Auch ich habe Fehler gemacht. Ich hätte mich früher offenbaren sollen, aber es ging einfach nicht. Ich kann nicht über die Grenze hinweg. Das ist schlimm, John.«
    Ich blieb sachlich, mußte einfach sachlich bleiben und fragte: »Weißt du, wo er sich aufhält?«
    »Ich nehme es an. Wir stehen in seinem Revier. Hier unten hat einmal das Böse regiert. Über die Füchse gelang es dem Satan Einfluß zu nehmen. Hier hatte er sein Reich, hier breitete er sich aus, wenn du verstehst, John.«
    »Dann müßten wir ihn hierauch finden.«
    »Davon gehe ich aus!« Sie drückte sich zurück, schaute mir ins Gesicht und fragte leise: »Glaubst du mir jetzt?«
    Ich ließ mir Zeit mit der Antwort, räusperte mich mehr aus Verlegenheit, sprach aber nicht. Erst nach einer Weile sagte ich leise: »Ja, ich glaube dir, Innocencia.«
    Sie lächelte. Es kam mir erlösend vor. Plötzlich weinte sie. Vielleicht aus Beruhigung oder aus Freude, ich wußte es nicht. Sie wischte ihre Tränen fort. »Ist das Scicksal ungerecht oder ausgleichend«, fragte sie leise.
    »Wie meinst du das?«
    »Auf der einen Seite steht mein Bruder, der dem Teufel dient, auf der anderen ich. Wobei ich das reine Gegenteil zu ihm bin. Oder ist es der ewige Kampf?«
    Ich atmete heftig aus. »Ja, es ist der ewige Kampf zwischen Gut und Böse. Etwas anderes kann ich mir nicht vorstellen. Er wird immer ausgefochten. Wahrscheinlich hast du dies vorgehabt, Innocencia. Oder nicht?«
    »Du denkst an meine Verkleidung?«
    »Richtig.«
    »Ich wollte ihn finden, ich wollte ihn schocken. Er sollte sehen, wie es ist, wenn man mit dieser furchtbaren Verkleidung durch die Gänge des alten Teils läuft. Ob ich es geschafft hätte, weiß ich nicht, ich kann es nur hoffen.«
    »Du bist dir außerdem der Gefahr bewußt, in die du dich begeben hast.«
    »Sicher.«
    »Er hätte keine Rücksicht genommen«, sagte ich. »Nicht ein Mörder wie Gideon. Ob Schwester oder nicht, er muß seiner Aufgabe nachgehen. Er ist ein von der Hölle geleiteter Killer. So traurig sich dies auch anhört, aber es ist die Wahrheit.«
    Sie schaute ins Leere. Nahm sich Zeit, über meine Antworten nachzudenken. Ich schaute mir inzwischen die nähere Umgebung an, geführt vom Strahl meiner Leuchte. »Kennst du dich hier unten aus, Innocencia?«
    »Bestimmt. Ich habe mich oft genug hier herumgetrieben.«
    »Okay. Wo könnte er denn sein Versteck haben?«
    »Bisher habe ich ihn nicht gefunden«, klang mir die Antwort aus der Dunkelheit entgegen. »Ich bin davon überzeugt, daß er sich in der Nähe versteckt hält. Außerdem wird er längst wissen, daß auch du die alten Regionen betreten hast. Er weiß alles, er hält seine verfluchten Augen auf, er folgt den Gesetzen des Teufels. Er weiß, daß wir anders leben als normale Menschen. Er rechnet mit unserer Verschwiegenheit. Bis die Polizei hier eintrifft und Untersuchungen vornimmt, hat er bereits die Hälfte der Nonnen getötet. Er will unter Umständen das vollenden, was früher nicht geschafft wurde.«
    »Eine Rache?«
    »So ähnlich.«
    Ich ging auf sie zu. Meine Schritte knirschten auf dem vom Staub und kleinen Steinen bedeckten Boden. Die Luft war muffig, sie stank
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