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Die Marionette

Die Marionette

Titel: Die Marionette
Autoren: Alex Berg
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Mayer das Wort. »Meine Herren, schließen Sie bitte nicht das Naheliegende aus.«
    »Einen direkten Kontakt?«
    »Ich halte das keineswegs für abwegig.«
    »Haben Sie schon nähere Informationen, welche deutsche Rüstungsfirma involviert sein könnte?«, wollte der Oberst wissen.
    »Meine Abteilung arbeitet daran«, sagte Mayer. »Ich habe alle notwendigen Daten nach Deutschland weitergeleitet. Die Aufgabe hier vor Ort wird es sein, konkrete Nachforschungen anzustellen.«
    »Mögliche Kontakte, Mittelsmänner«, bemerkte der Oberst. »Das ist Ihre Domäne, nehme ich an.«
    »Ich fliege heute noch nach Deutschland zurück, werde aber in Kürze wieder hier zurück sein. In Kundus habe ich ein zuverlässiges Team von Mitarbeitern, die bereits an dem Fall arbeiten«, erklärte Mayer. Dann wandte er sich an den Botschafter. »Sicherlich haben Sie einen Überblick über die Mitarbeiter der Hilfsorganisationen im Land?«
    »Wir werden Ihnen die nötigen Informationen umgehend zukommen lassen«, versicherte der Diplomat. »Lässt sich die Angelegenheit geheim halten?«
    »Kaum. Rechnen Sie mit dem Schlimmsten«, erwiderte Mayer. Wieder dachte er an Katja. Sie würde nicht schweigen. Ebenso wenig wie alle anderen, die überlebt hatten. Anfangs würden sie noch leise und hinter vorgehaltener Hand darüber sprechen. Aber sie würden darüber sprechen. Und ihre Stimmen würden lauter werden, wenn sie feststellten, dass man ihnen zuhörte. »Im Moment haben wir den Vorteil, der Gegenseite einen kleinen Schritt voraus zu sein. Wir müssen herausfinden, wer der Lieferant der Waffen ist, bevor unsere Bündnispartner es tun.«

[home]
    16. Mai
    Berlin, Deutschland
    D as Flugzeug landete am frühen Morgen. Eric Mayer hatte nur wenig an Bord geschlafen. Das Wetter war schlecht und der Flug entsprechend unruhig gewesen. Nasskalter Nebel hing über Berlin und kroch ihm in die Glieder, als er in den bereitstehenden Regierungswagen einstieg.
    Im Bundeskanzleramt herrschte Krisenstimmung. Der Verteidigungsminister begrüßte ihn. Ebenso wie die anwesenden Staatssekretäre, Ministerialbeamten und ranghohen Offiziere vom Einsatzführungskommando in Potsdam machte auch er nicht den Eindruck, als hätte er viel geschlafen in der vergangenen Nacht. Schatten lagen unter seinen Augen, und sein Auftreten ließ die sonst übliche Dynamik vermissen.
    »Ihre Nachricht ist eingeschlagen wie eine Bombe«, bemerkte er, als er Mayer die Hand schüttelte. »Aber wir haben eine erste Spur. Technische Experten der Bundeswehr und des Bundesnachrichtendienstes haben die Aufnahmen ausgewertet, die Sie uns geschickt haben. Und die Spur, so ungern ich es sage, führt nach Hamburg.«
    »Die Larenz-Werke«, folgerte Mayer sofort und verzog schmerzlich das Gesicht. Der Konzern war einer der größten deutschen Investoren in Afghanistan, das Flaggschiff der deutschen Wirtschaft. Vor wenigen Wochen erst hatte die Rüstungsfirma wegen angeblicher Schmiergeldzahlungen an afghanische Regierungsmitglieder die Schlagzeilen beherrscht. Die Vorwürfe hatten sich als haltlos erwiesen, lanciert vermutlich von konkurrierenden Unternehmen, dennoch blieb immer ein Rest von Misstrauen in der öffentlichen Wahrnehmung.
    »Die Larenz-Werke, ja, leider«, bestätigte der Minister mit einem Seufzen. »Erst der Korruptionsskandal und jetzt auch noch illegale Waffengeschäfte. Und das alles zu einem Zeitpunkt, der unglücklicher nicht sein könnte.«
    Mayer wusste, worauf der Verteidigungsminister anspielte. In wenigen Wochen würde Deutschland die sechsmonatige Ratspräsidentschaft der EU übernehmen. Die Agenda der Kanzlerin und des Auswärtigen Amts für diese Zeit war anspruchsvoll: Friedensgespräche im Nahen Osten und eine neue Strategie für Afghanistan standen ganz oben. Einen Skandal um illegale Waffenexporte eines der größten deutschen Industrieunternehmen war sicher das Letzte, was sie zur Unterstützung dieser heiklen Missionen brauchten.
    »Wer ist bereits informiert?«, wollte Mayer wissen.
    »Die Kanzlerin natürlich und die betroffenen Minister des Innen- und Wirtschaftsministeriums sowie der Herr Kollege vom Werderschen Markt.« Der Verteidigungsminister warf einen Blick auf seine Uhr. »Ich treffe mich in einer Dreiviertelstunde mit ihnen.« Er sah wieder zu Mayer. »Es wird einen gemeinsamen Krisenstab des Wirtschafts- und Verteidigungsministeriums geben. Wir würden es begrüßen, wenn Sie Hamburg übernehmen. Sie werden als Vertreter der Ministerien auftreten.
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