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Die Marionette

Die Marionette

Titel: Die Marionette
Autoren: Alex Berg
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wir jedem von ihnen einen Schatten anhängen. Ich traue keinem unserer Vorstandsfreunde weiter als auf Sichtlänge.«
    Wetzel grinste. »Ich leite das in die Wege.«
    »Geben Sie es an den Bereichsleiter des LKA weiter. Sie sollen das volle Programm fahren. Inklusive Telefonüberwachung, E-Mail-Verkehr etc.«
    »Das wird wieder Ärger mit den Datenfuzzies geben«, bemerkte Wetzel trocken.
    Mayer warf seinem Mitarbeiter einen halb amüsierten, halb ärgerlichen Blick zu. »Es wird noch mehr Ärger geben, wenn uns aufgrund mangelnder Sorgfalt etwas durch die Finger rutscht«, antwortete er. »Und lassen Sie sich auf keinen Fall einspannen. Ich brauche Sie hier in der EDV .«
    Ein sardonisches Grinsen legte sich über Wetzels breites Gesicht. »Das, Chef, gibt noch mehr Ärger mit den Jungs vom Datenschutz.«
    »Das nehme ich gern in Kauf«, erwiderte Mayer, der vorbehaltlos auf das Talent seines jüngeren Kollegen setzte. Florian Wetzel war ein begnadeter Hacker.
    Mayer warf einen Blick auf seine Uhr und gab Oliver Schaar, dem Staatsanwalt, ein Zeichen, dass sie anfangen wollten. Während er zuhörte, wie dieser ihnen das Prozedere erklärte, beobachtete Mayer Vieth aus dem Augenwinkel. Nach seinem vertraulichen Gespräch mit Valerie Weymann hatte er sich einen Kaffee eingeschenkt. Seine Silhouette zeichnete sich dunkel vor dem hohen Fenster ab, vor dem er Platz genommen hatte.
    »Er ist gerade aus Zürich gekommen«, flüsterte Wetzel Mayer zu, der sich neben seinen Chef gesetzt hatte und seinen Blick verfolgte.
    »Was hat er da gemacht?«
    »Sich mit einem künftigen Kunden getroffen, einem der Scheichs vom Golf.«
    »In Zürich?«
    Wetzel zuckte mit den Schultern. »Warum nicht?«
    »Ich möchte, dass das Observationsteam auf ihn ein besonderes Auge hat.«
     
    Schaar hatte seine Teams bereits eingeteilt. Der Konferenzraum leerte sich. »Das werden lange Tage werden«, bemerkte der Staatsanwalt gegenüber Mayer. »Aber die Kooperationsbereitschaft ist erfreulicherweise vorhanden.«
    »Warten wir es ab«, dämpfte Mayer Schaars Erwartungen. »Diese Einstellung kann erstaunlich schnell ins Gegenteil umschlagen.«
    Schaar sah ihn irritiert an, als erwarte er weitere Erklärungen. Als sie ausblieben, wirkte er beleidigt, hatte sich aber schnell wieder im Griff. Mayer hätte gern auf den jungen Juristen verzichtet, aber von Rechts wegen brauchten sie einen Vertreter der Staatsanwaltschaft, der die Ermittlungen begleitete. Schaar war sehr ambitioniert. Und dieser Fall bot ihm Gelegenheit, sich über die Grenzen Hamburgs hinaus zu profilieren. Schlagzeilen zu machen. Mayer würde ihn im Auge behalten müssen.
     
    Mayer blieb allein zurück im Konferenzraum. Nach der Aufregung und allgemeinen Anspannung war er dankbar für einen Moment Ruhe. Er war seit nahezu vierundzwanzig Stunden auf den Beinen. Kabul, Berlin, Hamburg – mehr als fünftausend Flugkilometer lagen hinter ihm. Dutzende Gespräche, noch mehr Telefonate. Er schenkte sich einen Kaffee ein und setzte sich wieder an den leeren Konferenztisch. Er musste den Krisenstab in Berlin informieren. Sie warteten dort auf Neuigkeiten. Die Bestätigung, dass alles glattlief. Doch er ließ seinen Blackberry in seiner Tasche. Nur fünf Minuten.
    Sie waren ihm nicht vergönnt.
    Der Teppich verschluckte Valerie Weymanns Schritte, so dass er sie erst bemerkte, als sie fast vor ihm stand. »Du bist müde«, sagte sie. »Wann hast du das letzte Mal geschlafen?«
    Mayer lächelte.
    »Ich wollte dich nicht stören«, fügte sie eilig hinzu. »Ich habe hier nur etwas liegen lassen.«
    »Hast du einen Moment Zeit?«, fragte er. »Jetzt, wo du schon einmal da bist?«
    Sie zögerte.
    »Ich wollte mit dir über Milan Vieth sprechen. Du kennst ihn näher.«
    Sie setzte sich ihm gegenüber an den Tisch. »Wir haben zusammen studiert.«
    Er sah sie abwartend an.
    »Wir sind recht gut befreundet«, gab sie schließlich zu.
    »Warum triffst du dich mit ihm?«
    Sie runzelte die Stirn, wollte widersprechen, überlegte es sich dann aber anders. »Du hast uns beobachtet«, stellte sie fest.
    »Ich mache nur meinen Job«, erwiderte er.
    »Und ich meinen«, konterte sie. Es klang wie eine Rechtfertigung.
    ***
    Hamburg, Deutschland
    Gerwin Bender beobachtete Valerie Weymann. Es war ein geschickter Schachzug Meisenbergs gewesen, sie ins Spiel zu bringen. »Sie besitzt die nötigen Verbindungen, die wir jetzt brauchen«, hatte sein langjähriger Freund ihm versichert. Bender war skeptisch gewesen,
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