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Die Maori-Prinzessin

Die Maori-Prinzessin

Titel: Die Maori-Prinzessin
Autoren: Laura Walden
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natürlich, sie heißt Tante Joanne, ging es Eva durch den Kopf.
    »Großmutter lässt sich entschuldigen«, antwortete Adrian. »Sie ist mit Tante Ha in die Stadt zum Dinner ins Masonic Hotel gefahren.«
    »Na, die alte Dame lässt es sich allerdings sehr gut gehen. Sie isst ja öfter auswärts als in unserem Haus«, bemerkte der ältere Herr kritisch.
    Eva vermutete, dass er der neue Ehemann von Tante Joanne war. Wahrscheinlich war dies sein Haus, in das die Familie nach der Pleite von »Bold Wineyard Estate« gezogen war.
    Daran, wie Adrian die Stirn kräuselte, war unschwer zu erkennen, dass er gleich platzen würde. Da landete auch schon seine Faust mit einem lauten Knall neben seinem Teller.
    »Lieber Doktor Thomas, es dürfte Ihnen nicht entgangen sein, dass dieses Haus noch meiner Großmutter gehört und dass sie es sich leisten kann, mit ihrer Schwester auszugehen. So oft und so viel sie will.«
    »Adrian! Hör endlich auf, Bertram zu provozieren«, wies Tante Joanne ihren Sohn zurecht. »Natürlich hätten wir nach der Hochzeit auch in sein Haus ziehen können, aber dies ist einfach schöner und größer. Und es wird eines Tages ohnehin mir gehören!«
    »Deine Mutter ist aber noch sehr, sehr rüstig!«, erwiderte Adrian mit vor Zorn bebender Stimme. »Offenbar rüstiger, als es dir lieb ist!«
    »Junger Mann! Schluss jetzt«, brüllte Doktor Thomas.
    Eva blickte verstohlen von einem zum anderen und fragte sich, in welches Schlangennest sie da wohl geraten sein mochte. Wobei – das konnte sie nicht verhehlen – ihre Sympathie eindeutig Adrian und seiner Großmutter gehörte und nicht Tante Joanne und ihrem Ehemann. Und schon gar nicht Berenice, die sich nun einmischte.
    »Du solltest dich da ganz raushalten, mein lieber Bruder! Du hast dich ja schon vor Dads Tod bei Großmutter eingenistet und bist auf den maroden Weinberg nur noch zu Stippvisiten gekommen. Erwartest du allen Ernstes von Mom und mir, dass wir in Vaters kleines Haus ziehen? Außerdem ist die Praxis dort untergebracht. Dort ist viel zu wenig Platz.« Berenice hatte das Wort »Vater« provozierend gedehnt, und es war Adrian anzusehen, wie er es verabscheute, wenn sie von dem Doktor als »Vater«, sprach.
    »Schluss jetzt!«, ging Tante Joanne mit strenger Stimme dazwischen. »Wir sind nicht allein bei Tisch. Eva muss ja glauben, unsere Familie würde sich nicht vertragen. Was soll denn mein lieber Cousin Peter denken, wenn Eva in ihrem nächsten Brief berichtet, wie es bei uns zugeht?« Sie schenkte Eva ein Lächeln, doch die konnte sich nicht helfen. Es kam nicht von Herzen, das spürte sie ganz genau. Dennoch erwiderte sie es.
    »Ach, bevor ich es vergesse, es gibt ja schon Post für dich!« Mit diesen Worten sprang die Tante vom Tisch auf und eilte zur Anrichte.
    Evas Herz machte einen Sprung, als sie ihr einen Brief in die Hand drückte. Das war unverkennbar die Schrift ihres Vaters. Sie presste das Schreiben an ihre Brust und stieß einen tiefen Seufzer aus. Das war die Rettung. Noch heute Abend würde sie ihm antworten und um das Geld bitten.
    »Du isst ja gar nichts. Schmeckt es dir nicht?« Mit dieser Frage riss Tante Joanne Eva aus ihren Gedanken.
    »Sie achtet bestimmt auf ihre Linie. So dünn kann man nicht sein, wenn man normal isst«, bemerkte Berenice gehässig.
    »Doch, liebes Schwesterchen, Menschen, die normal essen, sind normal schlank wie Eva, aber Mädchen, die den ganzen Tag lang Süßigkeiten naschen, die können auch schon mal ein paar Röllchen bekommen …«
    »Du, du …« Berenice war aufgesprungen und wollte sich auf ihren Bruder stürzen.
    Ihre Mutter hielt sie im letzten Moment zurück.
    »Das ist so gemein!«, zeterte die Tochter des Hauses.
    »Nein, ist es nicht, denn mich stört das gar nicht«, säuselte Adrian. »Ich mag dich, so wie du bist, meine Liebe. Jedenfalls äußerlich, nur deine Art, andere zu beleidigen, die solltest du dringend ablegen. Die mag ich nicht. Und ich denke, ich spreche da für alle Männer Napiers im heiratswilligen Alter, allen voran Vaters Sohn!« Das Wort »Vater« hatte er in spöttischem Ton über die Lippen gebracht.
    »Jetzt ist es aber gut. Lass bitte Daniel aus dem Spiel! Er mag deine Schwester!«, mischte sich Adrians Stiefvater ein.
    »Als er letzte Weihnachten hier war, hat sich meine Schwester ja auch von ihrer liebreizenden Seite gezeigt! Das muss sehr anstrengend gewesen sein, vor Daniel zu verbergen, was für ein eigennütziges Biest sie sonst sein kann.«
    »Hört
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