Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Magier 01. Gefährten des Lichts - Six héritiers (Le Secret de Ji, Bd. 1)

Titel: Die Magier 01. Gefährten des Lichts - Six héritiers (Le Secret de Ji, Bd. 1)
Autoren: Pierre Grimbert
Vom Netzwerk:
an seinen Bogen herankäme, könnte er vielleicht einen Angriff von dieser Seite abwehren. Doch seine Feinde mussten nur ein Feuer anzünden, eine Wache aufstellen und warten, bis ihr Opfer erfroren war.
    Bowbaq dämmerte, dass er längst tot wäre, wenn Wos ihn nicht geweckt hätte. Seine Angreifer kannten anscheinend keine Skrupel, sie hätten ihn einfach überrumpelt und feige im Schlaf ermordet.
    Wos. Wenn das Pony nicht eingesperrt wäre, könnte er es rufen und auf ihm fliehen. In Gedanken legte er den Weg zur Koppel zurück, aber die Strecke dorthin war noch viel weiter als bis zur Hüttentür. Was nun?
    Vielleicht, wenn er in die andere Richtung … An der Südseite der Hütte verlief ein Graben, durch den im Frühling das Schmelzwasser abfloss. Um diese Jahreszeit war er mit gefrorenem Schnee gefüllt, aber er war immer noch ungefähr einen Fuß tiefer als das umliegende Gelände.
    Natürlich war der Graben nicht breit. Doch wenn er seine dicksten Pelze auszog, müsste er hindurchkriechen können. Nach zehn Schritten - allerhöchstens - wäre er außer Reichweite der Bolzen.
    Er fackelte nicht lang und zog sich die obersten Pelzschichten über den Kopf, ohne die Bänder zu lösen. Eisiger Wind fuhr ihm in die Glieder, und er hoffte, dass er seinen Angreifern nicht entkam, um auf dem Weg zu seinem nächsten Nachbarn jämmerlich zu erfrieren.
    Das Schwierigste würden die wenigen Schritte sein, die ihn von dem Graben trennten. Er schob sich das Messer in den Stiefel, ging in die Hocke, spannte sämtliche Muskeln an, holte tief Luft und hechtete in den schmalen Graben vor der Hüttenwand. Seine Hände und Knie sanken anderthalb Fuß tief in den Schnee. Er zog sie sofort wieder heraus, kroch so schnell er konnte zur Rückseite der Hütte und rechnete damit, jeden Moment von einem Pfeil getroffen zu werden.
    Er war nicht sicher, doch er meinte, während seines Sprungs mindestens einen Schuss gehört zu haben. Er machte sich nicht die Mühe nachzusehen, ob ein weiterer gefiederter Bolzen in der Hüttenwand steckte. Allerdings hörte er jetzt Stimmfetzen. Ein Mann, der etwa dreißig Schritte von ihm entfernt stehen musste, erteilte Befehle in einer ihm unbekannten Sprache.
    Bowbaq erreichte das Ende des kleinen Grabens. Seine Kleider waren an Knien und Ellbogen durchnässt, und die Gelenke steif vor Kälte. Den anderen Körperteilen erging es nicht besser. Er hob den Kopf, spähte über den Rand und sah sich rasch um. Zwei Männer kamen aus unterschiedlichen Richtungen auf ihn zugerannt. Der eine hielt eine kleine Lanze in der Hand, der andere ein Krummschwert. Sie waren von Kopf bis Fuß in Felle gehüllt, schienen aber durch die unförmige Kleidung nicht in ihren Bewegungen eingeschränkt. An ihren Füßen waren mit geflochtenen Riemen bespannte, zu einem Oval gebogene Ruten befestigt, wie sie Arkarier aus Tolensk trugen. Mit diesen Schuhen konnten sie sich trotz des tiefen Schnees gut fortbewegen.
    Bowbaq sah seine Überlebenschancen schwinden. Er beschloss, aufs Ganze zu gehen, schnellte hoch und rannte los. Zur Koppel war es nicht mehr weit.
    Ein stechender Schmerz fuhr ihm in die linke Schulter. Ein Bolzen aus der Armbrust eines dritten Mannes hatte ihn getroffen. Mit dem Mut der Verzweiflung kletterte er über den Balken, ließ sich auf der anderen Seite des Zauns fallen und spurtete über die Koppel auf das Gatter zu. Wos erwartete ihn voller Ungeduld.
    Bowbaq rechnete damit, sich jeden Moment einen weiteren Pfeil einzufangen oder auf einen seiner Feinde zu stoßen, der ihm den Weg abschnitt. Eilig schob er das Gatter auf und lief zu dem Pony, um sich auf dessen Rücken zu schwingen.
    Aber Wos hatte eigene Pläne. Kaum war der Spalt groß genug, zwängte er sich hindurch, preschte davon und ließ Bowbaq stehen, allein und hilflos. Ungläubig sah er zu, wie das Tier um die Hütte herumgaloppierte und seine verzweifelten und wütenden Rufe ignorierte.
    Dieser Dummkopf floh noch nicht einmal in die richtige Richtung.
    Wos schien an dem Mann mit der Lanze vorbeizugaloppieren. Im letzten Moment warf er sich herum und trat kräftig aus. Der überraschte Angreifer wurde von zwei schweren Hufschlägen des Riesenponys zu Boden geschleudert. Um die Sache zu Ende zu bringen, trampelte Wos noch einen Moment lang auf ihm herum, dann warf er den Kopf hoch und galoppierte auf den zweiten Mann zu.
    Die ersten Schreckdezillen hatten Bowbaq gelähmt, doch nun setzte er sich ebenfalls in Bewegung. Er rannte zurück über die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher