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Die Magier 01. Gefährten des Lichts - Six héritiers (Le Secret de Ji, Bd. 1)

Titel: Die Magier 01. Gefährten des Lichts - Six héritiers (Le Secret de Ji, Bd. 1)
Autoren: Pierre Grimbert
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Leiche und hob sie an, um sie umzudrehen. Ein widerwärtiges Knacken war zu hören, als sich die steifen Glieder vom Boden lösten. Er wollte lieber nicht darüber nachdenken, woher diese Geräusche stammten.
    Er hatte es eilig, von dem Toten wegzukommen, und durchsuchte ihn hastig, fand aber nichts, was ihm weiterhalf. Der Mann schien nichts Ungewöhnliches bei sich zu tragen, abgesehen von einem roten Gewand und einem Dolch, wie sie auch der andere mit der Armbrust besessen hatte. Diesem wandte sich Bowbaq jetzt zu.
    Mir hatte sich offensichtlich an seinem Opfer satt gegessen. Diesmal konnte er den Brechreiz nicht unterdrücken, und er übergab sich, bis sein Magen leer war. Dem Toten fehlte ein Arm, und ein Großteil seiner Rippen lag frei. Mit Mühe und Not riss sich Bowbaq zusammen und durchsuchte die unversehrten Taschen des zerfetzten Gewandes.
    Diesmal hatte er mehr Glück. Seine Hand ertastete ein blutgetränktes Pergament, das er vorsichtig herauszog. Es war mindestens sechs Mal gefaltet, doch auch als er es glättete, konnte er nicht viel damit anfangen. Bowbaq gelang es nicht, die wenigen Schriftzeichen zu entziffern, die von dem Blutfleck verschont geblieben waren, was allerdings auch daran liegen mochte, dass er nicht lesen konnte. Er gab auf und setzte die Suche fort.
    Als er die Beinkleider ausschüttelte, fiel eine Phiole heraus, die bis zur Hälfte mit einer übel riechenden Flüssigkeit gefüllt war. Eine Droge?
    Gift?
    Bei diesem Gedanken lief ihm ein Schauer über den Rücken. Was, wenn der Bolzen vergiftet gewesen war?
    Dann wäre er längst tot. Doch vielleicht setzte die Wirkung erst später ein, oder seine Kleider hatten einen Großteil der tödlichen Substanz aufgesogen.
    Er würde es nie erfahren, es sei denn, er starb innerhalb der nächsten Tage. Er schüttete die Flüssigkeit in den Schnee und bedeckte den Toten mit dessen Kleidern.
    Die Untersuchung der dritten Leiche brachte nichts Neues. Wie bei den anderen fand er einen Dolch und ein scharlachrotes Gewand. Die Männer gehörten offenkundig zu irgendeiner Organisation, kriegerischen Bande, religiösen Sekte oder ähnlichem.
    Er musste den Tatsachen ins Auge sehen, auch wenn es ihm schwer fiel.
    Die Männer waren nur aus einem einzigen Grund gekommen: um ihn zu töten. Ihn, und vielleicht auch seine Familie.
    Zwei Eigenschaften unterschieden Bowbaq von den meisten anderen Menschen: erstens seine Fähigkeit, die Gedanken der Tiere zu lesen - er war ein Erjak. Allerdings besaßen viele Arkarier diese Gabe, und selbst bei einigen Fremden war sie entdeckt worden.
    Die zweite Eigenschaft war vermutlich die ausschlaggebende: Er war ein Erbe von Ji.
    Bowbaq war ein Nachkomme des Weisen Moboq, in vierter Generation. Nachdem er alle anderen Möglichkeiten ausgeschlossen hatte, blieb nur noch diese eine übrig:
    Man hatte versucht, ihn zu töten, weil sich sein Ururgroßvater im vergangenen Jahrhundert auf ein rätselhaftes Abenteuer eingelassen hatte, das inzwischen fast völlig in Vergessenheit geraten war.
    Er durfte keinen Moment zögern. Bowbaq musste seine Familie in Sicherheit bringen und die anderen Erben vor dem Schicksal warnen, das ihnen drohte!
    Sogleich begann er mit den Reisevorbereitungen und fragte sich, wie er zu Ispen gelangen sollte, wo der Gletscher ihm doch seit mindestens zwei Dekaden den Weg abschnitt. Dann fiel ihm ein, dass das Eis für Mir kein Hindernis war.
    Als er mit dem Packen fertig war, nahm er all seinen Mut zusammen und legte die Leichname und die Habseligkeiten der drei Männer auf einen Haufen. Er goss Öl darüber und zündete das Ganze an. Nach kurzem Zaudern warf er auch das blutige Pergament in die Flammen. Als Trophäe war es viel zu besudelt.
    In diesem Moment war Mir wieder da. Er war auf vier Ponys gestoßen, die in der Ferne an einen Baum gebunden waren. Bowbaq folgte ihm zu der Stelle, und den ganzen Weg über machte er sich Sorgen wegen der Anzahl der Tiere. Erleichtert stellte er fest, dass eins der Ponys als Lasttier diente.
    Die Durchsuchung der Satteltaschen erbrachte nichts Neues, denn er fand nichts als warme Kleidung und die nötige Ausrüstung für einen Mehrtagesritt in einem kalten Land. Bowbaq band die Ponys los, führte sie zu der Koppel und sandte ihnen den ganzen Weg über beruhigende Gedanken zu, da sie die Gegenwart des Löwen nervös machte. Vor seiner Hütte schnallte er ihnen das Gepäck ab und sortierte es rasch. Einen Großteil der Gegenstände warf er ins Feuer und behielt
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