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Die Magier 01. Gefährten des Lichts - Six héritiers (Le Secret de Ji, Bd. 1)

Titel: Die Magier 01. Gefährten des Lichts - Six héritiers (Le Secret de Ji, Bd. 1)
Autoren: Pierre Grimbert
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besser nicht getan.
    Doch kann man ein Geheimnis für immer wahren?
    Dieses Jahr findet wieder eine Zusammenkunft statt, und bis zum Tag der Eule sind es nur noch drei Dekaden. Dieses Jahr ist mein fünfzehntes, und man wird mich auf die Insel bringen.
    Alle, die zur Insel gefahren sind, waren nach ihrer Rückkehr verändert. Nicht mehr so unbeschwert, ernsthafter und seltsam traurig.
    Eigentlich möchte ich das Geheimnis gar nicht kennen, doch ich möchte in den Kreis der Erben aufgenommen werden. Ich möchte meine Freunde wiedersehen, die für mich wie Cousins und Cousinen, Onkel und Tanten sind. Ich möchte Tiramis und Yon, ihre Nachkommen und meine verstorbene Mutter ehren.
    In drei Dekaden findet die Zusammenkunft der Erben statt, und ich werde zur Insel fahren.

ERSTES BUCH
    WEGE NACH BERCE
    Bowbaq wachte auf, ohne einen Laut von sich zu geben. Er hielt die Augen noch eine Weile geschlossen, bevor er sie widerstrebend aufschlug. Es war dunkel, und der Morgen lag noch in weiter Ferne. Er zog seine Decken und Felle über sich, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und streckte sich aus.
    Wos war unruhig; Bowbaq hörte das Tier aufgeregt in der Koppel hin und her traben. Wahrscheinlich hatten sich Wölfe wieder einmal zu nah an die Hütte herangewagt. Er überlegte aufzustehen, beschloss dann aber, lieber im Warmen zu bleiben. Wos war schon immer viel zu ängstlich gewesen, und die Wölfe waren nicht mutig oder hungrig genug, um ein ausgewachsenes Steppenpony anzugreifen.
    Bowbaq wälzte sich im Bett herum. Seine Frau fehlte ihm. Wie in den Jahren zuvor war Ispen mit den Kindern zu ihrem Klan gezogen, um dort die Zeit der Schneefälle zu verbringen. Wie jedes Mal war er anfangs froh über die wiedergewonnene Freiheit gewesen, doch nach einigen Dekaden machte ihm die Einsamkeit zu schaffen. Vielleicht sollte auch er seinen Verwandten einen Besuch abstatten? Inzwischen war es zwar zu spät, um Ispen zu folgen, doch sein eigenes Heimatdorf lag nur wenige Tagesreisen entfernt.
    Wos wieherte. Was für ein Quälgeist! Wenn Bowbaq an die vielen Male dachte, wo sich der stolze Herr Wos zu fein gewesen war, einen Schlitten zu ziehen und nichts anderes im Kopf gehabt hatte als abenteuerliche Ausritte! Ein schöner Abenteurer war er!
    Mit einem Seufzer beschloss Bowbaq, nach dem Tier zu sehen. Unwillig schob er die Decken beiseite und trat zur Feuerstelle.
    Die Glut war noch nicht erloschen, er hatte also nur wenige Dekanten geschlafen. Trotzdem war die bittere Kälte bereits in die Hütte gekrochen, und der Wind, der durch die schmalen Ritzen der Wände pfiff, zeugte davon, dass es draußen noch viel kälter war.
    Bowbaq legte einige Scheite nach und schürte das Feuer. Bevor er aus dem Haus ging, zog er sich umständlich mehrere Pelze über, ohne die Bänder festzuknoten. Dann griff er nach seinem Stock und zog die Tür einen Spalt auf.
    Eisige Kälte schlug ihm ins Gesicht. Die Nacht war still, und der Schneesturm der letzten Tage hatte sich gelegt. Er zog die Tür hinter sich zu und stapfte um die Hütte herum zur Koppel. Es war fast taghell. Der Vollmond stand hoch am Himmel, und sein Licht spiegelte sich im makellosen Weiß der Landschaft.
    Trotz seiner Größe kam Bowbaq im tiefen Schnee nur mühsam voran, und es dauerte mehrere Dezillen, bis er am Gatter angelangte. Das Pony erwartete ihn bereits ungeduldig. Es scharrte mit den Hufen und redete drauflos, sobald er in Sichtweite war.
    ›Fremde uns jagen. Fremde kommen. Uns jagen. Fremde. Mehrere. Kommen uns jagen. Fremde. Mehrere.‹
    Auf den letzten Schritten rieb sich Bowbaq müde die Augen. Für ein Herdentier besaß Wos wirklich erstaunliche Fähigkeiten. Nur selten konnte sich ein Pony so gut ausdrücken. Doch es fehlte ihm an der Ruhe und Gelassenheit der Raubtiere, und seine Worte kamen oft als unverständlicher Gedankenwirrwarr bei Bowbaq an.
    Der Mann hob den Kopf, schaute dem Tier tief in die Augen und erreichte seinen Geist, wie er es schon so oft getan hatte. Dann sprach er zu Wos, ohne dass ein Wort über seine Lippen kam, und übermittelte ihm seine Gedanken. Bowbaq bemühte sich, einfache Worte und Begriffe zu wählen, die das Pony verstehen konnte. ›In Sicherheit. Fremde schwach. Haben Angst vor uns.‹ Dann beschwor er gedanklich das Bild eines Wolfs herauf und schickte es dem Tier. ›Fremde klein. Wir groß.‹
    Wos bäumte sich auf und schlug ein paar Mal nervös aus. Er ließ sich weder durch Bowbaqs Streicheleinheiten noch durch Worte
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