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Die Maetresse des Kaisers

Die Maetresse des Kaisers

Titel: Die Maetresse des Kaisers
Autoren: Susanne Stein
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Karim, »das Kind lebt.«
    Friedrich warf ihm einen Blick zu, in dem sich Angst, Hoffnungslosigkeit und Trauer mischten. Noch nie hatte Manfred in den Augen eines Mannes so viel Leid und Verlorenheit gesehen, und er wandte das Gesicht ab, weil er es nicht ertragen konnte.
    »Und Bianca?«, flüsterte Friedrich
    Karim hatte sich längst über sie gebeugt und wie bei Konstanze versucht ihr das Salzwasser aus dem Körper zu pressen, doch Bianca lag leblos im Sand, und sosehr er sich auch mühte, ihr Atem setzte nicht wieder ein. Er gab nicht auf und drückte seine Hände auf ihren Brustkorb, und Friedrich küsste ihre Finger und murmelte zärtliche Worte.
    »Karim«, bettelte er, »sie darf nicht sterben. Bianca ist die einzige Frau, die ich je geliebt habe. Du musst sie retten.«
    Karim hatte keine Zeit zu antworten. Er bog Biancas Kopf nach hinten, öffnete ihren Mund, drückte seinen auf ihren und presste in regelmäßigen Abständen Luft in ihren Körper.
    Stumm sahen die Männer zu, und in den Augen des Kaisers sammelten sich Tränen.
    Und plötzlich hob sich ihre Brust, Bianca schnappte hörbar nach Luft und dann spuckte auch sie das Meerwasser in den Sand. Sie hustete und würgte, doch sie hatte zu atmen begonnen und öffnete die Augen. Manfred lachte und schlug dem erschöpften Karim beifällig auf den Rücken. Er wollte seiner Schwester etwas sagen, doch der Kaiser hatte sie fest in die Arme genommen, und die Männer sahen, dass seine Schultern bebten.
    Manfred half Karim auf die Beine, und sie ließen Bianca und Friedrich allein.
    »Wo ist Johann von Brienne?«, fragte Karim mit zusammengebissenen Zähnen.
    Manfred sah ihn verständnislos an. »Johann von Brienne? Ihr meint, der alte Mann war der Schwiegervater des Kaisers?«
    Karim nickte. In solchen Momenten hatte er einen grausamen Zug um den Mund, und Manfred beneidete niemanden, der den Sarazenen zum Feind hatte.
    »Ich fürchte, er ist mit dem Ruderboot entkommen«, sagte Manfred.
    »Hoffen wir, dass ihn das Meer verschlingt.«
    »Selbst die See ekelt sich vor diesem Abschaum.«
    »Er wird seine Strafe bekommen«, prophezeite Karim. »Früher oder später.«
    Karim nahm Konstanze auf den Arm, und Manfred beugte sich zu Konrad. Der Junge war verschreckt und müde, doch körperlich unversehrt, und auch Konstanze würde wieder gesund werden, brauchte aber dringend Schlaf.
    Manfred betrachtete den Strand, und erst jetzt spürte er die Kälte, die durch seine nasse Kleidung drang.
    »Ihr braucht alle etwas Trockenes zum Anziehen«, sagte Karim und suchte in dem Pferdewagen der Entführer nach Decken.
    Friedrich hatte Bianca in seine Arme genommen und trug sie vorsichtig über den Sand.
    Manfred drehte sich zu Karim und stellte endlich die Frage, die ihm schon die ganze Zeit auf den Lippen lag: »Woher wusstet ihr, wo wir sind?«
    Karim lächelte. »Bianca hatte offenbar gleich die richtige Ahnung. Sie war fest davon überzeugt, dass wir die Kinder nicht im Palast finden würden. Wir haben ihr nicht geglaubt. Doch dann entdeckten wir den verletzten Erzieher. Es war sein Blut, das auf den Boden getropft war und Bianca in Angst und Schrecken versetzt hatte.«
    »Und er hat Johann von Brienne erkannt?«
    »Nein. Der alte Mann hätte es niemals gewagt, den Palast zu betreten. Aber seine Schergen waren so dumm, dem Erzieher einen Gruß ihres Auftraggebers zuzuflüstern, bevor sie ihn niederschlugen. Vermutlich waren sie sich sicher, dass der Schlag tödlich sein würde.«
    Manfred nickte. »Ich verstehe. Aber wie habt Ihr genau diese Stelle an der Küste gefunden?«
    »Nun, es gibt nicht viele Möglichkeiten, von der Stadt an die Küste zu gelangen. Wir sind wie Bianca der Straße gefolgt.« Karim sah Manfred mit seinen dunklen Augen ernst an. »Ihr habt Eurer Schwester und Eurer Nichte das Leben gerettet. Ohne Euch wären beide ertrunken. Friedrich wird Euch das nie vergessen.«
    Manfred zitterte trotz der wärmenden Decke. Er schüttelte den Kopf. »Bianca verdankt ihr Leben allein Eurer ärztlichen Kunst. Hoffen wir, dass jetzt alles gut wird.«
    »Hoffen wir es«, murmelte Karim und warf einen letzten Blick auf den Kaiser und Bianca.

S ie stand vor der Voliere und betrachtete die Falken. Das Buch, das sie vor langer Zeit zusammen mit Karim begonnen hatte, war ein gutes Stück vorangekommen, aber noch längst nicht vollendet. Die Kapitel über Paarung und Aufzucht der Jungen hatten sie gerade erst begonnen, und auch die Einzelheiten über die Beizjagd mussten
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