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Die Maetresse bis Martini

Die Maetresse bis Martini

Titel: Die Maetresse bis Martini
Autoren: D Chriffie
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zerrupfte das Huhn mit Soße auseinander. Dann sah es wenigstens gegessen aus. Nach dem Dessert hätte er sich ohnehin eine weitere Portion aus der Küche kommen lassen.
    „Keinen Wein für die Kinder!“, ordnete Friedrich an und ließ auch seiner Frau nur ein Glas einschenken. Karl wurde wütend, unterdrückte aber einen Protest, der zu nichts geführt hätte. Für einen Moment sah es aus, als ob Antonia sich gegen ihren Mann auflehnen würde, doch dann presste sie die Lippen zusammen und schwieg.
    Der alte Fürst ließ sich über das grässliche Wetter, die fürchterliche Küche und die durchschnittliche Ernte aus. Während Friedrich seinen Zweitgeborenen Friedhelm wegen seiner schlampigen Kleidung herunterputzte, schäkerte Karl ungeniert mit Tantchen, die ihm spielerisch mit der Gabel drohte. Eine weitere Tirade über die Widrigkeiten der Herrschaft folgte, so dass Karl ein Gähnen unterdrücken musste. Endlich kam der Vater zu dem wichtigen Teil und teilte seinen Söhnen mit, dass sie ab sofort sonntags die Messe im Dom zu Hochheim zu besuchen hatten. Erst nach der Weihnachtsmesse genehmigte er ihnen eine Pause. „Außerdem erwarten Wir von unseren Erben, dass sie sich bis Martini für eine Ehefrau entscheiden, die Wir ausgesucht haben.“ Auffordernd sah Friedrich seine Frau an. Diese nickte zustimmend, dafür protestierte Friedhelm lautstark: „Wenn die Türken unser Land bedrohen, denkt Ihr nur an Heirat und Erben. Wo bleibt Eure Pflicht gegenüber Gott?“
    „Papperlapapp! So reden nur Kinder!“, polterte der Fürst los. „Wer setzt Ihm solchen Unsinn in den Kopf? Die erste Pflicht eines Fürsten ist, für Nachkommen zu sorgen. Wir haben zwei Söhnen, und Ihr, Friedhelm? Habt Ihr Heiratspläne?“
    Errötend senkte der Angesprochene seinen Blick und verstummte. Karl war überrascht. Friedhelm konnte sich doch für etwas begeistern, auch wenn der Kampf gegen die Türken für ihn zu weit weg war. Das Klang wie Kreuzzug und mit der Kirche hatte er es wirklich nicht so. Wartete Friedrich auch auf seinen Widerspruch? Da konnte der Kauz lange warten!
    „Ihr habt keine Meinung, werte Gemahlin?“
    Karl sah von Mutter zu Vater und erkannte, dass das ein Spiel seines Vaters war. Aber Antonia hielt ihn auf Distanz und blieb die leidende Fürstin. Karl grinste Friedhelm an. Hatte der das Spiel auch durchschaut?
    „Karl, nach dem Essen in die Bibliothek! Er grinse nicht in Unserer Anwesenheit!“, donnerte Friedrich.
    „Ihr Diener, mein Fürst!“, meinte Karl spöttisch und blickte seinem Vater in die Augen. Vor dem alten Kauz hatte er keine Angst mehr. Was sollte der ihm schon tun?
    Mit einem gotteslästerlichen Fluch hob Fürst Friedrich die Tafel auf, bellte seinen Kammerdiener und den Haushofmeister Gampert zu sich und verließ den Mittagsraum. Aufatmend sank Antonia gegen die Lehne und fiel in Ohnmacht, so dass ihre herbeigerufenen Hofdamen sie in ihre Gemächer trugen. Friedhelm würdigte Karl keines weiteren Blickes, sondern begab sich sofort in den Garten, um dort weitere Naturstudien zu treiben. Was auch immer er darunter verstand! Nur Tante Gertrud war heiter und freute sich, dass Karl sie in ihre Zimmerflucht brachte, damit sie dort ausruhen konnte. Sie erzählte ihm wirr aus ihrer Jugend und dem Krieg, der 30 Jahre gedauert hatte. Geduldig hörte Karl ihr zu und warf ab und zu ein paar Bemerkungen ein. Sie war so liebenswürdig und gutmütig, dass ihn wunderte, wie sie mit seinem Vater, ihrem Bruder, auskam.
    Anschließend ließ er sich von Reinhard ein warmes Huhn mit Soße und Gemüse in die Bibliothek bringen und ging vor dem großen Gartenfenster hungrig auf und ab. Bis das Essen kam, hatte er Zeit, seinen genialen Plan zu schmieden.
    In den Regalen zu seiner Linken standen die unterhaltsamen Bücher, rechts befanden sich die Verwaltungsvermerke und Urkundenlisten. Wenn ihn nicht alles täuschte, war jeglicher Grundbesitz Hochheims in einem Band verzeichnet. Drei weitere Bände enthielten Pachtverträge, die Bürger mit seinem Vater geschlossen hatten. Wenn Katharina fronte, hatte sie eine Pacht. Karl zog das Inventar hervor und schlug nach Bedächtig ging er den letzten Band durch, weil sein Vater dort auch die erneuerten Pachtverträge aufgelistet hatte. So kauzig der Alte oft war, so ein Pedant war er auch. Da stand er! Katharina hatte ihren Mann Hans beerbt und fronte mit vier Tagen, wenn sie kein Bargeld zahlen konnte. Der Acker war relativ klein, reichte aber für vier Personen und lag
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