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Die Maetresse bis Martini

Die Maetresse bis Martini

Titel: Die Maetresse bis Martini
Autoren: D Chriffie
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brauchte, um die Witwe zu Fall zu bringen. Gespannt lauschte er den Schritten im Treppenhaus: Gamperts Schuhe klapperten unregelmäßig, ihr Schritt war leiser und müde.
    Das Spiel hatte begonnen. Gampert entfernte sich wieder und Karl hörte ein zaghaftes Klopfen. Doch die Witwe musste warten, denn das steigerte ihre Angst. Erst als er selbst unruhig wurde, rief er sie herein.
    Furchtlos trat sie ein, schloss die Tür hinter sich, knickste tief und stellte sich dann stumm hin. So ging das nicht! Nur ihre Umrisse waren auszumachen.
    „Komme Sie näher!“, befahl Karl rau. Wenn er ihr Gesicht nicht sah, war ihre Unterwerfung nicht gelungen. „Ins Licht.“
    Katharina trat näher, obwohl ihre Angst sie fast erdrückte, bis der Kerzenschein ihr Gesicht erhellte. Da sie den ganzen Tag über gearbeitet hatte, war sie müde und wollte nur schlafen. Aber ihre Haut hatte in der kalten Herbstluft eine rosige Färbung angenommen, die Karl anzog. Ihr Anblick war eine Wonne für seine Augen. Das einfache blaue Kleid hatte ein enges Mieder, das ihren Busen zur Geltung brachte und ihre Haut schimmern ließ. Ihre Haare waren hochgesteckt. Das Schultertuch gegen die Abendkälte trug sie zusammengelegt in der Hand. Die Lippen presste sie fest zusammen, während ihr Blick seine Gestalt in der Dunkelheit suchte. Sie war so stolz und so schön!
    Zitterte sie? Nein! Karl war erstaunt. Doch dann bemerkte er, wie sie ihre Linke immer wieder zur Faust schloss und öffnete. Sie war ängstlich und er genoss seine Überlegenheit. Noch wenige Sekunden, dann gehörte sie ihm.
    „Weiß Sie, wie hoch die Schulden Ihres Mannes sind?“
    Katharina hasste diese scheinbar samtene Stimme, die Liebe verhieß und ihr grausam mitspielte. Aber sie zwang sich zu einer Antwort: „Nein.“
    „Es sind mehr als hundert Goldmünzen, die Ihr Mann verspielt hat.“
    So viel! Das war der Lohn einiger Jahre gewesen. Am liebsten hätte sie geschrieen oder geweint. Doch sie stand nur da und starb innerlich.
    „Nun?“
    Er quälte sie! So hatte jeder in der Stadt den jungen Fürsten geschildert: rücksichtslos, gnadenlos, eigensüchtig. Was wollte er von ihr?
    Katharina räusperte sich und sagte dann hastig: „Ich habe ein Geschäft und arbeite hart. Ich werde Euch das Geld zurückzahlen“-
    Karl hämisches Lachen unterbrach ihre Rede: „Bettelt Sie um Schonung? Dann gehe Sie auf die Knie!“
    Sie hob den Kopf in seine Richtung und sah ihn mit großen Augen an. Darin konnte man ertrinken! Er hatte sie so weit, sie hatte verloren und ergab sich nun.
    „Ich bettle nicht.“ Bildete sich der junge Fürst ein, dass sie vor ihm auf die Knie ging? Das tat sie nur in der Kirche. Vor so einem Jüngling -
    „Keine Schonung?“ Er glaubte es kaum – die Witwe widersetzte sich wieder.
    „Ich bezahle die Schulden. Bald.“
    „Wir bestehen auf einer sofortigen Rückzahlung. Ansonsten pfänden wir morgen Haus und Geschäft.“
    „Das könnt Ihr nicht tun!“ In ihren Augenwinkeln bildeten sich Tränen. „Meine Mutter ist krank.“
    „Es liegt an Ihr.“ Ging sie jetzt endlich in die Knie? „Sie wird für ein Jahr von Martini bis Martini meine Mätresse. Dann verzichten wir auf die Rückzahlung der Schuld.“
    „Das könnt Ihr nicht verlangen!“ Ihre Stimme versagte.
    „Entweder die Straße oder meine Mätresse. Wählt!“ Jetzt hatte er sie in die Enge getrieben. Er war gespannt wie ein Bogen auf ihre Antwort.
    Katharina rang nach Luft. Sollte sie auf sein unverschämtes Angebot eingehen? Sie musste an Kunigunde und Marie denken. Was war wichtiger, Ehre oder Familie?
    „Nun?“, drängte er.
    Was war eigentlich so schlimm daran, ein Jahr gegen Schuldenfreiheit zu opfern?
    „Ich bin Eure Mätresse von Martini bis Martini.“
    Sie war sein! Ein triumphierendes Gefühl brauste durch Karls Adern. Erster Sieg! Er trat näher, bis er dicht vor ihr stand und sie zu ihm aufblicken musste. Trotz las er in ihren Augen, Abwehr und Verachtung. Aber sie war in seiner Hand.
    „Ein Pakt wird besiegelt.“, meinte er süffisant und legte einen Finger unter ihr Kinn. „In zwei Tagen unterschreibt Sie den Pakt. Sie wird für ihr Geschäft und ihre Mutter sorgen und in einer Woche sich wieder hier im Schloss einfinden.“
    Ihr Ja war nur ein Hauch.
    Trotzdem wollte er seinen Sieg über sie kosten. Langsam senkte er seinen Kopf.
    „Was wollt Ihr?“ Ihre Stimme zitterte. Berauscht von seiner Macht über sie genoss er ihre Hilflosigkeit. Er war ihr zukünftiger Herrscher –
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