Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Maetresse bis Martini

Die Maetresse bis Martini

Titel: Die Maetresse bis Martini
Autoren: D Chriffie
Vom Netzwerk:
Freunden den Weg hinauf geritten und erkundigte sich nach der Lese.
    „Wie weit ist er, Meister Martin?“
    Martin verbeugte sich tief und zeigte dem Fürsten den ersten geernteten Weinberg. „Hier haben wir schon die Trauben geschnitten. Sie sind sehr gut, süß und saftig, so dass sie einen leichten Tafelwein ergeben werden. Heute ernten wir den östlichen Teil.“
    „Nicht wahr, meine Herren, das klingt erfreulich!“, wandte sich der alte Reichsritter Beifall heischend an seine Freunde. „Der Weinberg ist eine gute Anlage gewesen. Schneid er ein paar Trauben ab, damit wir die Süße kosten können.“
    Rasch schnitt Martin mehrere Trauben ab und reichte sie den Herrschaften. Die Adeligen, in jagdgrüne Samtjacken gekleidet, probierten zuerst vorsichtig die Früchte. Sobald die erste Süße die verwöhnten Gaumen zufrieden gestellt hatte, verschlangen sie den Rest. Der alte Ritter Ferdinand sah forschend in die geröteten Gesichter und war mit sich und seiner Welt im Reinen. Hier draußen konnte er seine Sorgen hinter sich lassen.
    „Meister Martin, finde er sich heute Abend bei mir im Schloss ein. Wir brauchen ausgesuchte Trauben für die Damen und das Dessert.“
    Höflich verabschiedete Martin die hohen Herren und machte mehrere Bücklinge, bis sie verschwunden waren. Eigentlich hatte er sich auf einen erholsamen Abend gefreut. Doch daraus wurde heute nichts. Die Damen und Herren wollten unbedingt frische Trauben haben! Als ob er nichts zu tun hätte! Es war anstrengend genug, für alles im Weinberg verantwortlich zu sein und auf die Männer und Frauen während der Lese zu achten. Plötzlich hielt er inne in seinen Gedanken und sah erneut zu Katharina hinauf. Wenn er heute Abend im Schloss einen Wunsch aussprechen durfte, dann sollte er um die Heiratserlaubnis für sie beide bitten. Es wäre die perfekte Gelegenheit.
    Katharina erkannte schon an Theresas Haltung, dass diese wieder einmal düstere Gedanken brütete. Wie lange würde es dauern, bis ihre Nachbarin keifend vor ihr stand und ihr Prügel androhte? Seit Jahren empfand Katharina mehr Mitleid als Ärger, wenn sie die Frau sah, deren Träume von einem glücklichen Leben Stück für Stück buchstäblich zerflossen waren. Zuerst hatte Theresa zwei Kinder bei der großen Überschwemmung verloren, dann stand ihr Laden vier Wochen unter Wasser, das nächste Kind kam tot zur Welt und schließlich ertrank ihr Mann in der Furt, als er eine Familie aus den Fluten retten wollte. Nun war Theresa allein und sehnte sich nach einer Familie. Ein, zwei Kinder konnte sie noch haben. Aber da viele Männer munkelten, dass alle Gute unter ihren Händen zerflösse, bemühte sich keiner mehr um sie.
    „Katharina!“ Wieder holte sie die kratzige Stimme des Pflegers aus ihren Träumen. Eilig raffte sie ihren Rock und stieg die letzten Meter zum schmalen Trampelpfad hoch. Staub wirbelte unter ihren abgenutzten Schuhen hoch, so dass sie niesen musste. Mittlerweile hatte die Sonne den Zenit erreicht und tauchte wahrscheinlich zum letzten Mal in diesem Spätsommer die Erde in eine schier unerträgliche Hitze. Katharina fühlte sich ausgedorrt und war völlig verschwitzt. Die anderen Arbeiter bildeten eine Schlange, um ihre Körbe in den Wagen zu leeren, und sie stellte sich hinten an. Die Verschnaufpause tat ihr gut. Vielleicht hatte die alte Bärbel noch Wasser. Endlich war ihr Korb ausgeleert und Bärbel drückte ihr einen Becher mit Wasser in die Hand. Katharina dankte leise und trank Schluck um Schluck. So musste das Paradies schmecken! Die anderen lachten und scherzten, stärkten sich mit Brot und Wasser.
    Plötzlich fuhr sie herum, weil sie bohrende Blicke in ihrem Rücken gespürt hatte. Wer konnte das sein? Paul und Kilian waren zu jung, Frieder zu alt und Philipp zu verheiratet. Nur einer stand etwas abseits und hatte seine Augen ganz auf sie gerichtet: Martin, der Pfleger des Weinbergs. Vor Schreck fiel ihr fast der Becher aus der Hand, als sie seinen Blick wahrnahm. Das war doch nicht möglich!
    Seit Jahren war er freundlich zu ihr und sie hatte stets angenommen, das wäre aus Respekt vor ihrem verstorbenen Mann. Das machte die nächsten Tage schwerer, als sie gehofft hatte. Wenn sie seinen Blick richtig gelesen hatte, wollte er seine Werbung um sie aufnehmen. Nun war guter Rat teuer, wenn sie weiterhin eine Witwe bleiben wollte. Aber da Hans überall Schulden gemacht hatte, war Katharina froh, wenn sie jeden Monat ihren bescheidenen Gewinn sah, mit dem sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher