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Die Maetresse bis Martini

Die Maetresse bis Martini

Titel: Die Maetresse bis Martini
Autoren: D Chriffie
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umgehend alte Verpflichtungen erfüllte. Zum Glück wussten nur wenige Leute darüber Bescheid, so dass sie weiterhin den Schein wahren konnte. Trotz allem benötigte sie für ihren Haushalt auch Geld, auch wenn ihre Ehehalten Marie sehr sparsam war. Aber noch einmal ein Ehemann, der ihr die fehlenden Kinder vorwarf? Oder der vier mit in die Ehe brachte? Zum Glück bestand ihre Mutter Kunigunde darauf, dass Katharina sich diesen Schritt genau überlegte. Und auch die treue Ehehalten Marie zog es vor, ohne Hausherren zu wirtschaften. Zum Glück hatte Hans vor Jahren einen guten Pachtvertrag mit dem Fürsten Ferdinand geschlossen, so dass neben einem geringen Mietzins nur vier Tage Arbeit zur Weinlese anfielen. Der Acker hatte sie so manches Jahr über den Winter gerettet und sie dankte Gott jeden Sonntag für das fruchtbare Stück Land.
    „Los, wieder an die Arbeit!“, trieb Martin die Arbeiter an. Er wollte den Hang bis zum Abendläuten gelesen wissen. Katharina reichte Bärbel den Becher und schritt wieder zu ihrer Reihe hinab. Hier wirkte die Erde verbrannt und ausgelaugt. Doch der Schein trog: Eine bessere Lage als die Würzburger Seite gab es nirgendwo. Selbst bei einem schlechten Sommer trugen die Rebstöcke reichlich, so dass der Weißwein des Fürsten sich gut in andere Länder verkaufen ließ. Hätte Katharina genügend Geduld gehabt, so hätte sie selbst in ihrem Garten vier Weinstöcke für einen Hauswein gezogen. Die Mädchen fingen einen mehrstimmigen Choral an zu singen, die Männer fielen mit ihrem dunklen Bass ein. Ab und zu waren falsche Töne darunter, aber die Nachmittagssonne trug die fröhlichen Lieder hinunter ins Tal. Wenn die Mainschiffer die Lieder hörten, wussten sie, dass es bald wieder guten Wein gab. Hin und wieder summte Katharina mit, trotzdem lag das Messer zunehmend schwerer in ihrer Hand und sie musste beim Schneiden aufpassen. Traube um Traube wanderte in die Kiepe. Wenn sie sich bückte, verteilte sich das Gewicht des Korbes auf ihrem Rücken und entlastete Katharina für einen Moment. Doch gleich drückte er wieder und sie wollte nur noch aufhören. Wenn die Trauben zerplatzten, duftete es sofort nach Sonne und reicher Erde. Katharina liebte diesen Geruch. Bald, dachte sie, bald habe ich den ersten Tag hinter mir.
    Als die Abendglocke ertönte, hatte sie zweimal ihren Korb geleert. Jetzt musste sie nur noch ihre Lese abgeben, dann hatte sie den ersten Tag ihrer Fron geschafft. Um sich selbst eine Belohnung zu gönnen, schnitt sie die letzte Traube für sich ab und steckte sie in die Innentasche ihres Rockes. Dann wischte sie das Messer ab und schritt mit ihrer Last zum Wagen. Für Scherze war sie zu müde und so zupfte sie das Tuch zurecht, während sie wartete. Ein Kleid zu nähen war einfach gegen diese körperlichen Anstrengungen. Nachdem sie ihren Korb und das Messer abgegeben hatte, eilte sie nach kurzer Verabschiedung nach Hause.
    Die engen Gassen waren leer geworden, nur wenige eilten in die Marienkirche zur Abendmesse. Katharinas Schneiderei wurde für die Zeit der Fron notdürftig von Marie und dem jungen Lehrmädchen Mina geführt. Offenbar war das kleine Schaufenster schon mit zwei Herbststoffen und dunklen Litzen neu dekoriert worden. Mina war schon nach Hause gegangen und Marie klappte eben die Fensterläden zu.
    „Guten Abend, Rina.“, begrüßte die bucklige Marie ihre Herrin freundlich.
    „Guten Abend, Marie. Ich bin völlig erschöpft.“ Katharina schnupperte den kräftigen Eintopf, den Marie aufgesetzt hatte.
    „Kommt schon!“, drängte Marie und schob Katharina durch die alte Ladentür, die sie sofort schloss. „In der Küche ist warmes Wasser und ich habe eine gute Salbe gegen die Blasen an den Händen.“
    „Du bist ein Engel.“, meinte Katharina und betrachtete für einen Moment stolz ihr kleines Reich. In einem Regal lagen sorgfältig zusammengelegt die Stoffe, aus denen sie die bestellte Kleidung fertigte. An einem Haken hingen zwei fertige Kleider, die in den nächsten Tagen abgeholt und bezahlt werden sollten. Auf dem großen Tisch, der mitten im Raum stand, besprach sie mit den Kunden die Kleidung und schnitt dann die gewünschten Teile zu. Zum Nähen hatte sie den hinteren Teil hergerichtet: Auf der erhöhten Holzbank lagen weiche Sitzpolster und die Fenster hatte sie vergrößern lassen, damit mehr Licht hereinfiel. So im Dämmerlicht sah der Laden fast majestätisch aus. Doch wer genauer hinsah, fand nur wenig Auswahl.
    „Ja, ein Flügel
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