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Die Männer der Raumstation

Die Männer der Raumstation

Titel: Die Männer der Raumstation
Autoren: Hans Kneifel
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die allem gerecht wurde.
    Die Wissenschaftler wußten nichts, ahnten aber einiges.
    Die Wirklichkeit war:
    Das Projektil raste im Laserstrahl weiter und erreichte binnen zweier Tage eine Geschwindigkeit von 299 791 Kilometern in der Sekunde. Es erreichte also absolute Lichtgeschwindigkeit. Es entfernte sich in Richtung auf den Polarstern, alpha Ursae Minoris, dem Stern mit der Größe 2,12 über dem Nullpunkt der Größenklassenskala. Dann verschwand das Projektil.
    Es wurde genau 84 Stunden, 17 Minuten und 9 Sekunden später wieder entdeckt.
    Es bremste mit einer negativen Beschleunigung von nachher ermittelten 990 g in der Nähe des riesigen Schirmes. Es war in der Nacht, in der Jonson Greaves graues Haar bekam. Ein Schiff fegte hinaus und brachte das Projektil im Ladeschacht zurück. Nachdem man den Körper durch die Schächte in den Testraum zurückgebracht hatte, stellte man fest, daß nur wenig von der alten Ausrüstung enthalten war.
    Die Vermutung, daß sich jenes fremde Wesen für die Beförderungsmöglichkeit auf diese skurrile Art bedankt hatte, lag nahe. Aber – da Laser-Ozma so geheim war, daß nur wenige Menschen etwas davon wußten, drang nichts an die Öffentlichkeit.
    Jonson Greaves blieb auf dem Mond und wußte, daß er Jahre damit verbringen würde, die veränderte Inneneinrichtung des Projektils kennenzulernen. Er wußte, daß er das Geheimnis des Sternenflugs kennen würde, wenn er die letzte Gleichung niedergeschrieben hatte.
    Als er diese Aspekte bekanntgab und dann auszog, um die Alkoholvorräte des Kasinos aufzukaufen, wagten nicht einmal die Wachen einen Einspruch. Die Luftversorgungsanlage hatte tagelang zu tun, um die mit Alkoholdunst und Zigarettenrauch gesättigte Luft abzusaugen und gereinigt wieder dem Kreislauf zuzuführen.
    Nachdem der Kater mit Hilfe von Kaffee und Medikamenten besiegt war, ging man wieder an die Arbeit. Es galt, die neuen Dinge kennenzulernen, deren Funktion in irdische Normen zu übertragen, Baupläne und Funktionsschaltungen herzustellen und zu vergrößern und mit dem Bau des Sternenschiffes zu beginnen, sobald man das letzte Rätsel aufgespürt hatte. Greaves schätzte, als er vor der gesamten Belegschaft des Stützpunktes seine historische Rede gehalten hatte, die Entwicklungsarbeiten auf fünfzehn Jahre.
    Man konnte also damit rechnen, daß im Jahr 2404 das Sternenschiff starten konnte.
    Und so kam es, daß einige hundert Leute auf der Erde einen belegbaren Grund hatten, an die Existenz außerirdischer Lebensformen zu glauben. Sie konnten sich darauf berufen, daß ihre eigenen Erlebnisse Beweiskraft genug hatten. Sie wußten ebenfalls, daß diese fremden Wesen einen eigenen Kodex hatten, der sie irgendwie verpflichtete. Jonson Greaves aber schauderte, wenn er daran dachte, wie nahe er daran gewesen war, wahnsinnig zu werden. Er wachte nachts schweißgebadet auf, wenn er sich vergegenwärtigte, wie erbarmungslos und ausschließlich der Griff jenes fremden Geistes um seinen Verstand gewesen war und wie seine Gedanken schizophren nebeneinandergelaufen waren; drei Viertel unter Kontrolle und ein trauriges viertes Viertel beobachtend, aber unfähig, einzugreifen. Er kannte den Begriff Danaergeschenk, und er ahnte, daß die Fremden mehr waren, als es schien.
    Sie schienen die Menschen getestet zu haben.
    Sie bewegten sich durch den Weltraum und gaben einer Rasse das Rüstzeug, es ihnen nachzumachen.
    Sie regten also die Sternenschiffahrt an.
    Gleichzeitig verzögerten sie sie um rund fünfzehn Jahre. Es war klar, daß dies eine Probe war. Wie verhielt sich der Mensch, wenn er in das ihm nur wenig bekannte Reich der Fremden vorstieß? Wie sollte er sich verhalten, nach dem Willen der Fremden?
    Das fünfundzwanzigste Jahrhundert würde – und mußte! – einen neuen Typ des Menschen hervorbringen. Einen, der auf die Sternenschiffahrt zugeschnitten war in Gestalt, Überzeugung, Ausbildung, Ethik, Verständnisfähigkeit und Toleranz, in der gesamten Anlage.
    Homo sapiens coelestis? Space-man? Allmensch? Raummensch?
    Es kam nicht auf den Namen an, sondern auf den Träger dieses Namens. Wenn Jonson Greaves an die Forderungen dachte, die das All an jene neuen Menschen stellte, schlief er noch unruhiger.
    Das fünfundzwanzigste Jahrhundert, das mehr als die Träume kühnster Geister hervorgebracht hatte, würde für einen Teil seiner Mitbürger eine gezielte Evolution einrichten müssen. Oder sollte man alles dem Zufall überlassen?
    Jonson Greaves würde das
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