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Die Macht der Medusa

Die Macht der Medusa

Titel: Die Macht der Medusa
Autoren: Jason Dark
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Namen lautlos, und plötzlich wußten sie Bescheid.
    »Ja, sie war die, die uns gesehen hat – damals«, erklärte Miranda. »Die uns vor dem Teich warnte und natürlich auch vor dir, Medusa. Das haben wir nicht vergessen.«
    »Alles klar. Ich habe sie leider unterschätzt. Sie kam allein, um mich zu vernichten, aber sie hatte eine wahnsinnige innere Kraft und stemmte sich gegen die Magie der Schlangen für eine Weile an. So konnte sie ihr Wissen weitertragen.«
    »An wen gab sie es weiter?«
    »Ich kenne die Menschen nicht, doch ich spüre, daß sie gefährlich sind. Manchmal ist das Schicksal auch gegen mich, und ich merke, daß ich nicht allmächtig bin.« Sie deutete gegen den düsteren Himmel. Wie zufällig erklang in der Ferne wieder das Grollen. Es hörte sich schon bedrohlicher an. Das Unwetter näherte sich allmählich, und auch der Himmel hatte sich noch mehr zugezogen. Kein Windhauch bewegte mehr die Blätter. Es war unnatürlich schwül geworden, und das alte Wasser des Teichs stank wie die Pest.
    »Kommen sie?« fragte Alina.
    Medusa stimmte ihr zu. »Ja, sie kommen. Ich spüre, daß sie bereits in der Nähe sind.«
    »Und was willst du tun?«
    »Ich ziehe mich wieder in meine Welt zurück und werde erscheinen, wann ich es für richtig halte.«
    »Sollen wir mitkommen?« flüsterte Alina.
    »Nein, ihr bleibt hier. Das Wasser ist mein Revier. Ihr werdet die Augen offenhalten und zuschlagen, wenn ihr es für richtig haltet. Und denkt auch an eure Stärke. Aber zeigt euch nicht zu früh. Sie wollen mich, und sie werden an den Teich kommen. Mit euch rechnen sie vielleicht nicht, aber sicher ist es auch nicht.«
    Medusa hatte genug gesprochen. Sie drehte sich auf der Stelle herum und ging den Weg wieder zurück.
    Alina und Miranda starrten auf die Rückseite des alten Körpers. Sie war ebenso von der Verwesung erfaßt worden wie der vordere Teil. Nur die grünblauen Schlangen auf dem Kopf wehten wie Haare in die Höhe und tänzelten mit den Köpfen.
    So eine Gestalt durfte es nicht geben. Aber sie lebte trotzdem, und sie rutschte in das Wasser hinein, das schon in Ufernähe so tief war wie in der Mitte.
    Medusa tauchte ab. Sie wurde zu einem verschwommenen dunklen Fleck und war schließlich nicht mehr zu sehen.
    Trotzdem war sie für die Freundinnen vorhanden. Zugleich spürten sie die Bewegungen in ihrem Körper und sahen das Zucken der Schlangen unter ihrer Flaut.
    Dann gingen sie weg...
    ***
    Wir kämpften uns durch den dichten Wald. Okay, wir hätten es bequemer haben können, denn es existierte so etwas wie ein Pfad oder ein schmaler Wildwechsel, aber wir bildeten zu dritt einen Fächer, wobei wir Jane Collins den bequemeren Weg in der Mitte überließen, von dem sie auch nicht abwich.
    Suko ging rechts von ihr, ich links. Der Boden war für uns nicht zu sehen. Sehr dicht hatten sich hier die Pflanzen ausgebreitet, die mich manchmal an Drahtschlingen erinnerten, als sie sich um meine Knöchel legten.
    Ich schlitterte über Moos hinweg oder glitt auf feuchtem Humus entlang. Manchmal mußte ich Zweige zur Seite streifen, die peitschend wieder zurückschlugen.
    Mit meinem Schwert in der Hand kam ich mir vor wie ein Ritter, der sein Pferd und seinen Knappen verloren hatte und nun gezwungen war, sich allein durch ein feindliches Land zu schlagen.
    Menschenhand hatte hier wirklich nicht eingegriffen. Nichts war gesägt oder gefällt worden. Nichts abgeschnitten oder ausgerissen. Starke und mächtige Bäume hatten die kleineren verdrängt und sie mit ihren großen Kronen stark nach unten gebogen, so daß sie ein zweites, tiefer liegendes Dach bildeten, das Sonnenlicht filterten und auch die Außengeräusche dämpften, denn es herrschte in dieser grünen fleckigen Welt eine gespannte und auch bedrückende Stille. Wir sahen keine Tiere, wir entdeckten keine Vögel. Der Wald war ein schweigendes Refugium, das in sich lebte.
    Aber wir gehörten zu der normalen Welt. Immer wieder grollte es in der Ferne auf. Dem Klang nach zu urteilen, zog das Gewitter in unsere Richtung. Noch eine Viertelstunde oder höchstens eine halbe, dann würden die ersten Tropfen fallen.
    Die Luft stand.
    Jeder Atemzug war wie ein Trinken. Da füllte sich der Mund mit der Feuchtigkeit, die auch auf den Gräsern und Farnen klebte.
    Es würde für uns alles andere als ein Vergnügen werden, sich der Medusa zu stellen, aber es gab einfach keine andere Chance. Den Spiegel hatte Suko übernommen. Hin und wieder sah ich das Aufblitzen der
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