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Die Macht der Macht

Die Macht der Macht

Titel: Die Macht der Macht
Autoren: Reiner Neumann
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Alternativen bedeuten eine geringere persönliche Abhängigkeit von einer individuellen Beziehung. »Abhängigkeit« meint die Bedeutung dieser Beziehung für die erwartete Belohnung. Ebenso spielen hier intrinsische (beispielsweise Schüchternheit) wie extrinsische (zum Beispiel Lebensstil) Faktoren eine Rolle.
    Wenn also Person A annimmt, dass eine Person B über ausreichend Macht verfügt, und wenn diese Macht mit Ressourcen verbunden ist, die die Person anstrebt, dann wird Person A die Macht von Person B akzeptieren und sich in ihrem Verhalten nach den entsprechenden Anweisungen richten. Das Verhalten wird verstärkt werden, wenn die erwarteten Belohnungen eintreffen, die Macht wird in Frage gestellt, wenn die Belohnungen ausbleiben.
    Wenn der Mitarbeiter zum Beispiel befördert werden möchte, hat der Chef so lange Macht, wie er diese Beförderung beeinflussen kann. Auch der Mitarbeiter hat in dieser Situation eine gewisse Macht, schließlich muss der Chef irgendeinen Mitarbeiter auf den freien Posten befördern.
Macht »funktioniert« dann, wenn beide Beteiligte diese Macht anerkennen.
    Wenn A etwas hat und B es haben will, dann hat A Macht im Verhältnis zu B.
    Ohne die Akzeptanz seiner Macht sind Sanktionen des Chefs gegenüber dem Mitarbeiter wirkungslos.
    Je ungleicher die Macht in einer Beziehung verteilt ist, umso größer ist die Gefahr, dass Missbrauch stattfindet. Wenn der daraus entstehende Konflikt zu sehr eskaliert, wird sich entweder ein offener Machtkampf entwickeln, oder die machtlosere Partei wird sich der Situation entziehen.
    In formal definierten Konstellationen wie beispielsweise in einem Unternehmen ist die Ausprägung von Macht und Machtstrukturen meist größer als in informelleren Strukturen wie beispielsweise Freundesgruppen. Dafür sind in informellen Strukturen die Verbindungen der Akteure meist vielschichtiger und enger.
    In einem Unternehmen ist eine solche formale Hierarchie die klassische Abteilungsstruktur, informell ist dagegen beispielsweise die Beziehung in einem Projekt. Der Abteilungsleiter verfügt über formale Macht, über die Möglichkeit, Anweisungen zu geben, Belohnungen auszuteilen oder Abmahnungen zu schreiben. Projektleiter haben diese Möglichkeiten nicht. Ihre Macht begründet sich vorwiegend aus der Verantwortung für das Projekt und aus ihrer sozialen Kompetenz.
Die fünf Quellen der Macht
    So viel zur theoretischen Erklärung der Macht. Nun ist Macht aber nicht einfach da. Zu den Quellen der Macht haben die Sozialpsychologen French und Raven umfangreiche Untersuchungen angestellt und fünf Kategorien vorgeschlagen:
Legitime Macht leitet sich aus einer Institution oder Instanz ab, die von den Beteiligten als legitim und relevant akzeptiert wird. Ein Beispiel sind Polizisten. Aufgrund der Ihnen vom Staat verliehenen Macht verfügen Sie über weiterreichende Rechte als der Normalbürger. Oder denken Sie an Führungskräfte in einem Unternehmen. Aufgrund ihrer jeweiligen Einordnung in die Hierarchie akzeptieren alle Beteiligten, dass mit bestimmten Führungsaufgaben auch entsprechende Rechte verbunden sind. Die vorgesetzte Führungskraft trifft stellvertretend für das Unternehmen Entscheidungen, an die sich die Mitarbeiter halten. Der Chef entscheidet, wann eine Sitzung stattfindet, wer teilnimmt und welche Themen einen Platz auf der Agenda finden. Er entscheidet, wer mit welchen Aufgaben betraut wird, wer das Unternehmen auf der nächsten Messe vertritt oder wer das Projektteam leitet.
Amtsinhaber neigen nicht selten zur Vermischung von Amt und Person. Die aus dem Amt resultierende Macht verschmilzt dann in der Selbstwahrnehmung mit den Eigenschaften der Person. Reaktionen des Umfelds, die dem Amt und dem Amtsinhaber gelten, verbucht der Betreffende konsequent als persönlichen Erfolg. Aus den Ergebnissen der sozialpsychologischen Forschung zur Attribuierung kennen wir die Verzerrung unserer Wahrnehmung bei der Interpretation der sozialen Umwelt. Wir neigen dazu, uns selber im Verhältniszu den Ereignissen als wichtiger wahrzunehmen. Wir haben die Tendenz, Ereignisse so zu interpretieren, als ob wir eine führende Rolle spielen. Wir glauben dann, dass wir das Verhalten anderer stärker als tatsächlich steuern oder beeinflussen.
Der einem Amtsträger entgegengebrachte Respekt und auch gegebenenfalls gewährte Vergünstigungen wird mancher dann leicht seinen persönlichen Eigenschaften zuschreiben und nicht dem Wunsch, vom Einfluss des Amtes zu profitieren.
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