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Die Macht der ewigen Liebe

Die Macht der ewigen Liebe

Titel: Die Macht der ewigen Liebe
Autoren: Corrine Jackson
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war. In der Gemeinschaft waren sie glücklich gewesen, sie hatten einander geholfen zu überleben. Der Gedanke, dass auch damit Schluss sein sollte, machte mich traurig.
    Während all das geschah, lebte meine Familie in einer Art Zeitschleife, in der uns nichts berühren konnte. Vielleicht lag es an den Monaten, die wir voneinander getrennt gewesen waren, vielleicht an dem, was wir verloren hatten, jedenfalls spielte nichts eine Rolle, außer dass wir uns gegenseitig mit Fragen löcherten, um alles voneinander zu erfahren. Lügen wurden enthüllt. Beichten wurden abgelegt. Und wir kosteten die Zeit miteinander aus.
    Aber das reichte nicht.
    Bis auf meinen Dad und Lucy wussten alle, was bevorstand. Ich sah es an den mitleidigen Blicken, die Asher und Lottie in meine Richtung warfen. Und dann gab es da noch Gabriel und die stille Art, wie er mich beobachtete, als würde er erwarten, dass ich jeden Moment entzweibrach. Und damit lag er nicht so falsch. Mein Vater und Lucy dachten, ich würde mit ihnen heimkehren.
    Der Abschied von ihnen würde mich umbringen.

    Zweiunddreißig Tage nach der Rettungsaktion ging ich ins Wohnzimmer und fand meinen Vater und Asher in eine ernste Unterhaltung vertieft. Etwas an ihrer Körpersprache ließ mich auf dem Absatz kehrtmachen und den Raum gleich wieder verlassen. Im Haus war es kein Geheimnis, dass mein Dad nachts Probleme mit dem Schlafen hatte. Sein Körper mochte geheilt sein, aber seine Seele hatte durch das, was er in den Monaten seiner Geiselhaft ertragen musste, großen Schaden genommen. Es war ein Tabuthema, etwas, worüber er mit Lucy und mir partout nicht reden wollte. Doch wenn irgendjemand verstand, was er durchgemacht hatte, dann war es Asher.
    In der Diele setzte ich mich auf den Boden und passte auf, dass niemand zu ihnen hineinging und sie unterbrach. Und genau dort entdeckte mich Seamus. Er lehnte sich neben mich an die Wand, verschränkte die Arme und sah mich an. Eine seiner dunklen Augenbrauen hob sich erwartungsvoll.
    »Was ist denn?«, fragte ich, als er schwieg.
    Seamus hatte alles getan, was in seiner Macht stand, damit wir uns wohlfühlten. Ja, er hatte uns tatsächlich so behandelt, als wären wir eine Familie. Von seinen Vermutungen darüber, was an jenem Tag in der Tiefgarage mit mir passiert war, hatte er nie jemandem erzählt.
    »Du bist ein Phönix«, sagte er.
    Ich versuchte mit aller Macht, nicht rot anzulaufen, und sah Seamus mit reichlich schlechtem Gewissen an. Ich hatte befürchtet, er würde mich noch stärker zum Bleiben drängen, wenn ich zugab, was ich war.
    »Nein«, platzte ich heraus. »So ein Quatsch!«
    Er legte den Kopf zur Seite und beobachtete mich. »Wenn du das sagst«, antwortete er.
    Meine Hände wurden kalt und feucht, und ich wischte sie an meiner Jeans ab, bis Seamus’ Blick der Bewegung folgte.
    Er weiß, dass ich lüge.
    »Tu dir den Gefallen und spiele bitte nie Poker. Im Bluffen bist du keinen Deut besser als als Krankenschwester.« Mir klappte der Mund auf, und er drückte ihn mir wieder zu, bevor er fortfuhr: »Nun ja. Eigentlich kann ich es dir ja nicht verdenken, dass du von alldem frei sein möchtest.«
    Am Knie entdeckte ich ein Loch in meiner Jeans und zupfte an einem losen Faden. »Du bist nicht sauer?«
    »Auf wen?« Er warf die Hände hoch und sah sich mit übertriebenen Bewegungen um. »Außer einem toten Mädchen und mir ist niemand hier. Und auf eine Tote könnte ich doch nicht sauer sein.«
    Ich rappelte mich auf und gab ihm einen Schmatzer auf die Wange. »Du bist ein Gentleman, Seamus O’Malley.« Ich lehnte mich neben ihn an die Wand und überkreuzte meine Beine. »Was wirst du jetzt machen?«
    Seamus machte ein düsteres Gesicht. »Auch wenn ich das nicht gutheiße, haben Brita, Ursula und Edith sich entschlossen, dass sie sich nicht länger verstecken wollen. Anscheinend hast du sie mit der Überzeugung angesteckt, dass sie etwas bewegen, ja, verändern könnten. Nach Ediths Theorie könnten die Heilerinnen vielleicht sicherer leben, wenn die Beschützer von ihrer Existenz erfahren würden.«
    Ich dachte darüber nach und fand, Edith könnte recht haben. Die Beschützer töteten die Heilerinnen, um wieder etwas empfinden zu können, um sich wieder daran zu erinnern, wie sich Sterblichkeit anfühlte. Dadurch, dass man an die Öffentlichkeit ging, konnten die verbliebenen Heilerinnen gerettet werden.
    »Manchen wird das gar nicht gefallen.« Meine Mutter hattegesagt, dass es Heilerinnen und Beschützer
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