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Die Luna-Chroniken: Das mechanische Mädchen (German Edition)

Die Luna-Chroniken: Das mechanische Mädchen (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken: Das mechanische Mädchen (German Edition)
Autoren: Marissa Meyer
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dem Türrahmen, als der Hover hinter Garan zu Boden schwebte und im Schnee landete. Aus der Seitenluke kamen zwei Androiden mit einer Trage herausgerollt. Ihre gelben Sensoren blitzten auf.
    »Um 17:04 Uhr ging bei uns eine Tele ein. Sie betraf ein Letumoseopfer unter dieser Adresse«, sagte einer der Androiden mit monotoner Stimme.
    »Das bin ich«, keuchte Garan, doch seine Worte wurden von Adris Gebrüll übertönt: »NEIN! Garan! Das kannst du nicht tun!«
    Garan lächelte kraftlos, streckte den Arm aus und rollte den Ärmel hoch. Sogar von der Tür aus konnte Cinder die beiden schwarzen Flecken an seinem Handgelenk erkennen. »Es hat mich erwischt. Adri, Liebling, kümmere dich um das Mädchen.«
    Adri zuckte zusammen, als hätte er sie geschlagen. »Das Mädchen?«
    »Pearl, Peony«, fuhr Garan fort, als hätte sie nichts gesagt, »macht eurer Mutter keinen Kummer. Und vergesst nie, wie sehr ich euch liebe.« Das matte Lächeln erlosch und er sank kraftlos auf die Trage.
    »Legen Sie sich hin«, sagte einer der Androiden. »Wir werden jetzt Ihre Daten aufnehmen. Ihre Familie wird über Veränderungen Ihres Zustands von uns benachrichtigt.«
    »Nein, Garan!« Adri stand mühsam auf und schlitterte auf ihren dünnen Hausschuhen auf dem vereisten Weg hinter ihrem Mann her, wobei sie um Haaresbreite der Länge nach stürzte. »Du darfst mich nicht verlassen! Ich kann nicht allein bleiben mit diesem … diesem Ding! «
    Schaudernd verschränkte Cinder die Arme.
    »Bitte halten Sie Abstand zu dem Letumoseopfer«, sagte der Androide und blockierte den Weg zu dem Hover, in den Garan gehoben wurde.
    »Garan! Nein!«
    Pearl und Peony rannten schreiend zu ihrer Mutter. Nur die Angst vor den Androiden hielt sie davon ab, ihrem Vater hinterherzulaufen. Die Androiden rollten in den Hover, dessen Klappe sich schloss. Die Lichter rotierten und die Sirenen hallten gellend durch die ruhige Vorstadt, bis sich der Hover langsam entfernte. Adri und ihre Töchter fielen sich unter den Blicken der Nachbarn weinend in die Arme und sanken in den Schnee. Cinder fragte sich, warum ihre Augen trocken geblieben waren – brennend trocken –, obwohl ihr Herz vor Grauen erstarrt war.
    »Was ist denn hier los?«
    Cinder sah hinunter. Die Androidin war aufgewacht und hatte sich von der Ladestation abgestöpselt. Nun stand sie mit glimmendem Sensor vor ihr.
    »Sie haben Garan mitgenommen«, sagte Cinder. »Sie haben gesagt, er habe Letumose.«
    Im Körper der Androidin war ein Klicken zu hören. »O nein, nicht Garan!«
    Aber Cinder hörte ihre Antwort nicht mehr. Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, bemerkte sie, dass ihr Gehirn bereits vor einer Weile Informationen dazu heruntergeladen hatte und sie nur zu abgelenkt gewesen war, um es wahrzunehmen. Jetzt liefen sie über ihr Sichtfeld.
    Tausende von Menschen sind bereits an Letumose (Blauem Fieber) gestorben. Die Ersten sind der Krankheit im Mai 114 D.Z. zum Opfer gefallen …
    Cinder überflog den Text, bis sie die Worte las, mit denen sie gerechnet und vor denen sie sich zugleich gefürchtet hatte:
    Bis zum heutigen Tag keine Überlebenden.
    Iko redete weiter auf sie ein und Cinder schüttelte den Kopf, um die nutzlosen Informationen loszuwerden. »… es einfach nicht aushalten, sie weinen zu sehen, vor allem die süße Peony nicht. Als Androide fühlt man sich entsetzlich hilflos, wenn ein Mensch weint.«
    Cinder bekam plötzlich keine Luft mehr, zog sich in den Flur zurück und ließ sich gegen die Wand sacken. Sie konnte das Schluchzen der Mädchen nicht mehr ertragen. »Da musst du dir bei mir keine Sorgen machen. Ich glaube, ich kann nicht mehr weinen.« Sie zögerte. »Könnte aber auch sein, dass ich es noch nie konnte.«
    »Ach, wirklich? Vielleicht ein Programmierfehler.«
    Sie starrte in Ikos Sensor. »Ein Programmierfehler.«
    »Klar. Du wurdest doch programmiert, oder etwa nicht?« Sie deutete mit dem spindeldürren Arm auf Cinders Stahlprothese. »Ich habe auch einen Programmierfehler. Manchmal vergesse ich, dass ich kein Mensch bin. Ich glaube nicht, dass das vielen Androiden so geht.«
    Cinder starrte Ikos glatten Torso an, ihre abgelaufenen Trittflächen und die dreifingrigen Greifer und fragte sich, wie es wohl war, in so einem Körper festzustecken, ohne zu wissen, ob man ein Mensch oder ein Roboter war.
    Sie tastete mit der Fingerspitze ihre Augenwinkel ab. Sie waren vollkommen trocken.
    »Ja, wahrscheinlich ein Programmierfehler.« Sie lächelte gezwungen und
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